Vor Rund drei Jahren erschien vom Entwicklerteam Oovee Game Studios eine Simulation, die über das bisherige hinaus ging. Die Aufgabe? Mit großen Trucks durch unwegsames Gelände pflügen und von A nach B gelangen. Ehrlich gesagt war Spintires aus dem Jahre 2014 eine sehr gute Idee mit einer eher mittelmäßigen Umsetzung. Damals war an vielen Ecken definitiv Luft nach oben, vor allem beim Punkt Einführung und der Steuerung. Ich weiß noch heute, wie ich damals mit einem Kollegen in der Redaktion alle Funktionen durch ging. Unter Saber Interactive erschien am 31.10.2017 ein weiteres und vor allem besserer Spintires. (Das genannte Datum ist das reguläre Release Datum, sicher verkauften einige Läden die Konsolen Versionen bereits am 28.10.) Doch damit nicht genug, denn dank dem Publisher Focus Home Interactive erscheint dieses Spiel nicht nur auf dem Computer, sondern auch auf den Konsolen. Ich blicke für dich in die Computerversion und sage dir, ob Saber Interactive etwas besser gemacht haben.
Allrad, Winde, Differenzial und Vollgas!
Stelle dir einmal vor, du befindest dich in einem Moorgebiet. Um dich herum sind einzelne Fichten und in der Ferne ein Wald. Nebel liegt in der Luft und verschleiert die Umgebung. Um dich herum wirkt alles sehr idyllisch. Plötzlich vernimmst du ein leises Wummern. Vögel flüchten aus dem Waldstück, was etwa 1 Kilometer von dir entfernt ist. Das Wummern wird lauter und unregelmäßiger. Plötzlich hörst du es Krachen und mehrere dünne Bäumen fallen um. Du schaust dich um, doch noch ist nichts zu sehen. Und dann... DA! Mit einem lauten Aufheulen des Motors kämpft sich ein großer russischer Truck aus dem kleinen Wald ins Moorgebiet. Zuerst siehst du nur eine Silhouette, doch rasch erkennst du Ihn und seine Tonnen schwere Ladung. Mühsam kämpft sich der Laster durch den Morast. Die Räder graben sich immer wieder bis zum oberen viertel des Reifens ein, doch mit Motorenkraft, Differenzial und Allrad schafft er es irgendwie. Du selbst stehst da und erkennst den Fahrer. Dezent grüßt du ihn, während er verbissen auf mehr Traktion hofft und an dir vorbei schleicht. Spintires: MudRunner ist... ja der zweite Teil und stellt eine reine Offroad-Simulation da. Hier geht es nicht um ein Wettrennen, sondern viel mehr um den Kampf gegen das Gelände. Lastwagen gegen die pure Natur, Differenzial und Allrad gegen losen Untergrund. Seilwinde gegen tiefe Wasserlöcher und reißende Flüsse. Zugegeben der erste Teil konnte mich auf kaum einer Ebene überzeugen. Das lag aber eher an der mangelhaften Einführung, der etwas oberflächlichen Grafik und der geringen Anzahl an Karten, sowie Aufgaben. Doch was macht nun den zweiten Teil besser?
Zum einen arbeitete ein anderes Entwicklerstudio an Spintires: MudRunner und somit gab es auch einige neue Features. Die größte Freude werden wohl auch die Konsolenspieler verspüren, denn den Titel gibt es nun auch auf Xbox One und Playstation 4. Die erste Frage, welche ich hier nun klären möchte ist die nach dem Umfang. Im Gegensatz zum ersten Teil beinhaltet dieses Spintires weitaus mehr. So bietet dir der Titel rund sechs große Einzelspielerkarten die sowohl als Gelegenheitsspiel als auch Simulation gespielt werden können. Natürlich müssen die restlichen fünf Karten nach und nach durch meine Fortschritte innerhalb der freigeschalteten Karte erspielt werden. (Das Spiel fordert hier sogenannte Fortschrittspunkte.) Der Unterschied zwischen Gelegenheitsspiel und Simulation werde ich in einem separaten Abschnitt noch erläutern. Darüber hinaus gibt es einen Challenge-Modus in dem neun Herausforderungen auf unterschiedlichen Karten auf dich warten. Der Unterschied zwischen dem Einzelspieler und der Challenge liegt darin, das man im Einzelspieler alle Zeit der Welt hat um die Karte zu erkunden, seine vorhandenen Fahrzeuge kennenzulernen und auszustatten, neue Fahrzeuge zu finden, sowie ein festes Ziel zu absolvieren. (Obwohl man ständig nur Holz transportiert, variieren die Ziele aufgrund von Anzahl und diversen Lieferregeln.) Im Challenge Modus geht es anspruchsvoller her, denn hier werden klare Ziele angegeben und für die Stern-Auszeichnungen auch verschiedene Bonusziele angesetzt. Je mehr Bonusziele ich erfülle, um so mehr Sterne bekomme ich. (Maximal drei) Auch bei dem Challenge-Modus schalten sich nach und nach weitere Herausforderungen frei.
