Mehr als fünf Jahre mussten Fans des Rennspiels GRID auf eine Fortsetzung warten. Diese Spielreihe galt seit Beginn als eine Art Kombination aus Arcade-Racer mit Simulationsattributen. (Sprich: Einstellbares ABS, Traktionskontrolle und weitere.) Allerdings nahm das genutzte Potential von Teil zu Teil ab. Mein absoluter Favorit war damals Racedriver GRID (dass aller Erste) in dem der Saisonabschluss mit der Teilnahme am 24h Rennen besiegelt wurde. Je nach Fortschritt bekam man damals noch Teilnahmeangebote von den GTs bis zu den Prototypen. GRID Autosport war da schon anders und auch schlechter. Das neue GRID soll die Maßstäbe von einst mit einer nagelneuen Grafik und überarbeiteter KI wiederbeleben. Bereits auf der vergangenen Gamescom 2019 konnte ich innerhalb einer privaten Präsentation einige positive Impressionen aufsaugen. Doch wie sieht das nun mit der finalen Version aus? Ich habe den Titel seit dem Release vor knapp einen Monat getestet und zugleich das Updateverhalten der Entwickler analysiert. Denn eines war am Anfang klar: Der Release war ein sehr holpriger Start für viele Spieler.
Keine Story, dafür eine umfangreiche Karriere
GRID 2019 besitzt, nüchtern betrachtet, keine Storyline, sondern setzt bei seinen alten Stärken direkt an. Die Stärke ist eine Karriere mit unzähligen aufeinanderfolgenden Events entlang einer Klasse bis hin zum finalen Rennen, um letztendlich an den großen GRID World Series teilzunehmen. Doch um bei diesem Megaspektakel überhaupt teilnehmen zu können, muss ich erst einmal vier Motorsportklassen vollständig absolvieren und ihre Top-Fahrer schlagen. Der Weg zu den GRID World Series ist durchaus recht lang. Ich habe bereits für die Stockcar-Reihe um die 8-9 Stunden gebraucht. Alles auf der Schwierigkeitsstufe Normal. Insgesamt bietet das neue GRID 98 verschiedene Events (viele mit mehreren Rennen hintereinander) in Sechs verschiedenen Rennklassen. (Namentlich sind es: Touring, Stock, Tuner, GT, Fernando Alonso und Invitational. Letzterer sind eher Einladungsevents, können aber normal wie die anderen Klassen auch, nacheinander abgeschlossen werden. Hier muss ich auch nicht mit meinem Fahrzeug antreten, sondern bekomme welche gestellt.) Dir wird aufgefallen sein, dass auch Fernando Alonso hat eine eigene Rennserie bekommen hat. Sein Name trägt die Formel-Fahrzeugreihe und endet schließlich mit seinem Weltmeister Renault aus der Vergangenheit. Wichtig zu wissen ist, dass man bei fast allen einen Klassen eigenen Wagen kaufen muss. (Eine Ausnahme ist die Teilnahme an den Invitational-Events) Am Anfang reicht das Geld gerade für ein Fahrzeug aus einer Klasse. Somit werde ich bereits am Anfang dazu bewegt, mich für einen Strang zu entscheiden. Da ich persönlich eh mehr für das Stockcar-Racing zu begeistern bin, habe ich auch damit angefangen. Typisch amerikanische Muscle Cars mit Heckantrieb und mächtig wums. (Geschweige vom mächtigen Sound.) Doch der Umgang mit diesen Fahrzeugen muss gelernt sein und genau hier stieß ich auf das erste “WoW!“, denn die Fahrzeuge fahren sich wirklich so, wie ihre realen Vorbilder. (Es wird dich freuen, das dieser Titel knapp über 60 Fahrzeuge von namentlichen Herstellern besitzt.
