Das Spiel mit der Zeit
Singularity - Article - Das Spiel mit der Zeit
Singularity
27.06.10 22:47 Test
Wer mit der Zeit spielt darf sich nicht wundern, wenn dabei so einiges schief läuft. Raven beweist uns dies auch mit ihrem neusten Titel Singularity. Wir haben den Spaziergang zwischen dem hier und j ...
Frei nach dem Motto, gut geklaut ist immer noch besser als schlecht selbstgemacht, bedient sich Raven Software bei vielen Genren Größen wie Bioshock, F.E.A.R., Modern Warfare oder aber auch bei Wolfenstein in ihrem neusten Grusel-Zeitmanipulations Titel Singularity.
Das man mit der Zeit nicht spielen sollte, wissen wir spätestens seit Filmen wie Zurück in die Zukunft oder Die Zeitmaschine oder aber auch Das Philadelphia Experiment.


Also wen wundert es da, dass wir auch in Singularity keinen Spaziergang zu erwarten haben. Ständig zwischen den fünfziger Jahren des letzten Millenniums und der Gegenwart hin und her geworfen, versuchen wir hinter eine sehr verstrickte Verschwörung zukommen.
Getragen wird die Geschichte durch zahlreiche Tonbänder und Notizen, sowie auch merkwürdigen Hinweisen an den Wänden, die überall zu finden sind.
Ab und an findet sich auch altes Filmmaterial, das sich anschauen lässt. Das gleiche Prinzip findet sich auch schon in Bioshock, hier funktioniert es genauso gut und atmosphärisch.
Zudem kommt der Titel gänzlich ohne Cutscenes aus, denn diese werden ausschließlich in der Ego-Perspektive erzählt.
Im Verlaufe der Handlung stellen die Entwickler uns immer mal wieder verschiedene Begleiter an die Seite, die mal tatkräftig mit umher ballern oder eben nur beschützt werden müssen.
Besonders die toughe Kathryn wird mit der Zeit zu einer hilfreichen Verbündeten. Doch hier muss aufgepasst werden. Wem vertrauen wir und wem nicht? So bietet der Showdown des Spiels auch gleich zwei verschiedene Ausgänge, je nachdem wem wir glauben schenken, zögert ihr hier zu lange, fangt ihr euch eine Kugel ein.


Der Start von Singularity fängt ganz harmlos an, nämlich damit das unser Helikopter ins Meer stürzt und uns ungewollt von Board gehen lässt. Nur knapp überlebt, erkunden wir dann den Einsatzort Katorga-12, ohne Waffen oder dergleichen.
Hier offenbart sich auch gleich eine der Stärken des Titels, alles lässt sich interaktiv nutzen, sei es die Schreibmaschine oder das Mikrophon, die Schublade oder das tote Telefon. Auch Schranktüren oder eben die überall platzierten Waffen und Munition Päckchen. Jede noch so kleine Nische lädt zum Erkunden ein, sodass schnell durch die Räume hetzend, viel Potenzial verschenkt. Gründlichkeit ist an dieser Stelle das Stichwort, denn diese lohnt sich.
Sehr wichtig ist es auch, das E99 (E99 Technologie) einzusammeln, denn dieses dient als Zahlungsmittel für alle Upgrades und zum Kauf von Munition. Zudem liegen des öfteren auch Blueprints, die sogenannten Blaupausen fein säuberlich verstreut in der Umgebung umher. Diese ermöglichen Erweiterungen für das TMD und für die Waffen.

Schon wenig später lässt sich dann der ersten Widerstand blicken, nicht nur von seitens der Soldaten auch von mutierten Wesen, die alle nur nach unserem Leben trachten. Sobald wir die erste Waffe in den Händen halten, nimmt die Story und damit auch der Handlungsverlauf so richtig Fahrt auf.
Plötzlich folgt ein Script-Event das nächste, leider konnte Raven dies nicht über den gesamten Zeitraum aufrechterhalten, denn zum Ende hin flacht der Ideenreichtum doch merklich ab.
Werden wir im Auftakt ab und zu noch mit schwierigen Bosskämpfen beschäftigt, fehlen dieser Herausforderungen zum Schluss fast gänzlich.


