Umfang Kritik - Rally und Rallycross im Fadenkreuz
Mit eine der größten Fragen jedes Spiels sind natürlich die Strecken. Insgesamt gibt es für die Disziplin Rally nur sechs Länder mit jeweils 12 Etappen. (Jene mit Hin- und Rückweg mit eingerechnet.) Alle besitzen mehr oder weniger ein paar Wettersettings, die gewechselt werden können. Diese sind aber mit der Tageszeit und der Wetterdarstellung gekoppelt. Eine freie Einstellung von Wetterart und Tageszeit, wie zum Beispiel bei Project CARS, gibt es leider nicht. Nun... insgesamt muss ich Codemasters dafür loben, das die vorhandenen Strecken recht gut programmiert wurden. Es gibt sehr wenige versteckte Huckel an den Rändern oder gar Felsbrocken. Man darf also wieder ruhig etwas mehr die Fahrbahn verlassen und muss nicht damit rechnen, gleich einen heftigen Schaden zu erleiden. Auch die Gestaltung und die Umsetzung der Strecken, vom echten ins virtuelle, ist den Entwicklern überzeugend gut gelungen. Und manchmal vergaß ich, das wirklich jedes der sechs Länder nur 12 Wertungsprüfungen besitzt und das Spiel keinen Streckeneditor wie bei DiRT 4 beinhaltet. Woran das liegt? Nun an der Länge der einzelnen Etappen. So gibt es welche mit nur 6-7 Kilometern und dann wieder richtige Monster mit bis zu über 17 Kilometer. Okey... vielleicht sind stärkeren Rallyfahrzeuge etwas schneller durch, doch gerade bei den kleinen Klassen kann es locker mal 10-12 Minuten dauern. Am Ende besitzen alle Strecken mehr oder weniger genau die richtige Länge. (Ist jedoch nicht wirklich etwas neues, denn der Vorgänger hatte dies ja auch.) Doch für mich als richtiger Rally-Fan fehlen hier ein paar Länder.
Im Gegensatz zum ersten DiRT Rally haben die Entwickler weder Finnland, Monte Carlo noch Deutschland ins Spiel verbaut. Wie die vorhandenen Länder Argentinien und Spanien gehören auch die fehlenden Länder zu einem Rally-Videospiel einfach dazu. Ich finde es nur sehr enttäuschend, das man sich entgegen dieser traditionellen Rallys entschied hat und stattdessen doch auf sich sehr ähnelnde Rallys zurück griff. Als nicht “Fan“ des Motorsports reichen die Rallylocations alle gut aus und sie machen natürlich sehr viel Spaß, doch Spieler wie ich (Mit einem gewissen Anspruch) werden da etwas enttäuscht werden. Das gleiche Bild zeichnet sich beim Rallycross ab. Ja... offizielle Lizenzen bei fast allen Klassen und Fahrzeugen, ja sogar die richtigen Fahrernamen werden auf dem Scoreboard angezeigt. Doch auch hier hinkt der Titel beim Punkto Strecken hinterher. Im Spiel gibt es rund Acht, real nachempfundene, RX-Strecken, doch innerhalb des richtigen Rennkalender vom letzten Jahr gab es 12! Im Grunde fehlen Buxtehude (Deutschland), Austin (USA), Kapstadt (Südafrika) und Riga (Lettland). Wenn ich nun als Entwickler mit RX Lizenzen werbe, dann wäre ein vollständiger Rennkalender doch angebracht gewesen. Letztendlich bietet das alte DiRT Rally deutlich mehr Strecken zum Release an, als dieser Titel hier. Klar... DiRT Rally hatte damals eine lange Early Access Vorlaufzeit, aber in der Finalen stimmte alles. Und wo ich nun bei Rallycross bin, die Regeln haben sich natürlich auch geändert. Mittlerweile geht es nicht mehr unbedingt darum, als erster über die Ziellinie zu kommen, sondern auf dem Track eine Top Zeit hinzulegen.