Theoretisch sind alle Fahrzeuge mit original Herstellernamen ausgestattet.) In meinem Fall bedeutete das, extrem ausbrechendes Heck bei zu viel Gas und eine gewisse Trägheit. Natürlich hat jede Klasse eine gewisse Anzahl an verschiedenen Fahrzeuge, welche sich auch von den Attributen unterscheiden. Die Wahl des Fahrzeugs entscheidet also auch darüber, wie gut ich mit dem Arbeitsgerät auf der Strecke zurechtkomme. Übrigens sind die Touring Fahrzeuge die Besten, was das Handling und die Fahraction angeht. Insgesamt bietet das neue GIRD rund 13 verschiedene Strecken. Darunter sechs real nachempfundene, mit jeweils ein bis zwei alternativ Varianten. Zusätzlich zu den realen sind auch jene vertreten, welche die meisten GRID-Fans noch von den früheren Teilen kennen werden. (Zum Beispiel Havanna oder San Francisco) Alles in allem eine nette Auswahl, doch leider nicht so umfangreich wie ich es mir gewünscht hätte. Vor allem weil Konkurrenztitel da mittlerweile auch deutlich mehr bieten. Generell finde ich es nicht schlecht, dass man die alten “Fantasie-“ Strecken wieder ausgegraben hat. Allerdings hätte ich mir auch gewünscht, das da noch mehr gekommen wäre. Und genau das ist auch der Grund, warum GRID (2019) von mir keine extrem hohe Wertung bekommen wird. Im Bezug auf die Fahrzeuge ist die Menge recht gut, doch Streckenmäßig sehr mau. Vor allem versucht man vieles mit ein paar (leicht) veränderten Streckenführungen und der Rückwärtsvariante aufzuhübschen. (Dadurch entstehen rund 60 verschiedene Routen) Doch am Ende werden die Strecken recht einseitig. Der Mix der Strecken ist im übrigen auch meistens von den Events selbst abhängig. So gehört es zum guten Ton, dass manche Events bei den Stockcars auf einer bekannten NASCAR Strecke wie dem Indianapolis Motor Speedway ausgetragen werden. Als Motorsport-Fan fehlen mir in diesem Spiel leider auch Strecken wie die komplette Nordschleife, Le Mans, Hockenheimring, Daytona oder gar Spa-Francorchamps.
Zur Auswahl stehen lediglich Indianapolis Motor Speedway, Brands Hatch, Sepang International Circuit, Silverstone Circuit, Sydney Motorsport Park und Zhejiang Circuit. Abseits der Karriere bietet GRID natürlich auch ein Freies Spiel. Doch so frei wie man es nun denken mag ist dies auch nicht. Ich kann zwar alle vorhandene Klassen aussuchen und die Strecken frei wählen, doch beim Stichwort Autos kommt das Thema Geld wieder zum Vorschein. Pro Rennklasse bietet mir das Spiel die Option an, ein Fahrzeug für dieses Rennen zu mieten. Nachteil dabei: 10% des eingefahrenen Geldes werden für die Miete fällig. Zudem muss ich für Schäden auch aufkommen. (Diese Kosten habe ich zwar auch für meine eigenen Fahrzeuge aber mit dem Abzug der Miete ist der Satz schon höher.) Unter dem Strich verliere ich vom Preisgeld locker mal 20%. Weiterhin kann ich nicht jedes Fahrzeug mieten, sondern immer das Erste innerhalb der Auswahlreihe. Sonst sind zwar alle Fahrzeuge vollständig gelistet (je nach gewählter Klasse) aber ich muss sie kaufen um mit ihnen anzutreten – Ja selbst im Freien Spiel. Sowas finde ich persönlich total Uncool. Da hätte ich es lieber gehabt, wenn man sich durch seinen Spielerlevel die Autos freischaltet oder alternativ vielleicht auch die Fahrzeuge durch Einladungsrennen freischalten kann. Aber Einladungsrennen, die durch Zufall vergeben werden und nicht über das Event-Menü der Karriere. Dies sind leider nur meine Ideen und so musste ich leider das Freie Spiel etwas weit in den Hintergrund rücken, denn lediglich über die Karriere kann ich genügend Geld für neue Fahrzeuge erspielen. Übrigens: DLC Fahrzeuge werden auch im Freien Spiel angezeigt und können genutzt werden. Sie sind sofort verfügbar.
Die Wahl des Teamkollegen – Kaum große Gestaltungsmöglichkeiten
Ich als Besitzer eines aufstrebenden Teams, muss natürlich auch einen Teamkameraden haben, welcher mich anspornt und gegebenfalls auch den Rücken freihält. Im neuen GRID kann ich diesen über den Menüpunkt Spielerprofil einstellen. Über eine Auswahlliste greife ich aus einer Vielzahl an Kollegen jemanden heraus. Neben Attributen wie Loyalität, Können, Angriff und Verteidigung gilt es auch den richtigen für die zukünftige Rennklasse auszusuchen. Ein Spezialist für Stockcar wird im Tourenwagen kaum seine volle Leistung abrufen können. Dementsprechend muss ich meine Auswahl weise treffen. Darüber hinaus schalten sich von Profillevel zu Level auch neue Teamkollegen frei. Diese sind logischerweise stärker und besser als die anderen. Allerdings haben sie auch ihren Preis. Zusätzlich muss ich bei der Auswahl auch auf den Anteilbonus achten, welcher mir zusätzlich bei guten Ergebnissen Geld einbringt. Generell gibt es beim Beenden eines Rennens eine Prämie für die Position, das Preisgeld für den Teamkollegen und die Abzüge für Reparaturen und Wartung. Und obwohl diese Kosten abzogen werden, bietet das Spiel keine eigene Werkstatt und große Möglichkeiten sein Fahrzeug freu zu gestalten. GRID ist im großen und Ganzen sehr oberflächlich. Unter den Fahrzeugeinstellungen (Setup) kann ich nur ein paar Teile des Fahrzeugs direkt vor dem Start einstellen. Reifenart, Reifendruck, Abtrieb und Fahrzeughöhe wurden nicht berücksichtigt.
