Der Fluch der Akriden
Lost Planet 2 - Article - Der Fluch der Akriden
Lost Planet 2
22.05.10 19:26 Test
E.D.N. III erwacht aus seinem Winterschlaf und lässt die Pflanzenwelt des Planeten neu erblühen. Aber nicht nur dieser kommt die Wärme zugute, auch eine weitere Lebensform scheint davon "gigantisch ...
Story
Mit Lost Planet 2 entführt dich Capcom ein weiteres Mal auf die Planetenwelt von E.D.N III, wo du dich abermals um das Schicksal der Menschheit kümmern musst. Diese ist auf der Suche nach einem Ausweichplaneten, da die Erde durch Umweltzerstörung mittlerweile unbewohnbar geworden ist. Spielte sich im Vorgänger noch alles in einer Eiswüste ab, stehen dir nun auch tropische Dschungel, staubige Wüsten und Unterwasserwelten als neue Schauplätze des Third-Person-Shooters zur Verfügung. Erklärt wird jener Umschwung der Natur dadurch, dass man erfolgreiche Terraforming-Versuche am Planeten durchgeführt hat.

Leider kam dies nicht nur der Pflanzenwelt zugute, auch die Akriden, welche auf dem Planeten leben, sind zu gigantischen Bestien heran gewachsen. Deren Körper bestehen zum Teil aus einer große Mengen Thermalenergie (T-ENG), das den Menschen bzw. verschiedenen Parteien des Planeten in vielerlei Hinsicht als wichtigste Energiequelle dient. Wie sich der Kampf um diesen Rohstoff zuspitzt und welche Rolle der Besiedelungskonzern NEVEC dabei spielt, sei hier natürlich noch nicht verraten.

Meine kurze Einführung in die Story des Titels umreißt das Ganze zwar nur, lässt dich aber, solltest du das erste Mal die Spielwelt von Lost Planet betreten, garantiert nicht so sehr im Regen stehen, wie der Einstieg in die Kampagne selbst. Hast du den Vorgänger nicht gespielt, wird es wohl einige Zeit brauchen, um zu erfahren, warum es hier eigentlich geht. Die als Vorspann eingespielte Videosequenz, trägt jedenfalls nicht dazu bei. Auch das du die insgesamt sechs Episoden aus der Sicht von fünf Fraktionen spielst, wird in keiner Weise angedeutet. Dadurch entsteht natürlich keinerlei Bindung zu einem der enthaltenen Spiel-Charaktere, was vom Produzent des Titels aber sogar erwünscht ist. Dessen Statement dazu lautet nämlich: “Wir setzten keinen Schwerpunkt auf Story und Charakter. Wichtig ist nicht, wer der Held ist, sondern was er erlebt, und wie sich das anfühlt."

Anfänglich konnte ich diese Entscheidung nur schwerlich nachvollziehen, plätscherte die Story des Spiel doch für einige Stunden belanglos an mir ab und lies den Titel recht blass wirken. Erstaunlicherweise änderte sich dies aber im weiteren Verlauf. Etwa ab der zweiten Hälfte nimmt die Story dann allmählich Fahrt auf. So werden unter anderem die eingespielten, kinoreifen Zwischensequenzen immer storylastiger, die Schauplätze werden mit einer Unterwasserwelt oder dem Weltall abwechslungsreicher und du bekommst, durch besagten Sichtwechsel, einen guten Einblick zu den auf E.D.N III ansässigen, verfeindeten Fraktionen.

Gemeinsam aber einsam
Um dort hin zu gelangen, musst du dich aber erst mal deinem härtesten Gegner stellen – deiner zugeteilten Team-KI. Machst du dich im Alleingang auf den Weg, die Kampagne des Spiels zu Durchschreiten, bleibt dir zwangsläufig leider nichts anderes übrig, als auf diese Pappkameraden zu setzen. Es ist zwar möglich, die Kampagne auch im Koop-Modus mit bis zu vier reellen Spielern zu meistern, aber diese musst du erst mal finden.

Zurück zu den netten KI-Kollegen, wenn man jene Überhaupt so bezeichnen kann. Hier muss bei der Entwicklung des Titels doch ordentlich was schief gelaufen sein. Oder wie kommt es, dass ich ständig nach meinen Team suchen muss. So spurten jene beispielsweise mal eben schnell zum letzten Punkt der Karte vor, obwohl es noch diverse Aufgaben zu erledigen gibt, die dann natürlich an einem allein, umzingelt von Gegnern, hängen bleiben. Aber auch sinnloses und untätiges herumstehen, an völlig unwichtigen Punkten der Missionskarte, scheint eines ihrer liebsten Hobbys zu sein.