Die Fahrer mit der besten Zeit kommen auch bis ins Finale. Der Rest bekommt das sogenannte Trost-Halbfinale. Im richtigen Reglement wird dies logischerweise nicht so genannt, aber ein Semi-Finale gibt es dennoch. Fakt ist für mich: Das Rallycross macht für mich nur noch halb soviel Spaß. Dies liegt daran, das sich der Schwierigkeitsgrad wieder einmal extrem stark auf die Zeiten auswirkt. Stelle ich die Schwierigkeit herunter, so komme ich nun zwar gut an die anderen Zeiten ran aber die gegnerischen Fahrzeuge überrunde ich schon fast. Du merkst... das kleine Ungleichgewicht besteht auch bei diesem Titel leider immer noch. Bei Rallys sieht da etwas anders aus, da ist der mittlere Schwierigkeitsgrad recht erfrischend aber keinesfalls zu einfach. Ich sage es mal so: Ein Abflug kostet dir eventuell schon die Etappe. Darüber hinaus kann man sich das Spiel auch einfacher oder schwerer machen, je nach Setup des eigenen Fahrzeugs. Bei den Zeiten der Bestenliste sehe ich mittlerweile ganz genau, wer mit eigenen Setups spielt und wer nicht. Die Zeiten unterscheiden sich bei denen ganz deutlich im Gegensatz zu jenen, mit den Standardeinstellungen. Schlecht ist es nicht, denn: Konkurrenz belebt das Geschäft und keiner will doch ständig der Erste sein?!
Viele Einstellungsmöglichkeiten beim Gameplay
Im vorherigen Abschnitt habe ich den Schwierigkeitsgrad bereits angeschnitten. Während er bei Rallys wunderbar angepasst wurde, stimmt der Spagat zwischen kampffreudigen KI-Gegnern und den Zeiten beim Rallycross irgendwie gar nicht. Von einer extremen Verbesserung zum Vorgänger kann ich nur hinsichtlich der Rallyzeiten eine gewisse Veränderung erkennen. Doch wie sieht die Schwierigkeitseinstellung aus? Codemasters haben sich hier dem bekannten Regler angenommen. In einem Wert von 01 bis 100 hat man Sehr Leicht bis Sehr Schwer. Das Gute daran ist, das man speziell hier eine Art Feinabstimmung vornehmen kann. Doch DiRT Rally 2.0 glänzt auch mit anderen Elementen. Zum Beispiel muss ich wieder einmal die sehr übersichtliche Menüführung loben. Klar strukturiert und aufgeräumt ist sie und so etwas sieht man ja bekanntlich gerne. Ein weiteres Plus gibt es für die vielen Anzeige- und Gameplayeinstellungen. Ja selbst bei den Hilfen wurde viel hinzugefügt und so verfügt der Titel über ABS, Stabilitätsassistent.... Und greifen die auch gut? Ja natürlich! Allerdings muss man bedenken, das bei den ganzen Hilfen immer irgendwo Zeit liegenbleibt.
Doch gerade für Einsteiger ist dies eine tolle Sache. Darüber hinaus können Einstellungen an der HUD, an den Anzeigemöglichkeiten (Allgemein) und den Darstellungen vorgenommen werden. Einzig die Optionen bei den Karten, in Kombination mit Tageszeit und Wetter, finde ich etwas mager. Sicher gibt es Nachtrennen (Mit Regen) oder einfach nur Sonnenuntergang mit dichter Bewölkung, aber diese Einstellungen kann ich nicht unabhängig voneinander wählen. Es ist halt wie beim Vorgänger. Was jedoch neu ist, sind die wechselnden Verhältnisse während der Etappe. Gerade bei großen Wertungsprüfungen macht sich das deutlich bemerkbar. Hat es am Anfang noch geschüttet, so kann es am Ende schon aufgehört haben. Nun... eine gute Nachricht für VR-Spieler habt man bereits jetzt schon, denn Codemasters kündigten vor kurzem an, dass der VR-Support für Oculus Rift Geräte zu einem späteren Zeitpunkt des Jahres folgen wird. Im Rahmen dieser Bekanntmachung zeigt sich mal wieder, das die Entwickler auch im Laufe des Jahres neue Inhalte bringen werden. Und auch wenn von mir viel Kritik zu den Inhalten geäußert wurde, so habe ich die positive Hoffnung, das man neue (die traditionellen) Strecken und eventuell auch Fahrzeuge im Laufe des Jahres nachschieben wird.