Es bleibt bei Federung, Schaltung, Stabilisatoren, Bremskraftverteilung und Stoßdämpfer. Zudem bietet das Spiel nur eine recht einfache Art seine Fahrzeuge zu gestalten. Es gibt dabei eine Vielzahl an vorgefertigten Lackierungen / Designs bei denen ich lediglich die Farbzusammensetzung bestimmen kann. Ein freies Design ist leider nicht möglich. Was mir zusätzlich etwas sauer aufstößt, ist die Tatsache, das viele Lackierungensarten/Designs freigespielt werden müssen. Dies geschieht natürlich durch die Profillevel. Letztenendes werden nur Lackierungen und Teamkollegen durch diese Level freigeschaltet. Das Weiterkommen innerhalb der Events passiert durch Siege innerhalb des jeweiligen Events. Das bedeutet aber längst nicht, das du nun jedes einzelne Event absolvieren musst. Ab etwa der Hälfte sind die Anforderungen für die nächste Freischaltung etwas offener. Ein weiterer, für mich sogar fast elementarer Kritikpunkt, ist die sehr magere Option für Trainings. So habe ich vor dem Start des Rennens die Option meine Startposition durch eine Qualifikation zu erfahren. Ein freies Training, um vielleicht mal die Strecke kennenzulernen, bietet der Titel leider nicht. Allerdings habe ich die Option, diese Qualifikation so oft zu fahren, wie ich will. (Aber nur eine Runde!) Außerdem schreibt das Spiel nur die beste Zeit fest, sodass spätere Qualifikationsläufe, welche schlecht ausfallen, nicht gewertet werden. Ich hätte mir hier trotzdem sehr sehr gerne eine freie Trainingsart gewünscht. Was mich allerdings an dem Titel erfreute, waren die Stadionsprecher, welche sich zwar recht schnell wiederholen, aber beim vorzeitigen Starten des Rennens dieses Erkennen und nur noch sagen: „Ohhh… ich höre das Rennen geht los, wir sprechen später weiter..“ Das ist natürlich schon eine lustige Art das “Fachgespräch über Rennen, Ort und Fahrer“ zu unterbrechen.
„Weise den Teamkollegen an…“
GRID bietet innerhalb des Rennens mit einem recht interessanten Feature noch die Option an, nicht nur nach Zeitständen, Platzierung und Stand des Kollegen zu fragen, sondern auch Anweisungen herauszugeben. Dabei bezieht sich dies auf Angriff oder Defensiv-Verhalten. Das muss aber nicht gleich bedeuten, dass mein Kollege dies auch gleich umsetzt. Dies hängt von der Platzierung und den Attributen des Teamkollegen selbst ab. Ist zum Beispiel sein Loyalerwert niedriger als 3/4 , so kann ich davon ausgehen, dass er selten auf meine Befehle eingehen wird. Aber keine Sorge – In den höheren Profillevel werden deutlich bessere Teamkollegen freigeschaltet. Im Grunde ist das Feature nicht wirklich verkehrt und recht gut angesetzt, doch am Anfang der Karriere ist es etwas nervig, das man kaum bis gar keine Unterstützung vom Kollegen bekommt. Achja… Und aggressiv kann dieser selbst gegen meine Wenigkeit werden.
Profillevel, Abzeichen und die Profildarstellung
Im vorherigen Abschnitt habe ich bereits einiges zum Profillevel geschrieben gehabt. Ergänzend dazu folgt nun ein weiteres Feature, welches eher nur “Dekoration“ ist. Jeder Spieler in GRID, egal ob nun im Einzelspieler die KI als auch die realen Fahrer im Mehrspieler, besitzen eine Art Spielerkarte. Diese Karte kann in verschiedenen Varianten mit unterschiedlichen Kopfleisten, Hintergründen und Abzeichen bestückt werden. Diese Abzeichen bekomme ich, wenn ich verschiedene Herausforderungen erledige oder spezielle Meisterschaften und Events erfolgreich gewinne. Diese Abzeichen kann ich über mein Profilmenü, zusammen mit meiner Spielerkarte, individuell anzeigen lassen. In meinen Augen eine nette kleine Spielerei am Rande und sicherlich etwas gut für den Mehrspieler. Im Einzelspieler eher weniger.