Über zwei Jahre nach dem ersten Teil erschien vor kurzem die Fortsetzung von Watch_Dogs, allerdings mit neuem Ort und neuen Charakter. Ist das vielleicht der Grund, warum sich der Titel in den letzten Wochen so schlecht verkaufte? Ich habe dazu leider keine direkt Antwort, doch ich mache mich nun für noch unentschlossene Spieler auf den Weg nach San Francisco (der neuen Spielwelt) und hacke mich durch die Systeme der gesamten Stadt. Übrigens das ganze ohne einmal den Vorgänger gespielt zu haben.
DedSec gegen Korruption, Überwachung und Unterdrückung
Gestatten?! Marcus Holloway. Sohn der bekannten Stadt San Francisco und bekannter Hacker unter dem Nicknamen Retr0. In den ersten Spielminuten sehen sie, wie er sich aus dem Strafregister von ctOS heraus hackt. Beobachtet wird er via Live-Stream von der Hacker-Rebellion DedSec, welche feststellen muss, das dieser junge Mann viel mehr drauf hat als zuerst gedacht. Doch genug von der Vorstellung, den die Facts sind nun bekannt. Die allererste Mission mit Marcus ist die soeben beschriebene Situation. Sein Ziel? Endlich unerkannt durch die Menge gehen. Doch bereits die erste Mission gestaltet sich interessanter als von mir zuerst gedacht. Bewaffnet mit einer Elektroschockpistole schleiche ich mich vorbei an den Wachen. Entlang an der Landerampe, rauf aufs Vordach, das Sicherheitssystem umgehen und zack ist er auch schon drin. Im inneren lerne ich die Nähkampffähigkeit von Marcus kennen. Mit einer Art Gummi-Schleuder, oder so etwas ähnliches, kann dieser dann die Gegner erwürgen oder K.O. schlagen. In der Serverfarm muss ich aber aufpassen. Es wimmelt überall von Sicherheitskräften und einige können sogar Verstärkung rufen. Die einzigen Hilfsmittel die Marcus hat, sind die Überwachungskameras und diverse elektronische Geräte, welche er kurzschließen, unter Strom setzten oder gar explodieren lassen kann. Das alles geschieht, je nach Aufwand, mal mit dem Laptop oder Smartphone. Für Spieler des ersten Watch_Dogs ist das wahrlich nichts neues. Weiterhin muss ich mit Marcus ganz nach oben der Serverfarm, damit dieser eine spezielle Brücke installieren kann. Trotz der paar Sicherheitskräfte gestaltet sich das Unternehmen etwas schwer, denn nachdem einer der Sicherheitskräfte den anderen Bewusstlos auf dem Boden gefunden hatte, rief dieser den Alarm aus. Übrigens ist ein Wegschleppen oder Schleifen von "schlafenden" Personen nicht möglich.
Nun durchsuchen diese das ganze Gebiet. Wie bei fast jedem Spiel dieser Art gibt es sowohl einen Aufmerksamkeitspfeil, welcher mir zeigt in wie fern mich der Gegner erkannt hat, als auch mehrere Fahndungsstufen und verschiedene Handlungsweisen der Einheiten. Ubisoft verzichtete bei diesem Spiel übrigens auch auf einen nervigen Lebensbalken. Der kritische Zustand von Marcus Gesundheit wird in dem Fall durch blutige Flecken und einer entsprechenden Umrandung hervorgerufen. Sollte Marcus mal sterben, so lädt das Spiel beim letzten Kontrollpunkt. Diese sind durchgängig gut angesetzt, allerdings wird während der Missionen nicht gespeichert. So kam es, das ich bei einer Mission mindestens vier mal von vorn anfangen musste. Insgesamt bietet der Titel vier verschiedene Schwierigkeitsstufen, welche sich nicht nur auf das entsprechende Verhalten und die Zielgenauigkeit der Gegner auswirkt, sondern auf die Schadensempfindlichkeit von Marcus. (Der Schwierigkeitsgrad Realistisch ist übrigens wirklich wirklich wirklich mit Vorsicht zu genießen.) Soweit die Aufmerksamkeitsanzeige, Schadensempfindlichkeit und weitere Features im Zusammenhang mit Marcus. Manche Gebiete in der sich Marcus bewegt geben allerdings nicht wirklich viel Platz für eine ausgedehnte Flucht frei. In der Serverfarm zum Beispiel gab es keine Versteckmöglichkeit, sodass ich mich dank der NetHack-Ansicht (Eine Art wie Röntgenblick oder bei Assassins Creed der Adlerblick, bei dem man alle erkannten feindlichen Einheiten, Modulverbindungen und besondere auffindbare Sachen angezeigt werden können.) immer mit den Einheiten bewegen musste. Letztendlich kühlte sich die Situation ab und ich gelang endlich zum Schacht. Dort installierte er die Brücke. Danach folgte der einfache Einbruch ins Kontrollzentrum. Hier geht das Spiel über in eine Ingame-Sequenz, wo erstmals mehr über Marcus aufgedeckt wird. Er ändert sein Strafregister und nimmt sich komplett aus dem System heraus. Lustig finde ich die anschließende Möglichkeit, eine andere Person durch mein gelöschtes Profil zu ersetzten. Wem darf ich die Strafen seines Profils anhängen? Danach gilt es wieder aus dem Gebäude zu fliehen, doch ich werde entdeckt und muss mich mit den geklauten Waffen der Sicherheitskräfte durchschlagen.
