Overlord II
Im Einführungstutorial ist davon aber noch nicht viel zu spüren. Hier muss ich meine kleinen Racker zuerst in knuffige Kinderlein verwandeln, um anschließend zum Jahrmarkt gelangen zu können. Da musste ich doch glatt kurz die Spielepackung betrachten, um mich zu vergewissern, das ich hier nicht die familienfreundliche Wii Sonntagsnachmittags Version erwischt habe. USK 16, Tatsache...na dann.
Nach dem mich die vorwitzigen Schergen endlich als ihren neuen Overlord anerkannt haben, muss ich dies natürlich auch permanent unter Beweis stellen. Rumzicken ist hier nicht angesagt, zuschlagen und dann Fragen.
In meinem Turm der Herrschaft, den ich nach belieben ausbauen kann, was allerdings nur rudimentär ist, und wenig auf den Einfluss des Spiels hat, beginne ich meinen Streifzug durch das noch friedliche Land zu planen. Auf meinem Thron öffnet sich quasi meine Schaltzentrale. Von hier aus kann ich Aufgaben lösen, oder andere mir vorgesetzte Interaktive Möglichkeiten nutzen.
Gelegentlich wird auch um eine Audienz gebeten, der kann ich nachkommen und dann entscheiden, ob ich dem schmierigen Verräter helfe, oder nur die Info nutze. Das übt gewissermaßen das Böse sein, denn schließlich muss auch das gelernt sein.
Mein beschauliches Domizil bietet aber noch mehr, so kann ich hier meine Waffen schmieden, neue Ausrüstungen fertigen lassen oder einfach meiner Mätresse etwas Aufmerksamkeit widmen.
Diese will zum Beispiel auch ein neues Bett oder ein paar freundlich-düstere Kerzenhalter. Die muss ich mit meinen schwer erbeuteten Gold erwerben, sollte dies mal eng werden, ziehe ich einfach ins nächste Hobbit-Dorf und mache alles platt, was sich mir in den Weg stellt.
Das sind nette und auch durchaus unterhaltsame Features von Overlord II.
Die Grafik
Overlord II ist hübsch böse gemacht, keine Frage. In der mir vorliegenden Version gab es aber so einige Patzer. Der Lord selber blieb des öfteren nervös an irgendetwas hängen das ich nicht sehen konnte. Übergänge beim schnellen Gameplay wirkten gerade bei der Kulisse, als stimme da etwas nicht. Ständig flackerte es hier und da, wo im Grunde nur Hintergrund zu sein hat.
Die einzelnen Teilbereiche sind farblich fein unterschieden und haben einen knuffigen Charakter. Auch die Schergen, Monster oder zum Beispiel das Wasser sehen fantastisch aus.
Grafisch könnte Overlord II durchaus überzeugen, wenn nicht immer wieder diese kleine Fehler auftreten würden.
Auch in den Abschnitten wo ich viel Feuer legen muss, sind gut gemacht, wirken zwar etwas aufgesetzt, aber gehen in Ordnung. Da die Engine aber nicht wirklich viel zu tun hat, was Effekte und so weiter anbelangt, hätte ich mir da doch mehr gewünscht.
Gameplay ist wichtig
Hui, was Overlord II hier einem abverlangt, ist schon heftig. Aber das alleine reicht noch nicht. Die Entwickler setzen noch einen drauf, indem die Hotspots für bestimmte Aktionen dermaßen mies umgesetzt sind, das im Spielfluss Sackgassen entstehen, die keine sein müssten.
An einigen Objekten blitzt es kurz hell auf, wenn diese zu benutzen sind, nur muss man dies auch erst einmal wahrnehmen. Ich persönlich finde das nicht besonders gelungen, da durch die Schergen eh schon alles recht hektisch wirkt und diese Hinweise einfach übersehen werden.
Doch hinzu kommt noch, das bestimmte Aktionen, die wiederum gut gekennzeichnet sind, wie zum Beispiel das benutzen eines Katapultes, wofür 4 Schergen benötigt werden, unnötig nur durch das drücken einer bestimmten Tastenkombination zum Erfolg führt. Hier ist die Belegung einfach zu komplex und auch unsinnig. Warum kann ich nicht einen Schergen nach dem anderen dort hinschicken und warum kann ich nur durch gleichzeitiges drücken beider Maustasten alle zusammen entsenden. Muss ich wohl nicht verstehen. Diese Erkenntnis kostete mich bestimmt eine halbe Stunde und einen Besuch bei Google.
So etwas muss und darf vor allem nicht sein. Zudem kommt in der PC Version noch hinzu, das in der Spielepackung gleich noch ein Controller hätte beiliegen müssen. Das allein ärgert mich schon gewaltig.