Wissen solltest du das die Spielzeit dieses Modus pro Herausforderung zwischen 5-20 Minuten beträgt. Im Gegensatz zum Einzelspiel ein Bruchteil dessen. Ein weiterer Unterschied zum Einzelspieler besteht darin, das die meisten Fahrzeuge im Challenge-Modus vorgegeben sind und man sie nicht suchen muss. Zuletzt gibt es nun auch einen Mehrspieler in dem ich mit bis zu drei weiteren Spielern gemeinsam die Einzelspielerkarten und ihre Ziele absolvieren kann. (Somit wurde also ein 4 Spieler Kooperativ verbaut.) Über eine Sitzungsliste kann ich in eine bestehende Sitzung springen oder selbst eine starten. Die wohl beste Neuerung an diesem Titel ist das Tutorial. In diesem werden mir durch PopUp Fenster mit kurzen Texten die einzelnen Elemente erläutert. Von der Schaltung über die Nutzung des Differenzials und die allgemeine Steuerung, fast alles wird erläutert. Was ich noch vermisste war ein kleines Tutorial zu der Verladung von Objekten, denn wenn man auf Simulation spielt, gibt es keine Ladezonen in den ich hinein fahre und mit Tastendruck mein Truck beladen lasse. Über alle diese Neuerungen hinaus gab es im Vergleich zum Vorgänger kleinere Verbesserungen bei der Steuerung, Grafik und dem Sound. Zusätzlich sind 19 verschiedene Geländefahrzeuge am Start. Darunter 16 Trucks, zwei Geländewagen und einen Holzlader. Bis auf den Holzlader können alle Fahrzeuge mit zusätzlichen Aufbauten und Erweiterungen bestückt werden. Dazu später aber mehr. Im allgemeinen präsentierte sich der Titel in meinen Spielstunden als viel reifer als noch das erste Spintires. Übrigens fielen mir keine Bugs oder Fehler auf.
Simulation oder doch eher Gelegenheitsspiel?
Der Einzelspieler ist das Herz des Titels und kann durchaus mit vielen Spielstunden unterhalten. Wie bereits erwähnt geht es in diesem Titel nicht darum, andere zu überbieten oder schnell zu sein. (Außer im Challenge-Modus vielleicht.) Der Feind bleibt die Umgebung und die Beschaffenheit des Bodens. Nun... neben den angesprochenen sechs großen Arealen bietet Spintires das erste mal zwei verschiedene Gameplay-Modi ein. Das Gelegenheitsspiel soll vor allem für Spieler gedacht sein, die es nicht unbedingt realistisch haben möchten. Das bedeutet Schäden am Truck haben keine großen Auswirkungen auf die Leistung oder das Fahrverhalten, eine Bergung zur nächsten Tankstelle ist immer möglich, Navigationsrouten werden direkt angezeigt, Treibstoffverbrauch ist niedriger und auch die Nacht kann übersprungen werden. Das alles ändert sich beim Gameplay-Modus "Simulation" drastisch. Ich habe dir an dieser Stelle mal ein Screenshot dazu bereitgestellt. (Am Anfang dieses Absatzes.) Zugegeben, ich bin mittlerweile ein Fan des Gelegenheitsspiel geworden und bereits damit macht es mächtig viel Spaß. Die Faszination für das Spiel liegt viel mehr darin, das es fast immer eine Möglichkeit gibt durch das unwegsame Gelände zu kommen, man muss nur herausfinden wie. Da mittlerweile jedes Fahrzeug im Spiel über eine Seilwinde verfügt ist die eigene Bergungen kaum noch ein großes Problem. (Esseiden man hängt in einem größeren Feld fest!) Habe ich eine Strecke bereits einmal durchfahren, so macht sich eine weitere Herausforderung bemerkbar. Je öfter ich über matschiges und unwegsames Gelände fahre, um so tiefer werden die Spuren.
