Ein blutiges Wiedersehen...
Castlevania: Lords of Shadow 2 - Article - Ein blutiges Wiedersehen...
Castlevania: Lords of Shadow 2
15.03.14 20:30 Test
Vor drei Jahren sorgte das kleine Studio Mercury Steam mit ihrem Castlevania-Reboot „Lords of Shadow“ für einen echten Überraschungshit. Nun will man mit der Fortsetzung an alte Qualitäten ankn ...
Niemand geringeres als Metal Gear Mastermind Hideo Kojima war an der Entwicklung des famosen ersten Teiles der „Lords of Shadow“ – Reihe beteiligt, ein Umstand der seinerzeit vermutlich einen entscheidenden Teil zur brachial guten Geschichte beigetragen hat. Denn die episch angelegte Blutsauger-Story gehörte zweifelsohne zu den größten Stärken des Spieles, das schnell eine beachtliche Fangemeinde generieren konnte. Spielerisch bekam man zwar im Grunde nur einen weiteren „God of War“ – Aufguss präsentiert, was aufgrund der gelungenen Inszenierung und eines spaßigen Kampfsystemes jedoch keinerlei negativen Einfluss auf den Gesamteindruck ausüben konnte. Besser gut kopiert, als schlecht selbst erfunden. Alles in allem gehörte „Lords of Shadow“ jedenfalls zu den besten Spielen des Jahres 2010 und bekommt nun endlich sein wohl verdientes, überaus fulminant gestaltetes Finale spendiert.

Story
Castlevania: Lords of Shadow 2 knüpft direkt an den fiesen Cliffhanger des ersten Teils an und präsentiert uns nach einer beeindruckenden Exposition einen stark geschwächten Dracula, der eine halbe Ewigkeit in seinem Sarg vor sich hinvegetieren muss bis er schließlich in einer futuristischen Welt wieder zum Leben erwacht. In einer finsteren Stadt, die auf den Grundmauern seines Schlosses Castlevania erbaut wurde, muss Dracula nicht nur sukzessive seine einstigen Fähigkeiten zurückerlangen, sondern sich darüber hinaus für eine finale Konfrontation mit niemand geringerem als Satan höchstselbst bereit machen. Und als wäre das nicht schon genug Ärger, macht ihm auch noch der Belmont Clan das „Leben“ schwer. Der Spieler hat also alle Hände voll zu tun…

Packender Beginn
Der Einstieg des Spieles deutet bereits an, mit welch epischen Bildern man es in den kommenden Spielstunden zu tun bekommt und saugt einen daher sehr schnell ins Spielgeschehen hinein. Die monumentale Anfangsschlacht geizt nicht mit Superlativen und sorgt dafür, dass man die klaren Defizite auf narrativer Ebene kaum bemerkt. Für Neueinsteiger gestaltet es sich jedoch trotzdem enorm schwierig der Handlung zu folgen, da die Exposition in sekundenschnelle eine Vielzahl an Informationen und Rückbezüge auf den Vorgänger beinhaltet und sich kaum die Mühe macht, diese plausibel zu erläutern. Wer da jetzt genau gegen wen zu Felde zieht, ist in den Anfangsminute ohnehin nur sehr schwer zu begreifen, aufgrund des nach wie vor gelungenen Kampfssystems ist das aber im Grunde auch völlig egal. Hauptsache die Widersacher bekommen gehörig aufs Maul. Das Tutorial macht einen in angemessenem Tempo mit den verschiedenen Waffen und Kampftechniken vertraut, weshalb auch Neueinsteiger problemlos gegen die anströmenden Gegnerhorden bestehen können. Garniert wird die rasante Exposition schließlich mit einem beeindruckenden Endgegner, der auch aus dem „God of War“-Universum stammen könnte.

Ernüchternder Schauplatzwechsel
Leider folgt nach dem packenden Einstieg ein Zeitsprung ins 21. Jahrhundert, was der Atmosphäre spürbar den Wind aus den Segeln nimmt. Die mittelalterlichen Bauten haben es mir persönlich jedenfalls sehr viel mehr angetan, als das urbane Häuserschluchten-Setting. Auch die ersten Missionen, die man in diesem ungewohnten Handlungsraum bestreiten muss, hauen einen definitiv nicht vom Hocker, da hier krampfhaft versucht wurde völlig deplaziert wirkende Stealth-Einlagen zu implementieren. Als Ratte getarnt muss man sich so durch Lüftungsschächte schleichen und gefährliche Gegner umgehen oder in die Körper von Letzteren schlüpfen, um Türen zu öffnen. Leider sind diese Abschnitte weder sonderlich gut, noch spannend geraten, weshalb man sich das ursprüngliche Szenario oftmals schmerzlich zurück wünscht. Glücklicherweise haben das die Entwickler während ihrer Arbeit wohl selbst bemerkt, da man in regelmäßigen Abschnitten in die Ursprungszeit zurückkehren darf. Hier macht das Spiel dann wieder richtig Laune!

