Im Dunkeln lauert der Tod
Those Who Remain - Article - Im Dunkeln lauert der Tod
Those Who Remain
12.06.20 15:25 Test
Edwards Leben wird zum Horror-Thriller und dies trotz Frau, Kind und einer geheimen Affäre. Ich stelle dir hier Those Who Remain vor.
Camel 101 brachten vor kurzem den Titel Those Who Remain auf den Markt und versuchen uns damit mehr oder weniger das Fürchten zu lehren. Der Psychothriller mit Adventure-Elementen besitzt nur eine große Regel: Meide die Dunkelheit und halte dich immer im Licht auf. Ich habe mich ins unheimliche Dormont begeben und berichte dir in dieser Review, wie der Titel ist und was ihn auch etwas besonders macht.

Schatten = Tod – Licht = Leben

Wie konnte sich das Leben von Edward nur so verändern!? Eigentlich war alles perfekt. Er hatte eine schöne Frau und eine kleine Tochter und auch sonst lief alles perfekt. Doch nun sehe ich als Spieler diesen Mann am Tisch sitzen, mit seinem Whiskey-Glas in der Hand und selbstbemitleidend. Es ist mitten in der Nacht, als er eine Nachricht von seiner geheimen Affäre bekommt. Nun beschließt er diese zu beenden und seine Fehler wiedergutzumachen. Sie befindet sich, laut der Nachricht, im Golden-Oak-Motel und wartet dort auf ihn. Nach einer kurzen Sequenz ist Edward auch schon auf dem Weg. Und bereits dort wird Edward und mir klar: Hier stimmt irgendwas nicht! Kein Mensch weit und breit, selbst noch nicht einmal der Hotelier. Beim Verlassen des Fahrzeugs übernehme ich die Steuerung von Edward. Gespielt wird aus der Ego-Perspektive. Die Hauptfigur ist kein Kämpfertyp und bei weitem keiner, der mit Waffengewalt herumballert. Those Who Remain ist eher ein Titel, bei dem du clever um die Ecke denken musst, um nicht zu sterben. Ein Kampf wird nicht akzeptiert. Langsam bewege ich mich entlang der vielen Türen des Motels und versuche jedes einzelne zu öffnen. In dem Rezeption läuft ein Radio und es liegt ein Hotelbuch offen auf dem Tisch. Beim Betrachten vergrößern sich die Seiten des Buches dezent. Darauf zu lesen ist seine Affäre als letzte eingecheckte Kundin. Zimmer 2. Dort angekommen ist die Tür aber verschlossen.

Nachdem ich die Rezeption erneut genauer durchsucht hatte und auf einem Hinterraum stieß, bei dem ein Hinweis hinterlegt wurde, fand ich den Schlüssel ganz in der Nähe der Tür. Nanu? Wasser läuft im Bad? Beim Nachschauen ist keiner dort. Das Wasser läuft also einfach nur? Dann ein Motorgeräusch von draußen. Als Edward dies prüft, sieht er nur wie sein Wagen von einer unbekannten Person geklaut wird. Nun ist er wirklich gestrandet in der Finsternis. Der Titel bedient sich nicht nur der Hilflosigkeit von Edward, sondern baut auch darauf auf, immer wieder Hinweise, Hilfsmittel und Lösungen zu finden. Manchmal muss dies sehr schnell passieren, ein anderes Mal eher weniger. Bereits bei der Ankunft an dem Hotel flüsterte eine leise Stimme ihm zu, immer im Licht zu bleiben. Was diese Stimme meinte, wird Edward kurze Zeit nach der Szene mit dem geklauten Auto noch erfahren. Er beschließt zu Fuß nach Dormont zu laufen. Schließlich sind dies ja nur ein paar Kilometer. Doch auf diesem Weg macht Edward seine ersten unheimlichen Begegnungen. Mit der Stimme im Ohr, ständig im Licht zu bleiben, tauchen um ihn herum in der Dunkelheit gruseligen Gestalten auf. Ihre Augen leuchten Blau und wenn sich Edward in ihre Richtung bewegt, fängt das Bild sich allmählich an zu verzerren. Keine gute Idee.