Davon aber mal abgesehen, wer sich die Zeit nimmt bekommt ein schnelles, hektisches und sehr sehr dynamisches Spielgefühl geboten. Auch lässt sich die Maus-Empfindlichkeit einstellen, so dass jeder seine gewünschte Geschwindigkeit finden sollte.
Auch sehr störend empfand ich die Einschränkung was die Begehbarkeit der Umgebung anbelangt. Fest vorgegeben habe ich nicht die Möglichkeiten mich spielerisch vorwärts zu bewegen, denn hier ist streng lineares agieren angesagt. Kann ich bestimmte Bereiche nicht erreichen, hilft es manchmal meine kleinen Kumpels vorzuschicken, die holen denn das Beutestück meiner Begierde, wenn ich sie in die richtige Richtung geschickt habe.
Die Zerstörbarkeit von Objekten macht hingegen wieder richtig Laune. Man muss nicht, aber man kann alles kurz und klein hauen. Selten finde ich zwar etwas in dem Schutt, aber immerhin.
Alles im allen ist das Gameplay erfrischend flott, aber zu überdimensioniert und das ich als Overlord nicht mal hüpfen kann, hm... sei den Entwicklern verziehen.
Sound und Spielspaß
Ja... da kommen wir zur Stärke von Overlord II. Die kleinen Scheißer an meiner Seite, seien es die braunen, blauen, roten oder grünen, ich liebe jeden einzelnen von ihnen. Dieses ständige gezetere und Gemurmel wächst einem doch schwer ans Herz. Auch wenn sich dies immer und immer wiederholt, wenn ich zum Beispiel die braunen auf einen Wolf gesetzt habe, ist es zum schießen komisch und das genau macht ja Overlord II aus. Ein aberwitziges Spielvergnügen mit sehr guter Soundkulisse. Einziger Kritikpunkt den ich anbringen könnte, wäre etwas mehr Hintergrundgeduddel für meine Ohren, da ich gerne zuhöre beim spielen.
Böse zu sein macht immer Spaß und so wie es die Triumph Studios umgesetzt haben besonders. Neben der Eroberung des Königreichs habe ich noch allerhand andere Dinge zu tun, die keine Langeweile aufkommen lassen. Das Questsystem fordert nicht wirklich und wäre nicht die bekloppte Steuerung, bräuchte man wohl nicht einmal eine Komplettlösung.
Aber Overlord II macht Spaß und kann sehr gut unterhalten. Der Multiplayer ist nicht wirklich ein solcher und ich konnte auch keinen Gegner während meiner Testphase ausmachen. So gibt es einen Splitscreen Modus, einen für das gemeinsame Üben und das gemeinsame Invasieren, oder eben einen für Unterwerfung oder zum Beispiel auch für Plünderung. Ich kann selber ein Spiel bereitstellen oder über schnelles Spiel versuchen einen anderen Spieler zu finden.
Gehört alles zwar zum heutigen Standard, aber ob das reicht um Langzeitmotivation zu erzeugen, ist wohl fraglich.
Noch ein Wort zum Speichersystem. Mittlerweile ist es ja in Mode gekommen, dem PC seiner Grundfunktionen zu berauben. Liebe Entwickler, hingegen so mancher blöden Konsole besitzt der PC eine Festplatte, und diese kann sehr sehr groß sein. Das ich dennoch in Overlord nicht selber speichern kann, sondern nur an dafür festgelegten Punkten, ist ein weiterer Kritikpunkt. Wer schnell mal seinem Weib oder Mutter beim Abwasch helfen muss, kann seinen Fortschritt nicht festhalten. Dafür gibt es keine Entschuldigung und wird auch nicht verziehen.
Fazit
Overlord II ist ein würdiger Nachfolger, verspricht aber zu Beginn mehr als es im Spielverlauf halten kann. Viele Dinge sind nur Dekoration auf dem Esstisch, tragen zwar zum Gesamterlebnis bei, aber weniger davon und dafür mehr Spieltiefe, täten dem Titel schlichtweg besser. Wer über die katastrophale Steuerung hinwegsehen kann, es lieber all glatt mag und einen Hang zum Bösen verspürt, kann mit Overlord II nicht falsch liegen. Das Spiel macht dermaßen Laune, das ein getrübter Sommer plötzlich zur besten Jahreszeit avanciert.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.
KommentareInhalt:Kommentare
19
Overthon10.07.09 06:22
die schlechte steuerung hätte meiner meinung nach stärker in die wertung eingehen dürfen, für mich ist das ein NoGo, das kann für mich über fehlkauf oder eben nicht entscheiden !
the_Dagger13.07.09 20:24
Ihr kauft euch ja auch jedes spiel oder ^^
Erstellt von nilius
Zuletzt online: 56 Minuten 34 Sekunden
Kategorie:
Test
Veröffentlicht
Aktualisiert
08. 07. 2009 um 19:01
08. 07. 2009 um 19:01
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