Strotzte die erste Hälfte also von Singularity noch so vor schockenden Momenten und netten, unterhaltsamen Ideen, so baut die Zweite dazu fast exponential ab. Hier hetzen wir nur noch durch gut designte Bereiche ohne sie wirklich wahrzunehmen. Alles geschieht so schnell und geht ebenso leicht von der Hand, als würde man ein Rührei in die Pfanne hauen. Die wahrnehmbaren Höhepunkte des Spiels, finden sich also auf jeden Fall in der ersten Spielstunden.
Was wirklich schade ist, gerade weil sich Raven erlaubt etwas zu erzählen, was nicht unbedingt typisch ist in diesem Genre.
Der gesamte Verlauf der Geschichte ist aber durchweg auf einem sehr hohen Niveau, doch leider gibt es bis auf ein paar Ausnahmen, keine tendenziell Adrenalin fördernde Highlights. Das Spiel macht Laune keine Frage, aber im Jahre 2010 sind wir einfach schon besseres gewohnt. Etwas das uns feine aber kleine Höhepunkte beschert, die uns Schweißperlen auf die Stirn zaubern können. Etwas, dass man am liebsten gleich seinem besten Zocker-Freund erzählen möchte.

Auf der positiven Seite dieses Grusel-Shooters soll aber noch die hervorragende PC Steuerung genannt sein, wo sich so manch anderer Entwickler eine Scheibe von abschneiden kann, denn diese funktioniert in diesem Titel erstklassig.
Auch wenn die Steuerung wirklich kompakt ist, beschränkt sie sich auf den PC typischen Tasten. Denn hier schaltet das System automatisch je nach Situation auf den entsprechenden Modus um. Bis auf ein nicht vorhandenes Speichersystem, gibt es daran nicht auszusetzen. Vielleicht nur eine Kleinigkeit, die aber jeder Spieler selber ändern kann. Das Ducken liegt standardmäßig auf der Taste C, was etwas Fingerakrobatik erfordert.

Neben einer guten Geschichte und einer gelungenen Steuerung, die sich gerade im Waffengebrauch besonders deutlich hervorheben kann, fehlt eigentlich nur noch eine furiose Grafikschlacht. Diese können uns die Entwickler leider nicht präsentieren aber was sie uns auf den Monitor zaubern, reicht für ein gutes Mittelmaß, mal davon abgesehen, dass die Unreal 3 Engine eigentlich bedeutend mehr leisten kann.

Mich erinnern die Texturen und der Levelaufbau sehr stark an Wolfenstein, wen wundert es auch, hat doch seiner Zeit Raven den Mehrspieler entwickelt. Wohl noch ein paar Files auf der Festplatte gehabt. Von daher sieht Singularity nicht ganz so prächtig aus, jedoch überzeugen die ständigen Wechsel zwischen den Zeiten und auch die TMD Effekte. Diese sehen nebenbei bemerkt dem Schleier aus Wolfenstein irgendwie verblüffend ähnlich.
Einzig das permanente Nachladen der Texturen, dass zu störenden Rucklern führte, ist der größte Kritikpunkt. Das da mal gelegentlich matschige und unscharfe Bilder auf den Screen kamen, zeigt zwar das hier noch nicht alles Final ist, aber das konnte verschmerzt werden. Das hier aber kein mal so eben schnell entwickeltes Spiel im Laufwerk liegt, erkennen wir daran, dass gerade die alte Welt, sprich Gegenwart mit all der zerstörten Umgebung und den vielen kleinen Details richtig liebevoll umgesetzt worden ist. Auch wenn sich jetzt die Lokalitäten nicht besonders großartig unterscheiden, langweilig wird es daher noch lange nicht.


Damit die ganze Zeitmanipulation auch im Spiel einen Sinn ergibt, wurde diese zusammen mit der physikalisch fast korrekten interaktiven Nutzung von Gegenständen kombiniert. Viele Lösungsansätze lassen sich so auf Grund von nachvollziehbaren Überlegungen lösen. Hier hätte wir uns vielleicht insgesamt deutlich mehr Ideen gewünscht, aber die die eingebunden worden sind, unterhalten und regen ein ums andere Mal zum Nachdenken an.
Denn Raven beschränkt sich hier nicht auf einfache Kombinationen wie in Half-Life zum Beispiel, Kiste von hier nach da um dann noch oben zu kommen. Singularity will da schon so einiges mehr dem Spieler abverlangen. Aber keine Sorge, Adventure Erfahrung braucht hier keiner, die Rätsel sind fair und auf geistiger Sparflamme gehalten.
Ein Beispiel will ich an dieser Stelle aufzeigen, um dies zu verdeutlichen. Wir stehen in einem Raum wo es nicht mehr weiter geht. Einzig ein Blechtor, das leicht geöffnet ist wäre eine Fluchtmöglichkeit. Nur leider passen wir da nicht drunter durch.
Im Raum befindet sich noch eine alte verrottete Kiste, mit der wir anscheinend nichts mehr anfangen können. Jetzt kommt die zündende Idee. Wir nehmen die Kiste, platzieren sie unter das Blechtor und lassen anschließend unsere Zeitmanipulation spielen. Die Kiste verwandelt sich oh Wunder in einen stabilen und neuwertigen Gebrauchsgegenstand. Dabei hebt sie zugleich auch noch das Tor mit an und just wir können entkommen.
Dies war jetzt noch eine ganz einfache Übung, das wird aber im Verlaufe noch weitaus kniffliger werden.


