TT Isle of Man
Zwischen Highspeed und Stürze
TT Isle of Man ist wohl eines der gefährlichsten Motorradveranstaltungen auf der Welt. So schön die kleine Insel auch ist, um so gefährlicher ist der Straßenverlauf der TT Isle of Man Strecke. Diese führt, wie du dir sicher vorstellen kannst, natürlich über öffentliche Straßen mit allem was dazu gehört. Sicher hast du bei Eurosport oder Sport 1 schon einmal ein paar Ausschnitte oder sogar die Berichterstattung darüber gesehen und das, was man da sieht, ist wirklich die höchste Kunst des Motorrad-Rennsports. Vergiss die Rennstrecken mit ihrem sauberen Verlauf, dem Kiesbett und den Tribünen. Stattdessen gibt es enge Straßenzüge, wo gerade so zwei Autos nebeneinander passen, weite Felder, Bordsteinkanten und Fans, die auf allem stehen und sitzen, was die Umgebung gerade her gibt. Warum ich das nun so genau beschreibe? Nun weil du es sogar mit dem offiziellen Titel TT Isle of Man, aus dem Hause Kylotonn Entertainment erleben kannst. Und da es offiziell ist beinhaltet das Spiel alle bekannten Fahrer und Bikes der beiden Rennklassen Sportbike und Superbike, sowie die komplett nachempfundene TT Isle of Man Strecke. Darüber hinaus haben die Entwickler noch neun fiktive Strecken hinzugefügt. Sie kommen vor allem im Rahmen der Karriere stark zum tragen.
Auch wenn das Spiel keine offizielle Rennstrecke besitzt, machen sich die fiktiven Straßenparcours recht gut. Vor allem das Leveldesign gefiel mir sehr gut, da die fiktiven Strecken wirklich so aussehen, wie man sich diese auch unter ihrer Flagge vorstellen würde. Die Strecken führen einen von Wals über Nordirland bis hin zu einem Containerhafen. Alles ganz im Stile des Straßenrennen und der TT Isle of Man. Die wirkliche Herausforderung wartet allerdings bei der TT Isle of Man Strecke auf einen. Sie ist übelst lang, sehr anspruchsvolle und nicht selten eine wahre Herausforderung für Biker und Motorrad. Vor allem die vielen leichten Kuppen und schnellen Kurven sorgten bei mir nicht selten für Verzweiflung. Doch will ich nun zu den angebotenen Modi übergehen. Der Titel teilt sich im Grunde in einem Singleplayer und einen Multiplayer auf. Der eigentliche Fokus liegt selbstverständlich auf dem Solo Part. Dieser beinhaltet Quick Race, Time Attack, Karriere und Tutorial. Ich werde hier nun ganz kurz die einzelnen Modi erläutern. In Quick Race kann ich schnell und einfach ein Rennen nach meinen eigenen Einstellungen kreieren. Im Gegensatz zu anderen Spielen, muss ich hier keine Strecken oder Bikes freischalten, sondern kann sofort auf alles zugreifen. Hinzu kommen Einstellungsmöglichkeiten wie Startart (Massenstart oder TT Start. Der Massenstart ist das normale Rennen indem alle auf einmal losfahren und direkt um den Gewinn kämpfen. Der TT Start ist ein Kampf gegen die Zeit der Anderen. Hier entscheidet nicht wer als erste über das Ziel kommt, sondern wer die Strecke mit der besten Zeit absolviert.
Demzufolge starten auch alle Teilnehmer nach und nach. Ganz wie in der realen Veranstaltung ist es auch möglich, andere Kontrahenten zu überholen.), Runden, Strecken, Tageszeit und Motorradklasse. Im übrigen bietet das Spiel keine Wettereffekte wie Regen, da in Echt das Isle of Man bei nassen Wetter nicht stattfindet. Die Entwickler richten sich an dieser Stelle ganz nach dem Original. Das gilt leider auch für die fiktiven Strecken. Nach einer moderaten Ladezeit bin ich bereits auf der Strecke. Im übrigen haben Kylotonn Entertainment auf eine Art Erfahrungspunktesystem für das eigene Profil verzichtet. Ich persönlich begrüße es, einmal ein Rennspiel zu sehen, das ohne nerviges Freischalten und Profilsystem auskommt. Nun aber weiter mit dem Time Attack. Hier geht es einzig um die Bestzeit. Zudem bietet dieser Modus mir die Möglichkeit mich mit anderen auf einer Bestenliste zu messen und zugleich die Strecken kennenzulernen. Wer das erste mal dieses Spiel startet, der sollte natürlich auch das Tutorial absolvieren. Hier geht man auf alle wichtigen Elemente (vor allem die Steuerung) des Spiels ein. Dich wird es nicht wundern, das dass Spiel über eine Respawn-Funktion verfügt. Nach einem Sturz stellt das Spiel meinen Biker automatisch wieder auf die Straße. Abgesehen vom Respawn ist es möglich den Biker nach Vorne und Hinten zu lehnen, sowie die Gänge selbst zu schalten, nach hinten zu blicken und die Kameraansicht zu wechseln. Eine Rückspulfunktion gibt es leider genauso wenig, wie die Möglichkeit den Bikes ein Setup zu verpassen oder diese zu Verbessern.