Vielleicht hätten die Entwickler hier besser auf ein System setzen sollen, das es einem ermöglicht, dem Team per Befehlsmenü direkte Anweisungen zu erteilen. Es gibt hin und wieder zwar auch ein paar Lichte Momente im Leben meiner KI-Kameraden, diese kann ich aber an einer Hand abzählen. Daher hab ich nach Ablauf der halben Kampagne auch auf den Koop-Modus (für 2 Spieler) zurückgegriffen und den Rest im Split-Screen über meinen Bildschirm flimmern lassen. Und siehe da, schon stieg der Spielspaß um mindestens das doppelte an. Zu Zweit mit Vital Suits, umgangssprachlich auch Mechs genannt, durch die Welt von E.D.N III zu stampfen, hat schon was für sich. Vor allem, wenn du dich dabei auf jemanden verlassen kannst. Auch die Motivationskurve sieht so gleich ganz anders aus, wenn es nach jeder erfolgreichen Mission noch eine Auswertung der beteiligten Spieler gibt. Dort werden dir als Belohnung für gute Teamarbeit Klassifizierungen, Punkte und Abzeichen verliehen.

Weniger Aussetzer gibt es hingegen bei der gegnerischen KI. Nur wenige Male traf ich auf einen Feind, der sich durch meine Anwesenheit nicht belästigt fühlte bzw. keine Notiz von mir nahm. Zum größten Teil, lassen sie dir aber im gesamten Spielverlauf, der sich übrigens auf grob geschätzte 10 Stunden beläuft, keinen Spielraum für leichtsinnige Aktionen.

Wenn du noch auf der Suche nach einem klasse Koop-Spiel bist, kann ich dir Lost Planet 2 durchaus ans Herz legen. Allerdings solltest du über drei Dinge hinwegsehen können. Erstens: Es gibt einige Passagen, die den Frustpegel, egal welcher Schwierigkeitsgrad eingestellt wird, doch enorm in die Höhe schnellen lassen. Zweitens: Du solltest schon über einen relativ großen Fernseher/ Bildschirm verfügen, da der Split-Screen im 2er Koop durch eine unverhältnismäßig große Darstellung der Minimap, reichlich an Platz einbüßen muss.
Drittens: Das Spiel verfügt über eine eigene, automatische Speicherfunktion, die dir garantiert einige erste graue Haare, falls noch nicht vorhanden, bescheren wird. Statt nach jeder Mission abzuspeichern, verlangt das System von dir ein erfolgreiches Abschließen eines kompletten Kapitels. Kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass dafür mal eben eine Stunde und mehr draufgehen kann - und zum Kompott wartet noch ein Akriden-Bossgegner auf dich.

Gemeinsam statt einsam
Besser und fairer schneidet da schon der Multiplayer des First-Person-Shooters ab. Hier kannst du dich mit bis zu 16 anderen Spielern auf kleinen und großen Schauplätzen, die aus der Kampagne des Spiels stammen, zum Online-Match treffen. Zur Auswahl stehen mehrere Optionen wie „Schnelles Spiel“, „Benutzerdefiniertes Spiel“, „Ranglisten-Spiel“ oder auch „Fraktions-Match“. Außer dem letzt genannten, erklären sich die anderen aufgeführten Modis eigentlich von selbst. Beim „Fraktions-Match“ schließt du dich eine Woche lang einer bestimmten Fraktion an und bestreitest einen bunten Mix an Matches, bei denen sich Schauplätze und Spielarten nach einer vorbestimmten Regel ändern. Bist du in der Fraktion, dessen Teilnehmer nach einer Woche die besten Resultate vorweist, darfst du diverse Belohnungen in Form von Karrierepunkten und Credits entgegen nehmen.

Als Gametypen stehen dir fünf bekannte Kategorien zur Auswahl. Diese sollten dir, hast du bereits schon Mehrspielerpartien in anderen Games absolviert, geläufig sein. Nennen tun sich jene hier zwar anders, basieren aber auf Spielarten wie beispielsweise Team Deathmatch, Capture The Flag oder auch Herrschaft. Dass Multiplayer – und Koopmodus bei Lost Planet 2 an erster Stelle stehen, merkst du auch sofort an den umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten im Menü des Spiels. Dort kannst du schon mal etwas mehr Zeit einplanen, um dich durch die Unmengen an Individualisierungen deiner Spielfigur zu klicken.
Neben der Festsetzung, mit welchem Kampfanzug dein Charakter in die Schlacht zieht und welche Waffen und Fähigkeiten dabei zum Einsatz kommen, steht obendrein noch eine Liste mit speziellen Gesten parat, mit welchen du zum Beispiel deinem Gegenüber provozieren kannst.

