Tolle Darstellung mit kleineren Schwächen
Grafisch zeigt Daedalic abermals, wie zeitlos gezeichnete Point-&-Click-Adventures sein können. Die fast schon künstlerische Landschaftsdarstellung und die wunderschöne Charakterinszenierung müssen sich vor bisherigen Veröffentlichungen aus dem Hause Daedalic keinesfalls verstecken. Passend zur Thematik ist die Grundstimmung bedrohlich und jeder Schauplatz kommt düsterer daher. Vor allem im Vergleich zu den farbenfrohen, verrückten Settings aus Deponia nimmt sich Säulen der Erde an vielen Stellen um einiges ernster und schafft, gepaart mit den ausgiebigen Dialogen, eine tolle Atmosphäre. Hinzu kommt ein großartiger Soundtrack, mit welchem die einzelnen Szenen stimmig hinterlegt sind. Doch leider kann die Animationen der Charaktere an manchen Stellen zu einem großen Hindernis werden. Angefangen bei vereinzelt aussetzenden Mundbewegungen und Rucklern hinsichtlich schnellerer Kamerafahrten – oftmals steht die Animation einem runden Spielfluss im Weg. Es lässt sich jedoch hoffen, dass Daedalic in den noch folgenden zwei Büchern an der ein oder anderen Stelle einige Verbesserungen an der Animation vornehmen wird. Aber insgesamt tun die, zu manchen Teilen, aussetzenden und ruckligen Animationen dem grafischen Gesamteindruck keinen allzu großen Abbruch und Säulen der Erde lässt sich auf audiovisueller Ebene problemlos weiterempfehlen. Vor allem in seiner (für Daedalic ungewohnten) Ernsthaftigkeit kann es für den ein oder anderen Wow-Effekt sorgen.
Altbekannte Spielmechanik?
Natürlich lässt sich bei einem Point-&-Click-Adventure recht wenig zur Steuerung sagen, da sich die Grundprinzipien im Laufe der Jahre so gut wie gar nicht verändert haben. Ein paar Besonderheiten zeigt Säulen der Erde dann aber doch. Zum einen funktioniert das Point-&-Click verblüffend gut auf den Konsolen. Auch ohne einen Mauszeiger ist die Steuerung simpel und geradlinig gehalten und steht dem Storytelling zu keinem Moment im Weg. Hinzu kommen gelegentliche Quick-Time-Events, in denen in richtigem Tempo gedrückt werden muss. Von großer Schwierigkeit sind die kleineren Herausforderungen zwar nicht, Einfluss auf die Geschichte können diese aber durchaus haben. Was hingegen fehlt sind wirkliche Rätsel. Die Aufgaben bestehen meist daraus mit bestimmten Leuten zu reden um somit an notwendige Informationen zu gelangen. Die Erzählung wird nicht unnötig in die Länge gezogen, die ein oder andere Knobelei hätte jedoch keinesfalls geschadet. Insgesamt besteht kein Leistungsanspruch an den Spieler, was natürlich zum Vorteil hat, dass auch unerfahrene Spieler problemlos die Geschichte erleben können, leider aber eben auch wenig Motivation zum Weiterspielen liefert. So hätten inhaltliche Längen mit Hilfe eines kleineren Rätsels spielerisch überbrückt werden können. Da Säulen der Erde aber zu einem großen Teil Fans der Buchvorlage ansprechen will, wird dieser Makel nicht von allzu großer Bedeutung sein, denn die Story schreitet ohne Hindernisse stetig voran. Was außerdem eine Motivation für die Buchfans darstellen soll, ist die interaktive Spielweise, das heißt der Einfluss des Spielers auf den Verlauf der Geschichte. Wie gesagt, die Hauptgeschichte lässt sich nicht verändern, Nebengeschichten hingegen schon. So können, dir unsympathische Charaktere, welche im Buch überlebt haben, einen nicht ganz so glücklichen Ausgang erleben. Wie viel die bestehenden Möglichkeiten der Einflussnahme bieten, ist jedem selbst überlassen.
Follets Segen
Die Zusammenarbeit von Daedalic mit dem Verlag Basei Lübbe, welche eben auch eng mit Ken Follet zusammenarbeiten besteht nun schon seit mehreren Jahren. So bestand für das Entwicklerteam von Säulen der Erde sogar die Möglichkeit, Ken Follet selbst von ihrer Idee, sein literarisches Werk als Videospiel zu adaptieren, zu überzeugen. Follet selbst war angetan von der Idee und segnete das Unterfangen ab. Das über 30 Jahre alte Buch gelangt so, auf einem etwas anderen Weg an eine neue, jüngere Zielgruppe.