Bleibt zum Schluss noch ein Wort zur Musik und zur Sprachausgabe zu sagen. Da der Titel mir leider nicht in deutscher Übersetzung vorliegt, kann ich nur auf die englische Version eingehen. Singularity spielt im russischen Raum und daher sprechen die meisten Akteure mit einem diffizilen Akzent. Mir gefiel dies im kompletten Spiel richtig gut und auch die schon eingangs erwähnte Kathryn, die ein ordentliches Lena (ja die Meyer-Landrut) Englisch spricht, klingt professionell und angenehm. Was weniger schön ist, ist die Tatsache dass ich mich nicht darauf verlassen kann, wenn ein Feind vermeintlich links neben mir zu hören ist, ich ihn auch dort vorfinde. Das führte manchmal zu einer kleinen Orientierungslosigkeit, da ich den Kerl einfach nicht ausmachen konnte, von wo er nun auf mich schoss.

Die musikalische Untermalung ist dagegen schon fast so unauffällig wie Kaufhausmusik. Hier hat sich der Komponist nicht gerade ein Bein ausgerissen. Passend aber unauffällig.


Zu Guter Letzt hätte ich gerne noch etwas über den Mehrspieler von mir gelassen. Doch auch nach mehrmaligen probieren konnte ich keinem Server beitreten. Vielleicht war es auch noch zu früh, so einen Tag nach dem Release.
Allerdings habe ich schon mal ein eigenes Match erstellt und so erfahren können, welche Rassentypen auswählbar sind. So kann man einige Kreaturen aus dem Einzelspieler direkt auswählen, die dann als Waffe oder Verteidigung schon die aus dem SP bekannten nutzen. Karten gibt es acht an der Zahl, da unter anderem so klangvolle und einfallsreiche Namen wie Labs, Canal, Station oder aber auch Underground oder Village.
Als Spiel-Modi stehen zwei verschiedene zur Verfügung. Einmal Extermination und Creatures vs Soldiers.

Fazit
Singularity ist ein richtig gutes Old School Ballerspiel geworden, das einfach Spaß macht. Das spielen mit der Zeit ist unterhaltsam und ermöglicht viele Lösungsansätze um voran zu kommen. Die Geschichte die uns Raven Software erzählen will, ist konfus und intensiv. Trotz sehr linearer Levelführung bleibt genug Raum um die Umgebung zu erkunden. Die teils blutigen und etwas brutalen Kampfszenen würde die USK hierzulande sicher nicht durchgehen lassen. Ich für meinen Teil empfand dies mal als ordentlich erfrischend, denn zu einer postapokalyptischen Umwelt gehört auch etwas glaubwürdiges Blutvergießen. Da verliert schon mal der ein oder andere seinen Kopf.

Mit einer Spielzeit von acht bis neun Stunden kann sich der Titel auch sehen lassen. Wer mag kann auch aus drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden auswählen. Wem also gute Shooter-Action gefällt und wer ein Faible für Zeitmanipulation hat, kann mit diesem Spiel nichts verkehrt machen. Zumal es auch einen Mehrspieler bietet, der auf den ersten Blick interessant aussieht.
Singularity
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

KommentareInhalt:Kommentare

KingDing28.06.10 11:17
Review spiegelt perfekt meine Meinung wieder! Spiel lohnt sich!
Lord|Schirmer28.06.10 18:00
Klingt interessant!
Overthon29.06.10 10:22
wird sicher getestet, danke für den bericht !
Laslo_die_Ente26.07.10 21:42
Hört sich echt gut an, erds mir als Budgetgame auf jedenfall zulegen.
Logo for Singularity
Erstellt von nilius
Zuletzt online: gerade
Kategorie:
Test
Veröffentlicht
Aktualisiert
27. 06. 2010 um 22:47
27. 06. 2010 um 22:47
1308
Einzelaufrufe
50
ePoints verdient durch Artikel