Diese Figuren, die fast so aussehen wie die Leprakranken aus Stephan Kings “The Fog“, werden mich komplett durch das restliche Spiel verfolgen. Sie lauern in den dunklen Ecken und versperren mir immer wieder die Wege oder engen mich in meinem möglichen Bewegungsraum ein. Es gilt: Immer im Licht bleiben. Notfalls Lichtquellen erstellen oder einschalten. Abgesehen von diesen, ja noch fast harmlosen Zeitgenossen, gibt es im Verlauf noch heftigere Wesen, die Edward durch die Umgebung von Dormont jagen. Wie bereits mehrfach betont: Du hast keine Waffen und kannst sie somit nicht vernichten. Flucht und Cleverness sind hier gefragt. Edward kommt auf seinem kurzen Spießroutenlauf von Laterne zu Laterne an seinem geschrotteten Fahrzeug vorbei. (Welches nun auch eine Lichtquelle ist.) Nach ein paar weiteren Schritten und Aktionen gelangt er zu einer Tankstelle. Sofort fiel mir auf, dass es kaum wirklich einen Weg hinein gibt. Einzig ein naheliegendes Gebäude macht auf sich aufmerksam, mit einer leuchtenden Tür. Was Edward nun sieht, ist der Weg in eine andere Dimension.

Er gelangt in eine Art alternative Dimension. Dort gibt es diese gruseligen Wesen im Dunkeln nicht und Objekte haben kein Gewicht oder schweben im leeren Raum. Somit kann ich also darüber zum Beispiel neue Wege freischalten und diese alternative Dimension durch eine Portaltür wieder verlassen. Teilweise weicht das Spiel auf Themen aus, die Edward direkt betreffen. Dazu dient auch diese alternative Dimension. Nach einigen Minuten geht es für Edward weiter nach Dormont. Doch bevor ich den Platz der Tankstelle verlassen kann, trifft er auf ein geisterhaftes Mädchen, was ihm rät, sich immer im Licht aufzuhalten und die dunklen Stellen zu meiden. Bevor Edward weitere Informationen über das Mädchen herausfinden kann, gerät es in Panik und befielt Edward zu laufen. Ihre Mutter kommt und diese ist, wie man gleich danach erkennt, nicht sehr harmlos. An dieser Stelle solltest du schon wissen, dass die Erzählung und der Spielverlauf sehr linear sind. Die einzelnen Areale sind mal größer und wieder kleiner, aber immer führt nur ein Weg weiter.

Entscheide was als nächstes passiert und bestimme so den Verlauf der Story

Viele Spiele mit einer gewissen Entscheidungsfreiheit und der damit folgenden Veränderung des Endes, gibt es nicht. Jedenfalls wenn man dieses Genre mit anderen vergleicht. Daher war mir Those Who Remain bereits bei der Beschreibung schon ziemlich sympathisch. Doch was bedeutet das? Ich schrieb doch schließlich was von einer linearen Story und Wegen. Das stimmt schon, doch an gewissen Schlüsselszenen muss ich als Edward entscheiden, was richtig und was falsch ist. (An und für sich, gibt es diese Entscheidung nicht wirklich. Edward bestimmt mit seinem Handeln an diesen Stellen sein Schicksal am Ende.) Ich würde nur zu viel Spoilern, wenn ich diese Details jetzt veröffentlichen würde, aber es gibt Punkte, wo das Spiel eine Art Beweislage fordert. Das bedeutet: In dem Areal, wo sich Edward aktuell befindet, gibt es Hinweise die Edward (und letztendlich auch mir) bei seiner schweren Entscheidung helfen könnten. Diese Schlüsselstellen gibt es immer wieder einmal, verpackt zwischen der Flucht vor unheimlichen Wesen und der Dunkelheit. Jede Entscheidung an diesen Schlüsselstellen ebnet den Weg für verschiedene Enden. Das gefällt mir immer am meisten an diesen Spielen. So bleibt die Wiederbespielbarkeit auf eine gewisse Art erhalten. Wie es letztendlich weitergeht, verrate ich dir natürlich nicht. Ich kann dir aber sagen, das die Story ziemlich gut gelungen ist. Sie ist von der Qualität fast gleichwertig mit dem Titel Kholat, welchen ich vor fünf Jahren testen durfte. Damals hatte mich dieser Titel so ziemlich schaurig unterhalten, was bei Those Who Remain ebenfalls der Fall ist.