Offene Spielwelt, zweischneidige Grafik und ein tolles Kampfsystem
Das Schloss Castlevania ist – anders als noch im Vorgänger – frei erkundbar und dient zuverlässig als verbindende Kulisse zwischen den einzelnen Missionen. An bestimmten Stellen taucht ein mysteriöser Wolf auf, der dem geschwächten Dracula einen Trip in die Vergangenheit ermöglicht, damit dieser dort seine alten Fähigkeiten zurückerlangen kann.
Die ästhetische Gestaltung des Spieles ist dabei sehr ambivalent geraten: Von „beeindruckend“ und „majestätisch“ in den Mittelaltersequenzen, bis zu „trist“ und „monton“ in den Neuzeitlevels ließe sich wohl so ziemlich jedes Adjektiv in einer Beschreibung der Grafik unterbringen. Wer hat schon Lust ein ödes Parkhaus zu durchstreifen, wenn man genauso gut ein düsteres Verließ erkunden könnte?

Beim Klettern ist man in seinen Möglichkeiten ärgerlicherweise sehr eingeschränkt, da man nur vorgegebenen Punkten folgen kann, die auch noch mit völlig unnötigen Symbolen plakatiert werden, damit auch sicher jeder Spieler den Weg finden kann. Hier ist ein einigermaßen erprobter Zocker schnell unterfordert und als Konsequenz dessen gelangweilt. Allerdings lassen die Steuerungsmöglichkeiten sonst keinerlei Wünsche offen und machen das Bewegen der Spielfigur zu einem überaus angenehmen Erlebnis (außer man verwandelt sich in eine Ratte...). Besonders in den Kämpfen kommt die Steuerung sehr facettenreich daher und ermöglicht allerhand coole Kombos. Die sind auch dringend von Nöten, da die Gegner sich recht intelligent anstellen und daher clever den Hieben der Spielfigur ausweichen, wenn man nicht die richtige Taktik an den Tag legt. Peitsche, Magie-Schwert und Feuerhandschuhe erlauben so manches spektakuläres Manöver und sorgen dafür, dass die zahlreichen Auseinandersetzungen mit der zumeist überaus hässlichen Gegnerschaft nie langweilig werden – die Waffen können zudem aufgerüstet werden und verwandeln sich somit zu immer mächtigeren Hilfen im Kampf gegen das Böse/Gute. Es gibt übrigens auch einige optionale Quick Time Events, die vor allem in den Boss-Kämpfen wichtig sind, aber eben auch einfach deaktiviert werden können.

Getragen wird das Spiel zudem von einem unglaublich packenden Soundtrack, der bombastische Klangwelten zu den sowieso schon beeindruckenden Bildern des Spieles addiert und auch gut abseits des Spieles hörbar ist. Verantwortlich dafür ist abermals Oscar Araujo, der genau dort ansetzt, wo er mit „Lords of Shadow 1“ aufgehört hatte. Auch wenn er die Klasse des Erstlingswerkes zugegebenermaßen nicht mehr ganz erreicht. Dennoch ist ihm ein wunderbares Stück Spielemusik gelungen. Sein Soundtrack trägt auch einen Großteil zur hohen Qualität des Finales bei, das die epische Geschichte zu einem würdevollen Ende führt und alle Fans zufrieden stellen sollte.

Zum Gewaltgrad: Das Spiel ist übrigens sehr viel blutiger geraten, als der direkte Vorgänger, was der Atmosphäre jedoch eher schadet. Irgendwie wirkt die überzogene Ästhetik nämlich in ihren hemmungslosen Übertreibungen stellenweise etwas trashig.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von George Stobbart
Zuletzt online: 7 Jahre 2 Monate
Kategorie:
Test
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Aktualisiert
15. 03. 2014 um 20:30
15. 03. 2014 um 20:30
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