Nicht zu vergessen wenn der Laster erst einmal beladen ist. Beeindruckt war ich auch über die tolle Physik und das gelungene Zusammenspiel verschiedener Spielmechaniken, gerade was das Simulation-Gameplay angeht. Ins besondere bei diesem Modus können Flüchtigkeitsfehler rasch zu Schäden führen. Und diese unterlaufen schon oft beim einschalten des Differenzials. Aber auch beim Gelegenheitsspiel können Schäden auftreten. Das beste Beispiel ist eine Kollision mit einem Baum, beim umkippen oder gar beim durchfahren von zu tiefen Wasserstellen. (Flüsse oder sogar tiefen Teichen/Seen) Um die Tiefen richtig einzuschätzen hilft übrigens immer wieder ein Blick auf Navigationskarte. Diese zeigt die komplette Spielumgebung, die Werkstatt, Tankstellen, die Tiefen von Flussläufen und Seen sowie auch alle meine Fahrzeuge. Obwohl es nur bedingt Sinn macht, ist es möglich von einem zum anderen Fahrzeug zu springen. Egal wie weit diese auseinander sind. Vorausgesetzt das Fahrzeug wurde von mir schon freigeschaltet, durch das erstmalige aufsuchen. Eigentlich besitzt das Spiel das Feature, das ich in der Nähe von einem anderen Fahrzeug direkt per Knopfdruck diesen wechseln kann. Ich denke mal die Entwickler haben diese Möglichkeit des Wechsels von Fahrzeugen mit Absicht dem Spieler überlassen, weil es auch Situationen gibt in denen man kein weiteres Fahrzeug hinschicken kann. Bleibe ich an dieser Stelle noch beim Punkt “Aktionsbereich von Fahrzeugen“. Der Ausgangspunkt eines neuen Spiels ist, außer bei den Challenges, immer die Werkstatt. Bereits bei der Kartenwahl muss ich meine gewünschten Fahrzeuge aussuchen.
Und genau hier gibt es eine kleine Hürde, denn ich darf nicht alle Fahrzeuge einsetzten. Das liegt daran, das jedes Fahrzeug ein Teil der Spielbalance-Wertung ist, welche sich aus fünf Sternen zusammen setzt. Somit besitzt jedes Vehikel eine gewisse Anzahl an Sternen. Überschreite ich die fünf Sterne, so kann ich die Karte nicht starten. Doch keine Sorge: Bei vielen Karten fand ich immer wieder 2-3 Trucks die ich freischalten und dann auch nutzen konnte. Doch nun zurück zur Werkstatt, denn hier darf ich meine Trucks mit diversen Aufbauten und Extras versehen. Doch für den Transport von Holz brauche ich natürlich keine zwei Trucks, also was machen mit dem einen? Ab hier steht es mir frei, ob ich ihm einen Aufbau für Treibstoff oder doch einen für Reparaturpunkte aufsetzte. Veränderungen am Aufbau können nur bei der Werkstatt ausgeführt werden und sind generell kostenlos. Ich besitze also die Freiheit mein Vorgehen so gut wie möglich vorzubereiten und auszuführen. Da es im Einzelspieler keine Zeitvorgabe gibt, werde ich auch zu nichts gehetzt. Einen Truck mit Treibstoff zu haben ist im übrigen nie eine schlechte Idee, denn nicht selten benötigt der Truck mit Ladung mehr Treibstoff, als zunächst gedacht und bin ich mal ehrlich: Die Karten bieten meistens eh nur zwei Tankstellen. Was die Reparaturpunkte angeht, so könnte man den Aufbau als mobile Werkstatt betiteln. Neben Schäden, die sich auch auf die Fahreigenschaft auswirken, gibt es auch ein Schadensmodell. Okey... dieses ist nicht sooo extrem spektakulär, aber es gibt eins. Mit Reparaturpunkten kann ich dann den Schaden am anderen Fahrzeug beseitigen. Doch wie sieht so eine Aktion aus? Zuerst parke ich den Laster mit den Teilen ganz nah am anderen. Danach rufe ich den Punkt „Fortgeschritten“ auf und klicke dann auf meine Ladung. Das Spiel zeigt mir dann sowohl den Zustand meines, als auch des anderen Fahrzeugs an. Klicke ich nun auf das andere, so werden die Reparaturpunkte auf das andere Fahrzeug übertragen. Zack ist das Fahrzeug wieder fit. Um die Punkte oder den Treibstoff wieder aufzufüllen muss ich allerdings jedes mal wieder zu den entsprechenden Ladestationen zurück. (Für Treibstoff zur Tankstelle und für Reparaturteile zur Werkstatt.)