Dies ist die Stimme der Freiheit!
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Homefront
21.03.11 10:17 Test
THQ wollte mit ihrem Shooter Homefront an die Erfolge der Call of Duty Reihe anknüpfen. So wurden im Vorfeld viele Versprechungen und Ankündigungen getätigt, die wir leider in unserem Test nicht ha ...
Der Singleplayer

THQ rührte im Vorfeld zur Veröffentlichung ihres Shooters Homefront ordentlich die Werbetrommel. Immer wieder hieß es, dass man mit den Großen der Branche mithalten werde können. Besonders viel Wert legte der Publisher dabei auf dem Mehrspieler-Part des Titels. Zunächst wollen wir aber den Einzelspieler genauer betrachten.


Homefront führt den Spieler in eine fiktive Invasion auf amerikanischen Boden, durch koreanische Truppen. Was für den US Bürger wohl unvorstellbar, ist leider in anderen Teilen der Welt an der Tagesordnung. So wollen aber die Kaos Studios, die zuletzt mit Frontlines: Fuel of War auf sich aufmerksam machen konnten, nicht nur einfach eine hollywoodreife Inszenierung abliefern, sondern vielmehr haben sie sich das Leid und das Elend der zivilen Bevölkerung auf ihre patriotische Flagge kleistern lassen. Was im Ansatz durchaus interessant klingt, gerade weil in der Vergangenheit eher auf bombastisches und durch choreografiertes Einheits-Geballer gesetzt wurde.

Doch dazu müssen auch einige Rahmenbedingungen stimmen, damit die entsprechende Wirkung erzielt werden kann. Die stimmen bei Homefront an fast keiner Stelle. Beginnen wir mit der Betrachtung der Story und ihrer Erzählweise.
Ersteres stammt aus der Feder von John Milius (Co-Autor von unter anderem Apokalypse Now), der es schafft, uns eine völlig belanglose Geschichte aufzutischen. Aber gut, da sind wir ja inzwischen abgehärtet und schon so einiges gewöhnt. So schlüpfen wir in die Rolle eines Infanteristen namens Robert Jacobs. Dieser wird zu Beginn von koreanischen Soldaten gefangen genommen. Kurze Zeit später, wird er dann vom Widerstand befreit. Unfreiwillig hat er nun koreanisches Blut an seinen Händen und ist gezwungen, Widerstand zu leisten.


Die nächsten Stunden werden wir von einem Einsatzort zum nächsten geleitet, mit einer Belanglosigkeit, die die aus Medal of Honor (Reborn) bei weitem in den Schatten stellt. Da die Kaos Studios uns ja eine emotionale Achterbahn versprochen haben, hätte man hier zumindest wenigstens etwas vorher aufschreiben sollen. Das die Entwickler sich tatsächlich nicht ganz Hirnlos ans Werk gemacht haben, belegen die zahlreichen und völlig plakativen Szenen der Gräueltaten eines Krieges. So sieht der Spieler zu Beginn ein Elternpaar mit einem kleinen Jungen, das an die Wand gestellt und exekutiert wurde. Weinend rennt der Kleine zu seinen toten Eltern. Oder etwas später ist zu sehen, wie zwei abtrünnige Freiheitskämpfer vor die Füße eines gefangen genommenen koreanischen Soldaten ballern und ihn tanzen lassen, anschließend wird er erschossen und mit dem Kommentar verlassen: Scheiße man, was sollen wir jetzt den ganzen Tag machen?
Hier könnten noch unzählige weitere Szenen angeführt werden, die allesamt im Grunde wirklich bedrückend sein sollten, es aber in Homefront einfach nicht sind.

Das liegt zum einen an den technisch vollkommen verhunzten Dialogen und zum anderen daran, dass sich der Titel einfach nicht die Zeit nimmt, auf Gefühle zu bauen. Es ist eben ein schmaler Grat zwischen Shooter-Aktion und Tempo und dann noch ein schwieriges Thema behandeln zu wollen. Aber zurück zu den Dialogen, nicht nur das diese aufgesetzt und meist fehl am Platze erscheinen, auch entsteht der Eindruck, dass die von einem Neunzigjährigen per Knopfdruck aktiviert werden, der nicht ganz bei der Sache ist. Viel zu lange Pausen zwischen den Dialogen, hinzukommt das Kommentare zu einzelnen Aktionen des Spielers viel zu spät ausgelöst werden. Dadurch entsteht keinerlei Bindung an die ohnehin charakterlosen Kameraden aus unserem Widerstand. Auch entsprechende Gefühlsausbrüche bleiben so völlig wirkungslos.

Aber eine Gute Nachricht haben wir dann doch, wem das Ganze Kriegsgedöns eh schnuppe ist, der schaltet einfach sein Hirn ab und darf sich auf einen kurzweiligen Shooter-Abend freuen. Wobei kurz mal wieder eine völlig neue Bedeutung bekommen hat. Wer meint, dass die letzten Einzelspieler Shooter wie Medal of Honor, Call of Duty: Black Ops und so weiter viel zu "kurz" waren, der wird mit Homefront eine neue Maßeinheit für kurz festlegen müssen. Denn gerade als das Spiel so langsam in die Gänge kommt, ist es auch schon wieder vorbei. Nicht mal ganze fünf Stunden braucht ein erfahrener Spieler, wenn er sich Zeit lässt, um das völlig abprubte Ende zu sehen.