Jedenfalls greift das Tutorial, anhand eines Streckenabschnitts der Isle of Man Strecke, alle notwendigen Punkte einmal auf. Nun komme ich zum Herzstück – der Karriere. In dieser lege ich einen neuen Fahrer an und kaufe mir mein erstes Bike. Ich war ziemlich beeindruckt davon, wie viele Bikes das Spiel beinhaltet. Von Triumph über BMW bis hin zu Yamaha und Kawasaki bietet das Spiel eine überaus große Anzahl an Bikes, auch über das eigentlichen Aufgebot an offiziellen Fahrern/Bikes der TT Isle of Men hinaus. Jedenfalls kaufe ich für etwas Geld mein erstes Bike und nehme an einzelnen Events teil. Mein Manager sucht dabei die Events heraus und ich kann pro Monat bis zu drei Stück auswählen. Das Ziel ist es genügend Geld für weitere Bikes zu erkämpfen und mir natürlich einen Namen, anhand von Ruf-Punkten, zu machen. Je höher mein Ruf ist, um so bessere Events bekomme ich und das Hauptziel ist natürlich an dem großen TT Isle of Man teilzunehmen. Was ich etwas schade fand, war die Tatsache, das die Individualisierung an Ausrüstung und den Bikes etwas auf der Strecke blieb. Ich bezeichne es einfach mal als; sehr oberflächlich und ohne großen Umfang. Darüber hinaus gibt es keine Möglichkeiten sein Bike zu verbessern, abzustimmen oder seinen Charakter zu verbessern. Es ist eine recht sterile, jedoch einfache Karriere die hier geboten wird. Neue Bikes werden übrigens durch sogenannte Hersteller-Events freigeschaltet. Hierzu muss ich allerdings von jeden Eingeladen werden und setzt einen hohen Ruf-Level voraus.
Recht einfacher Mehrspieler für zwischendurch
Sicher lag der Entwicklungsfokus von Kylotonn Entertainment auf dem eigentlichen Herzstück, dem Einzelspieler. Da wundert es keinem, das der Mehrspieler nichts besonderes bietet außer das, was man von ihm erwartet. Neben einem direkten Beitritt in einer laufenden Sitzung, besteht auch die Möglichkeit ein eigenes Match zu starten. Die Funktionen zur Erstellung eines solchen Matchs entsprechend eigentlich dem üblichen Standard. Lobbyart (privates oder öffentliches Spiel), Bike-Kategorie, Strecke (hier unterscheidet man zwischen der großen TT Isle of Man Strecke und den anderen) und die eigentliche Rennart (Tourist Trophy, Abschnitte oder Runden) können bestimmt werden. Danach geht es direkt in die Lobby und zu der Wahl der Bikes und der Strecke, sofern der Host entscheidet. Und auch wenn der Mehrspieler einfach, einfach ist, so scheint doch der Netzcode recht solide und stabil zu laufen. Während meiner gelegentlichen Online-Runden hatte ich keine wirklichen Probleme. Da alle Spieler eh nur feste Bikes aus dem Stock aussuchen dürfen, zählt an dieser Stelle wirklich nur die Erfahrung. Hilfen sind im übrigen erlaubt. Das hat aber auch damit zu tun, das die Hilfen wirklich nur dezente Hilfen sind und wie ich noch eingehen werde, an der Art des Spiels als Simulation nicht wirklich etwas verändern. Wie bereits erwähnt, bietet der Mehrspieler über diese Möglichkeiten hinaus, kaum etwas nennbares an.