Was den Multiplayer für mich weiterhin aufwertet ist, dass ich nicht nur als Fußsoldat ins Online-Gefecht ziehen muss, sondern mich auch einfach in einen Vital Suits (Mechs) setzen und über die Karten stampfen, sowie zum Teil auch fliegen kann. Mitunter lassen sich sogar zwei weitere Spieler via Steigbügel damit transportieren. Die Steuerung der Kampfläufer gestaltet sich recht einfach und geht einem sofort ins Spielerblut über. Soweit mein kurzer, grober Umriss zum Mehrspieler-Vergnügen. Was diesen Part angeht, hat Lost Planet 2 also einiges zu bieten.

Abschließend noch ein paar Worte zu den nicht minder wichtigen Punkten wie Grafik, Sound und Steuerung. Wie in fast jeder, im Netz veröffentlichten Spielinfo betont wird, basiert das Spiel auf einer überarbeiteten Fassung der "MT Framework 2.0 Engine", welche die Landschaft besonders plastisch und organisch wirken lassen soll. Im Dschungel-Level mag dies zwar durchaus zutreffen, aber damit hat es sich auch schon. Meist bist du auf E.D.N III unterwegs in staubigen Wüsten, kargen Unterwasserwelten und in Gängen diverser Anlagen. Dort kann die Grafik-Engine nicht wirklich auftrumpfen, darf sich jedoch mit aktuellen Spielen auf eine Stufe stellen. Hast du dir vorab Screens und Videos zu Lost Planet 2 angeschaut, bekommst du genau das geboten, was diese dir vorgeben. Keine neue Grafik-Referenz, aber einem "Halo" immer noch um etliche Längen voraus.

Was die musikalische Untermalung angeht, bekommst du einen erstklassigen Soundtrack serviert, der sich bei mir jedenfalls schnell in die Gehörgänge gefressen und eingenistet hat. Weniger Arbeit hat sich Capcom jedoch bei der Synchronisation des Titels gemacht. Statt deutsche Stimmen zu verpflichten, setzt man bei der hiesigen Version auf die englischen Originalsprecher. Lediglich deutsche Untertitel werden dazu eingeblendet, was für Spieler die nicht des englischen mächtig sind mal wieder heißt, dass in den zahlreichen Videosequenzen entweder nur mitlesen oder zuschauen angesagt ist. Wenige Worte muss ich zur Steuerung verlieren. Verbringst du nicht gerade deinen ersten Tag am Controller, sollte dir die Belegung doch sofort bekannt vorkommen. Hier wirkt nichts überladen, somit kannst du dein häufiges Ableben beim Kampf gegen die riesigen Akriden also nicht auf eine verkorkste Steuerung schieben. Etwas Übung benötigt höchstens die Benutzung des Greifhakens, den du aber nicht wirklich oft zum Einsatz bringen musst.

Fazit
Wenn ich nur den Multiplayer- und Koopmodus des Spiels bewerten müsste, würde mein Fazit um einiges besser ausfallen. Da Lost Planet 2 aber auch eine Kampagne für Einzelspieler beinhaltet, was für nicht wenige Spieler von Bedeutung sein dürfte, gibt es doch einige Abstriche zu machen, was den Spielspaß betrifft. Die größten Spaßbremsen sind eindeutig KI und Speichersystem. Besitzt du kein gewisses Maß an Frust-Resistenz bei Solo-Kampagnen, könnte dich das Spiel daher um einige Jahre deines Lebens berauben.
Ganz anders sieht es aus, wenn du dich gern mit Freunden ins Koop-Abenteuer stürzt und dem Multiplayer eines Spiels eine besondere Beachtung schenkst. Zählst du dich zu jener Spezies, solltest du dem Titel auf jeden Fall eine Chance geben. Da der Neupreis von Lost Planet 2 gegenüber anderen Veröffentlichungen um ein Drittel günstiger liegt, bewegt sich das Preis-Leistungs-Verhältnis, trotz der angesprochenen Schwächen, durchaus noch im grünen Bereich.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von LidoKain
Zuletzt online: 9 Jahre 3 Monate
Kategorie:
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22. 05. 2010 um 19:26
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