Ansonsten funktioniert das Geballer recht gut. Steuerung und Waffen-Feeling bieten keinen Grund zum meckern. Nicht perfekt, aber das braucht man nun von Homefront auch nicht mehr zu erwarten. Die KI reagiert gelegentlich sogar etwas überraschend, so wirken sich Treffer im normalen Schwierigkeitsgrad unterschiedlich aus. Mal hält der Spieler eine Menge Treffer aus und ein anderes Mal, sieht er die wirklich gelungenen Ladescreens. In diesem Falle, lohnt es sich auch einmal zu sterben.
Das bringt zusätzlich eine kleine taktische Note in das Spiel, sodass hier nicht gleich immer wie zu Rambos besten Zeiten agiert werden kann. Dennoch braucht hier niemand Wunder von der KI zu erwarten, Kameraden stehen im Wege oder laufen dem Spieler vor die Flinte. Gegner bieten ein Militärverhalten, wo selbst neugeborene Schimpansen locker mithalten können.
Die Waffenauswahl ist nicht die größte, geht aber in Ordnung. Meist muss der Spieler sich auf eine Waffe festlegen, die besonders in einem Abschnitt von Vorteil ist. Munition kann des öfteren knapp werden, da heißt es, Magazine schnell von den Leichen einzusammeln, da diese sonst nach kurzer Zeit einfach verschwinden.


Die Missionen bzw. Kapitel bieten die üblichen Zutaten, die ein Shooter eben so braucht. Dabei gibt es aber keine einzige, die man nicht so oder so ähnlich schon in irgendeinem anderem Shooter dieser Art gesehen hat. Helikopter-Passagen, Sniper-Aufträge, Fluchtfahrten und die wohl schlechteste Schleicheinlage aller Shooter-Zeiten. Fast schon lächerlich, wie uns der Entwickler hier durch ein Rebellenlager hüpfen lässt, welche zwar auch Amerikaner sind, aber eben den Krieg aus reiner Profitgier führen. Dann der allzu schnell nahende Showdown auf der Golden Gate Bridge, wo das Spiel erst gerade so richtig in Fahrt gekommen ist. Und immer wieder zwischendurch, dass Spielen mit dem Goliath. Dieser wird im Verlaufe der faden Story immer mal eingesetzt, um reine Zerstörung zu verursachen. Spaßige Angelegenheit und auch technisch gut umgesetzt.


Wenn es um die Grafik geht, will man sich eigentlich kaum dazu äussern, die zahlreichen Screenshots im Vorfeld ließen es erahnen, was nun Realität ist. Mit einer maximalen Auflösung von 1280 mal 720 Bildpunkten, werden aktuelle TFT Besitzer gebeutelt. Zudem darf der geneigte Spieler sich auch noch einen Eindruck darüber verschaffen, wie Konsolenspieler das Spiel sehen. Immerhin, etwas besser sieht Homefront dann doch aus, dank hochauflösender Texturen und detailreicheren Raucheffekten. Jedoch hat das Ganze noch lange nichts mit einer schönen Computer-Optik zu tun. Auch ansonsten wirkt der Shooter sehr statisch, einzig die Fahrzeuge lassen sich zerlegen, der Rest der Spielwelt scheint wie festgeklebt.

[Fazit]
Die Kaos Studios beweisen einmal mehr, das es besser ist, wenn man im Vorfeld vielleicht nicht zu viele Versprechungen macht, die dann im Nachhinein nicht erfüllt werden können. Der Singleplayer mit gerade mal fünf Stunden, ist nicht mehr als eine kleine Dreingabe. Technisch auch noch mittelmäßig umgesetzt und wer eine Geschichte erzählt bekommen will, sollte lieber zu einem guten Buch greifen, oder ins Kino gehen.
Wer dagegen einfach ein paar Stunden solide Action konsumieren will und bereit ist, dafür 50 Mäuse locker zu machen, kann sich Homefront getrost nach Hause holen. Aber vielleicht sollte man auch warten, bis das Teil für deutlich weniger zu haben ist und dann zuschlagen.

Den Multiplayer reichen wir in einem extra Test nach, der könnte eventuell die Wertung noch etwas beeinflussen.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

KommentareInhalt:Kommentare

Lord|Schirmer21.03.11 16:13
... gut geschrieben!
Nino21.03.11 19:38
wenn ich deinen homefront-test jetzt lese, dann ärgert es mich, dass ich nicht noch ein bisschen mit dem kauf gewartet habe. jetzt hab ich 50 euro dafür bezahlt und kann den "schrott" noch nicht mal spielen. omg

p. s.: liest sich gut, dein test. ;)
Corben22.03.11 13:35
dein Bericht spricht mir aus der Seele ,leider wieder mal Geld zum Fenster rausgeschmissen.
ABER vielleicht beheben sie noch die vielen Fehler im Multiplayer
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Erstellt von nilius
Zuletzt online: gerade
Kategorie:
Test
Veröffentlicht
Aktualisiert
21. 03. 2011 um 10:17
21. 03. 2011 um 10:17
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