Zwischen Wutanfall und Euphorie
Zugegeben, ich musste auf der vergangenen Gamescom 2017 schmunzeln als die Entwickler uns sagten, das TT Isle of Man sich vor allem an die Simulationsfans richten wird. Klar... und was machen die “Newbies“ oder “Gelegenheitsspieler“? Schließlich möchte jeder Motorsportfan das virtuelle Isle of Man erleben. Nachdem ich aber nun einige Stunden damit verbracht habe mich in Geduld zu üben, so muss ich ehrlich sagen: Nicht schlecht Kylotonn Entertainment. Denn in der Tat wirkt die Steuerung sehr simultan. Da helfen auch die zuschaltbaren Hilfen wie Traktionskontrolle, ABS, Anti-Wheelie und Anti-Stoppie nur wenig weiter. Sicher greifen sie so gut, wie man es einstellt, doch die grundlegende Fahrphysik greift sie nicht auf. Das bedeutet, das man immer noch rutschen, stürzen oder untersteuernd irgendwo hinein rauschen kann. Während ich auf den fiktiven Strecken so gut wie keine Probleme hatte, so machte mir doch die Isle of Man Strecke so richtig viele Probleme. Nicht nur weil sie so groß ist und ich wirklich viele Abschnitte immer wieder trainieren musste, nein! Kylotonn Entertainment haben es geschafft, die Besonderheit dieser Strecke genau richtig einzufangen. Leichte Kuppen, Bordsteinkanten, wechselnder Belag bei einigen Streckenverläufen... all das macht das Fahren am Limit noch viel intensiver und anstrengender. Und auch wenn die Traktionskontrolle auf Komplett geschaltet ist und die Bremsen gekoppelt sind (Du kannst die Bremsen auf Einzeln, für Vorne und Hinten separat oder kombiniert für beide zusammen zuschalten), so kann es immer noch passieren, das ich bei einer hohen Geschwindigkeit in einer leichten Rechtskurve, mit einer nicht einsehbaren Kuppe, einfach mal abfliege.
Oder ich erlange die Erkenntnis, das man auf partout das Motorrad nicht mehr stabilisieren kann, sobald es einmal richtig angefangen hat zu rutschen. Es fühlt sich immer so an, als würde ich das unfreiwillige Absteigen meines Bikers direkt und ohne Zweifel kommen sehen. Das Dumme an dieser Sache ist leider, das ich während des Rutschens nichts mehr ändern kann, um das Bike vielleicht mit einem Schlenker wieder gerade zu richten oder ähnliches. Generell ist die Steuerung sehr empfindlich, was die Reaktionsfreudigkeit angeht. Einmal in einer Kurve zu früh voll aufs Gas und der Pilot steigt unfreiwillig ab oder die Maschine gerät ins rutschen. MotoGP Spieler werden sich sicherlich daran erinnern, dass die bekannte Motorradsimulation von Milestone über eine verbesserte Grip-Funktion verfügt. Diese hätte ich mir hier auch sehr gewünscht. Stattdessen muss man sich mit den paar wenigen, wenn auch wirklich greifenden, Hilfen begnügen. Doch es bleibt bei einer reinen Nervenprobe, denn nicht selten musste ich zig mal neu anfangen und einzelne Abschnitte akribisch lernen. Warum? Nun... auch wenn die Stärke der KI durch vier Schwierigkeitsgrade bestimmt werden kann, so ist sie gerade bei der Tourist Trophy oder dem TT Start überaus stark. (Auf zeitlicher Basis.) So muss ich schon auf Leicht eine perfekte Runde hinlegen, um den Gegner zu schlagen. Spiele ich aber nun Massenstart, mit acht gleichzeitig startenden Teilnehmer, so entpuppten sich diese als sehr leicht. Dieses Ungleichgewicht der KI im Bezug auf Zeit- und Duellstärke ist in der Welt der Simulationen nicht ganz unbekannt.
Große Renntitel wie Project CARS 2 oder Forza Horizon 3 leiden ebenfalls darunter. Somit sehe ich das jetzt nicht all zu stark als Kritik an. Trotzdem kann es gerade für Gelegenheitsspieler und Anfänger extrem nerven und zunehmend demotivieren. Euphorie spürt man dagegen bei einem erfolgreichen Rennen über 20 Minuten konstanten Konzentration, denn Fehler verzeihen weder die fiktiven Strecken noch die reale von Isle of Man. Zudem beflügelt einen noch das Gefühl von Geschwindigkeit, der tolle Motorensound und die fünf verschiedenen Kameraperspektiven, wovon eine Helmkamera und zwei Verfolger sind. Dank der Option für eine dynamische Kameraführung, bewegt sich diese dann immer etwas mit den Bewegungen des Piloten. Jedoch kann diese Kamera-Dynamik durchaus schon einmal dazu führen, das man sich in Kurven verschätzt. Und wo ich gerade bei Kameras bin, natürlich bietet TT Isle of Man auch eine Replay-Funktion. Leider haben die Entwickler auf einen Fotomodus verzichtete. Dafür bietet das Replay eine Vor- und Rückspulfunktion, sowie Zeitlupe und gute TV-Kamerapositionen. Im Gegensatz zu anderen Spielen ist der Wechsel dieser Kameras fest und wiederholen sich somit beim zurückspulen. Ich finde das eine tolle Sache, denn es gibt nichts nerviges als wenn man ein tolles Foto machen will und nach dem Zurückspulen die Kamera das Geschehen von der anderen Seite zeigt.