Ich entfliehe mit Marcus aus dem Blume Gebäude und kann mir danach eine Sequenz ansehen, wie Marcus entführt wird. Doch er wurde nicht von irgendjemanden entführt, sondern von der kleinen Hacker-Gruppe DedSec. Nach einem kurzen Dialog gehört Marcus dazu und so beginnt das Abenteuer. Doch was sind die Ziele der Gruppe? Im Fokus steht die Abschaffung der Datensammlung, Überwachung und den Verkauf dieser Daten an Dritte. Im Spiel werden hierfür zwei Technologiekonzerne bekannt: Blume und ctOS. Letztere stellen die komplette Vernetzungstechnik für alle Einwohner bereit und hosten diese auch. Im fiktiven San Francisco gibt es keinen Menschen, kein Haus, kein Auto, ja selbst kein Roboter welcher nicht mit ctOS vernetzt ist. Widerstand der Bevölkerung? Fehlanzeige. Alle glauben den Versprechungen, Ankündigungen und Anpreisungen der neuen Technik. Und genau da klinkt sich DedSec ein, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Menschen aus der Geißel der Überwachung, Kuroption, Datenschiebereien und anderen "nicht ordnungsgemäßen" Aktivitäten zu befreien. Doch bevor das kleine Team sich mit den großen Anlegen kann müssen sie Zuspruch und das Gehör der Bevölkerung bekommen. Das vorerst wichtigste Ziel ist also, mit vielen Missionen genügend Follower zu gewinnen. Und genau an dieser Stelle verliert der Titel seine Enge zur Geschichte, was nicht nachteilig ist.
Mit Waffengewalt, Einfallsreichtum und dem Smartphone gegen die Großen
Eigentlich spielt sich der Titel wie jedes andere Open-World Spiel was man mittlerweile so kennt. (Grand Theft Auto, Mafia 3....) Doch Watch_Dogs 2 kristallisiert sich durch seine Möglichkeiten heraus. Mit dem Smartphone und seinem Laptop kann sich Marcus nicht nur in Systeme von Gebäude hacken, sondern er hat Möglichkeit auch mit einem Jumper (eine kleine fahrende Drohne) oder dem Quadrocopter die Sperrgebiete auskundschaften, sowie ebenfalls Systeme überbrücken. Mit mehr Forschungspunkten, worauf ich auch noch komme, können diese kleinen Helfer auch großes bewirken. Doch zum größten Teil wird alles mit den beiden ersten Komponenten abgehandelt. Egal ob nun am Straßenrand, direkt in einem Gebäude oder während der Fahrt. Mit dem Smartphone kann ich zum Beispiel diverse Informationen über vorbei laufende Personen aufrufen, das BotNet System aufladen oder einfach ein bisschen Geld von deren Konto transferieren. Dank dem BotNet ist aber noch viel mehr drin. So können die Ampeln manipuliert, andere Smartphones angeklingelt oder zum Kurzschluss gebracht werden. Die Möglichkeiten nehmen übrigens mit dem Ausbau des Fähigkeitsbaumes ungemein zu. Dies geht dann bis hin zu kurzen Befehlen an X-Beliebigen Fahrzeugen, selbst die von den Cops. Neu sind die Möglichkeiten und das tun mit dem Smartphone/Laptop allerdings nicht, denn das war bereits bei Watch_Dogs das wohl elementarste. Das Hacken mit dem BotNet ersetzt bei den Missionen allerdings nicht die Cleverness des Spielers. Egal ob Sperrgebiete (Also Bereiche die nicht betreten werden dürfen und für gewöhnlich mit schießwütigen Sicherheitspersonal besetzt sind) oder gefährliche Gebiete innerhalb einer Mission, das Vorgehen sollte gründlichst durchgegangen und überprüft werden.
Marcus ist nicht der Rambo, welcher vielleicht zig hunderte Kugeln einstecken kann, sondern man muss mit ihm recht dezent durch die Missionen und Aufträge schleichen. Ein gewisses Ungleichgewicht sorgt bei diesem Titel allerdings die Nutzung von Waffen. Das Hauptquartier von DedSec besitzt einen 3D-Drucker mit dem es möglich ist nicht nur den Quadrocopter und den Jumper zu bauen, sondern auch Waffen. Diese kosten zwar einiges an Geld, sind aber durchaus hilfreich. Interessanterweise haben Angriffe mit Waffen kaum irgendwelche Auswirkungen auf die Geschichte selbst. Klar werden diese nach Fahndungsstufen geahndet aber nach Ablauf der Fahndung ist alles so, als sei nie etwas passiert. Von der Schrotflinte bis zum schallgedämpften Schnellfeuergewehr, es kann eine breite Palette an Waffen mit verschiedenen Lackierungen hergestellt werden. Und auch wenn es teilweise mit Waffengewalt einfacher zu sein scheint, muss man immer noch darauf achten die Sicherheitskräfte auszuschalten, welche Verstärkung rufen können. Schafft es erst einmal einer einen Notruf abzusetzen, so kommen noch mehr Einheiten zu meiner Position. Trotzdem empfinde ich die Balance zwischen Schusswaffen und Hacker etwas unausgeglichen in Richtung der Waffengewalt ausgelegt.