Darum kann der Titel mich nicht so ganz überzeugen
Um es kurz und knapp auf den Punkt zu bringen: Steuerung, Grafik, Sound und Gameplay sind einfach Top und auf deutlich besseren Stand als der Vorgänger. Hier gehen wohl die meisten Pluspunkte ein. Besonders beeindruckten mich die neuen Grafikeffekte wie fliegender Schotter/Matsch/Wasser, die detailreiche Spielwelt (auch wenn sie teilweise noch kleine Fehler aufweist – Aber diese sollen mit einem Day One Patch behoben werden!), feiernde und filmende Fans am Streckenrand und natürlich die besonderen Vorkommnisse an der Strecke. (Liegengebliebene Fahrzeuge und warnenden Personen auf der Strecke.) Beim Gameplay und der Steuerung sind es die bessere Handhabung der Fahrzeuge, kein extrem nerviges Pendeln mehr (zumindest über den Xbox Controller) und der spürbare Wechsel des Untergrundes und die Reifenmischung. In Sachen Gameplay fand ich die Erweiterung der Rennstrategie durch das Hinzufügen der Reifenwahl und des Reservereifens als durchaus positiv. Nicht zu vergessen die fokussierte Verbesserung der Fähigkeiten meines Co´s, womit dann Strafen gemindert werden können. Aber auch die neue Einteilung zwischen Mein Team und Freies Spiel mit klaren Eingrenzungen was die Belohnungen angeht können punkten. Und das ich die lukrativen Community-Herausforderungen mag, ist ja seit dem Artikel zum Vorgänger kein Geheimnis mehr. Zum Sound... ja... die Motorensounds sind den Fahrzeugen entsprechend Fett! Allen voran machen die neuen R-GT Fahrzeuge deutlich Lärm. Aber auch die altbekannten werden auf einem überaus guten Level präsentiert.
Sonnst ermöglicht das Spiel nun auch die Feinabstimmung der Ansagezeit des Co-Piloten. Dieser hat ebenfalls ein kleines Upgrade bekommen und verfügt nun über ein paar mehr Wörter im Wortschatz. Speziell zu der Musik muss ich sagen, das sie sich (wie beim Vorgänger auch) super ins Spiel einpasst. Neu ist dabei zu wissen, das man die Musiktracks in den Wiederholungen frei wählen kann. Generell wurde die Wiederholungs-Funktion mit einigen neuen Features und Kameraperspektiven erweitert. (Ebenfalls sehr positiv!) Soweit alles gut, doch nun die Kritik. Das was mich am neusten DiRT Rally Teil wirklich enttäuscht sind die, nicht mal extrem abwechslungsreichen, acht Länder. Inhaltlich sind sie auf ihrer Art sehr gut, doch mir fehlen die Länder bei denen es “Besonderheiten“ gibt. In Schweden der Schnee, in Monte Carlo sind es die vielen Hänge im Zusammenhang mit Eis, Asphalt und Schnee und Deutschland - Da sind es die Panzerplatten. Vom farblichen Kontrast her sehen sich Neuseeland und USA sehr ähnlich. Lediglich Polen, Argentinien und Spanien haben ein gewisses Etwas aber das sei nur am Rande erwähnt. Das selbe betrifft auch das RX-Championship. Wenn ich im Sinne einer vollen Lizenz ein Event wie die Rallycross Weltmeisterschaft verbaue, dann sollte man davon ausgehen, das auch wirklich alle Strecken vorhanden sind. (Wer übrigens Lydden Hill Race Circuit in England sucht – Diese Strecke ist seit knapp zwei Jahren nicht mehr Teil des Rennkalenders. Auch Buxtehude ([i]Deutschland) wird im neusten Kalender 2019 nicht mehr aufgeführt.[/i])
Weder im Kalender des letzten Jahres, wo es 12 Strecken gab, noch in jenem des aktuellen Jahres (bei den es nur noch 10 sind) sind alle vollständig vorhanden. Schade eigentlich... da hätten die Entwickler deutlich mehr Potential nutzen können. Ebenfalls schade: Eine Multiklasse oder zumindest die Möglichkeit, beim Zeitfahren mit den Fahrzeugen der einen Disziplinen auf den Routen und Strecken der anderen zu fahren, fehlt. Ein weiterer “Minuspunkt“ ist die Geschichte mit dem Rallycross und der Schwierigkeit. Eine solche Schwankung empfinde ich nicht wirklich als gut. Entweder passen sich die Gegner meinem Tempo an, wobei die Zeiten aber auch fair bleiben müssen oder man gibt die Möglichkeit an, die Stärke der KI unabhängig von der Zeit einstellen zu können. Denn eines fiel mir extrem auf: Alle in meiner Qualifikationsrunde waren, wenn auch nur ein paar Sekunden, langsamer als ich (auf Stärke 65) und trotzdem schafften es 10 Fahrer in den anderen Runden rund 6-10 Sekunden schneller zu sein. Hier sollten Codemasters eventuell wirklich noch einmal nachhaken und bis dieser Tag kommt, spiele ich das Rallycross nur noch auf 45. (Gegner ganz ganz weit hinten, aber mit der Möglichkeit in die vorderen Reihen der Zeit zu kommen.) Zum Abschluss muss ich aber sagen: „Es sind im Grunde viel weniger Kritikpunkte, welche auf Fehler oder Bugs zurückzuführen sind, als jene durch mangelnde Nutzung des Potentials.“