Überzeugende Präsentation
Auf der Xbox One X macht TT Isle of Man eine wirklich gute Figur, auch wenn man gerade bei der allgemeinen Vegetation nicht auf die Details achten sollte. Doch ich bin nicht im Spiel um die Blümchen anzugucken, sondern um Rennen zu fahren. Die allgemeine Grafik des Spiels ist überaus positiv. Vor allem das Leveldesign der fiktiven Strecken ist super gelungen. Dank hohen Details bei den Piloten und Motorrädern wird das ganze sehr real. Das Highlight ist sowohl vom fahrtechnischen, als auch grafisch, aber viel mehr die Isle of Man. Ich habe mir die Mühe gemacht und anhand von Google Streetview die einzelnen Abschnitte verglichen. Es ist bemerkenswert wie genau die Entwickler hier gearbeitet haben. Und genau das ist ein Punkt, der einen dazu animiert trotz der für mich eher schwierigen Steuerung und Physik, viele Runden auf der bekannten Streckenführung zu absolvieren. Über die Ingame-Grafik hinaus, bietet das Spiel eine klar strukturierte Menüführung ohne große klickerei. Beim Thema Sound griffen die Entwickler auf einen, für mich eher, mittelmäßigen Soundtrack. Er reiht sich eher in die Palette der typischen Motorrad und Motorcross Spiele ein. (Auch die Soundtrackart von Milestone!)
Viel hörenswerter sind dagegen der Motorensound und die Windgeräusche bei hoher Geschwindigkeit. Diese beiden Sounds gefielen mir am meisten, so kannst du dir vorstellen, das ich Ingame-Musik natürlich abgeschaltet habe. Komme ich zum Einzelspieler und Umfang. Es ist ein offizielles Spiel zur TT Isle of Man Veranstaltung und dementsprechend wird dir auch eine gewisse Show geboten. Der Karriere Modus ist recht nett, wirkt aber leider durch die fiktiven Strecken und anderen fehlenden Features etwas aufgesetzt. Ja sicher orientierte man sich bei der Entwicklung ganz auf das Straßenrennen, doch so ein Kurs in Monaco oder eine etwas unbekannte Strecke aus dem Ausland wäre doch sehr erfrischend gewesen. Zudem sind die Werte von Fahrer und Maschine festgesetzt und können weder via Setup abgestimmt, noch verbessert werden. Die Tätigkeit wird in der Karriere also rasch monoton. Auch die anderen Spielmodi bieten im Grund nur eine reine Basis. Trotz dieser negativen Worte muss ich aber sagen, das es gerade so für mich ausreicht um Spaß zu haben.
Davon abgesehen, das man mit der Isle of Man eine 60,7 Kilometer lange Strecke hat! Der Mehrspieler wirkt im übrigen sogar noch oberflächlicher als der Einzelspieler. Aber ähnlich wie auch bei dem Einzelspieler konzentrierten sich die Entwickler bei diesem auf das wesentlichste ohne große Features zu verbauen. Die Steuerung und Physik hatte ich bereits oben weitestgehend erläutert. Sie richtet sich natürlich wirklich an die Simulationsfans des Motorradsports. Übrigens ist es schon lustig, das sich die Bikes fast so gut lenken lassen wie bei den MotoGP Titeln von Milestone. Wenn man nicht gerade auf die Entwicklernamen achtet, könnte man annehmen das dieser Titel ebenfalls von Milestone entstammt. Bezüglich dessen haben Kylotonn Entertainment eine tolle Arbeit gemacht. Insgesamt ist TT Isle of Man ein sehr cooles Spiel mit gewissen negativen Seiten.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.
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Erstellt von Seb66
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Kategorie:
Test
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Aktualisiert
18. 04. 2018 um 19:33
18. 04. 2018 um 19:33
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