Statt starker Grafik-Engine viel mehr Effekte

Der Titel besticht vom grafischen Standpunkt aus, vor allem durch seine vielen Effekte. Die Engine selbst ist nicht so sonderlich besonders. Doch mit der richtigen Kombination aus den Effekten, dem Soundtrack und der ständigen Bedrohung, vielleicht doch in die Dunkelheit zu kommen oder vor eines der übermächtigen Monster zu stehen, bildet sich eine packende und zugleich eine Thriller-Würdige Atmosphäre. Was den grafischen Eindruck angeht, so bezieht sich dies auf alles: Details der Figuren, Leveldesign, Monster, Licht-/Schattenspiel und mehr. Die Wertung von mir unterstreicht das, was ich in diesem Spiel erleben durfte. Allerdings ist auch dieser Titel nicht ganz fehlerfrei. Manche Monster erhaschen einen durch die Bücherregale, auch wenn ich direkt dahinter stand und oft glitzern oder leuchten Effekt aus einem anderen Raum durch die Unterkante der Wand auf eine reflektierende Oberfläche auf meiner Seite. Es sind kleine Fehler, die allerdings auch meine Wertung etwas trübt. Die Steuerung fühlt sich zu meiner Überraschung sowohl mit Maus + Tastatur als auch mit dem Microsoft Controller sehr gut an. Im Grunde gibt es auch nicht viele Befehle, die ich im Kopf behalten musste. Was mir hier negativ auffiel, waren die greifbaren kleinen Objekte. In der Spielwelt lassen sich oft Dinge wie Stühle, Kartons und Paletten frei bewegen. Einfach anklicken und Edward nimmt sie in die Hand. Kleinere Objekte können innerhalb von Räumen aber schon einmal zur Stolperfalle werden. Nicht im Sinne von hinfallen, sondern dass man kurzzeitig feststeckt. Nicht selten versuchte ich verzweifelt mit anderen Methoden mich aus meiner misslichen “Objektlage“ zu befreien. Die gute Nachricht: Es funktioniert immer, irgendwie. Komme ich nun zum Soundtrack. Dieser wurde recht gut gewählt und vertieft das Abenteuer ungemein.

Ich bin aber auch hier der Meinung, im Spiel kleinere Wiederholungsfehler gehört zu haben. (Speziell ein kurzes zurücksetzen, als würde die Platte kurz zurückspringen.) Sprachausgabe, Übersetzung und Soundeffekte sind hingegen recht gut gelungen. Als letztes komme ich noch zum Gameplay. Dieses baut auf eine Art “Suchen, Aktivieren und losrennen“ auf. Es gibt kein Inventar, kein richtiges Logbuch und schon gar nicht eine Karte. Kein Wunder, denn der lineare Spielverlauf ermöglich generell keinen großen Bewegungsraum. Der Titel erzählt somit eigentlich eine fast feste Geschichte, wären da nicht die Schlüsselstellen. Apropos Stellen! Der Titel verfügt natürlich über feste Speicherpunkte. Leider störte mich hieran, dass die Abstände zwischen zwei Speicherpunkte recht weit auseinanderlagen. Ich hätte mir kürzere Abstände gewünscht, gerade bei komplizierten Szenen/Abschnitten. Insgesamt kann der Titel einen locker 8-11 Stunden unterhalten. Natürlich kommt es dabei auch darauf an, wie schnell man sich durch die Welten bewegt und wie genau man sich umsieht. Weiterhin weise ich darauf hin, dass es keinen Mehrspieler, andere Spielmodi oder gar weitere Schwierigkeitsgrade gibt. Wie die Entwickler schon richtig verweisen: Es bleibt beim "storylastigen Psychothriller".

Am Rande: Jeder könnte das Spiel anders empfinden

Aufgrund der vielen negativen Wertungen auf Steam und generell der, für mich etwas Unverständlichen, 66% Wertung, ein kleines Statement von mir. Zuerst sollte man natürlich bei solchen Spielen bedenken, dass jeder Spieler anders auf solche Genres reagiert. So gibt es empfindliche wie mich, die sich super gerne sehr tief ins Spiel vergraben und dann auch schon mal mega erschreckt werden / die die Atmosphäre richtig spüren und dann gibt es jene, die es fast kalt lässt. (Die Leute dazwischen einmal außen vorgelassen.) Für erstere ist der Titel genau das richtige. Die Entwickler haben bei ihrer Beschreibung nicht übertrieben. Die andere Fraktion kann sich schon an einigen Dingen etwas aufhängen und sagen: Nun ja… Gruselig aber nichts Ernstes. Am Ende gibt es für solche Sachen nie ein Patenrezept. Als zweites möchte ich noch auf ein interessantes Detail eingehen, was mit der Story im Allgemeinen zu tun hat. So viel mir (und auch den Steam-Nutzern) auf, dass manche Backgrounds nicht so überzeugend wirken, wie das Spiel selbst. Oder zumindest hat man den Eindruck, einige Dinge schon irgendwo einmal gehört oder gesehen zu haben. Hier wird zu einem kleinen Teil, das Ideenreichtum etwas kritisiert. Dennoch wird dieser Abschnitt in der Wertung keine große Gewichtung finden, sondern dient nur als Randnotiz.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von Seb66
Zuletzt online: 7 Stunden 13 Minuten
Kategorie:
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12. 06. 2020 um 15:25
18. 06. 2020 um 07:19
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