Erlebe den Untergang der Britannic
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Britannic: Patroness of the Mediterranean
16.08.20 13:07 Test
In diesem Artikel schaue ich für dich in das Programm und erläutere, was es alles zu sehen gibt. Außerdem wird es Zeit für eine kleine Geschichtsstunde.
Mit Britannic: Patroness of the Mediterranean habe ich heute ein etwas anderes Spiel/Programm für dich im Test. So besonders, dass auch die Wertung etwas ausgelegt werden muss. Das Spiel, welches vom Entwicklerteam Vintage Digital Revival stammt, ist eigentlich gar kein richtiges Spiel. Es ist vielmehr eine Art geschichtliches Erlebnisprogramm. Ich nehme dich mit, zu einer kurzen Impression rund um die Britannic. Das größte Schwesterschiff der Titanic mit einem, ebenfalls tragischen Ende.

Die Entwickler und die Britannic

Bevor ich nun auf das Programm eingehen kann, muss ich dir leider noch ein paar Eckdaten zukommen lassen. Zuerst widme ich mich den Entwicklern. Vintage Digital Revival waren bisher eher für das Projekt TITANIC: Honor and Glory bekannt. Dieses Spiel/Programm befindet sich seit einigen Jahren in der Entwicklung. Es gab zwar bereits eine Art Tech Demo und die Kickstarter-Unterstützer wurden ebenfalls bedient aber einen richtigen Abschluss gab es bisher nicht. Vor gut etwas mehr als einem Jahr habe ich dann wieder einen neuen Trailer gesehen, worin die Entwickler beschrieben das, dass Titanic Spiel mehr beinhalten wird, als nur schnödes umherwandern auf dem Schiff und die Echtzeitwiedergabe des Untergangs. Vielmehr soll es mit einer kleinen Story und sogar dem Ort versehen werden, wo die Reise begann. Im Rahmen meiner Anfrage zu diesem Titel hier, stellte ich den Entwicklern auch die Frage, wie weit man mit der aktuellen Entwicklung sei. Die Antwort war, das der Entwicklungsprozess bei 80% liegt. Das sind also schon einmal gute Nachrichten. Mit Britannic: Patroness of the Mediterranean stellen die Entwickler nun aber schon ein fertiges Programm auf Steam zum Verkauf. Da die Britannic das größere Schwesterschiff der Titanic ist, konnten sich die Entwickler natürlich an vielen Ecken von ihrem größeren Projekt bedienen. Daher kam es mir bei der ausgiebigen Besichtigung des Titels auch an einigen Stellen so vor, als hätte man hier und da gespart. (Und einfach etwas kopiert. Allerdings liegt dies auch auf der Hand, denn auch wenn an der Britannic vieles verändert wurde, so war sie im Grunde eine Olympic-Klasse.)

Doch blicke ich kurz auf die Daten und Geschichte der Britannic, denn sicherlich wird nicht jeder von ihr gehört haben. Sie war das letzte der drei Schiffe der bekannten Olympic-Klasse aus dem Hause der White Star Line und wurde am spätesten angefangen zu bauen. Genauer gesagt im November 1911. Der Stapellauf folgte dann drei Jahre später. Eigentlich sollte dies etwas früher passieren aber aufgrund des Titanic-Unglücks, wurden die Arbeiten (auch wegen den Untersuchungen) eingestellt und Verbesserungen vorgenommen. Darunter zählten: Doppelwand Außenhaut mit Schwerpunkt Maschinenraum, mehr PS durch bessere Maschinen, einen breiteren Rumpf, Höhere Schottwände, die Einrichtung innerhalb der Suites und öffentlichen Bereichen wurde noch weiter veredelt und einiges mehr. Trotz der Verbesserungen und Erweiterungen gab es einige Bereiche, die den der Titanic zum Beispiel immer noch sehr glichen. Da wäre zum Beispiel das Treppenhaus oder das Schwimmbad. Im Grunde kann man sagen, dass die Sinkbarkeit weiter verringert und der Standard eines Kreuzfahrtschiffs noch mehr erweitert wurde. Das Unglück der Titanic hatte aber auch den Vorteil hervorgebracht, dass man sich mehr den Rettungsbooten widmete. So bot die Britannic nicht nur eine neue Technik an, Rettungsboote optimal zu verstauen, sondern diese im Notfall auch abzusetzen.

Man hatte also viel gelernt und neu umgesetzt. Eigentlich stand der ersten großen Kreuzfahrt nichts mehr im Wege, wäre da nicht der Erste Weltkrieg ausgebrochen. Dies verlängerte im Übrigen auch den Stapellauf um einige Monate, da Arbeitskräfte und Rüstungsmaterialien aufgrund des Krieges fehlten. Im Mai 1915 wurde die Lusitania versenkt, was für die Royal Navy ein heftiger Schlag war. Es fehlte fortan an Transportmöglichkeiten von Truppen. Die Withe Star Line und die Navy einigten sich darauf, die Britannic zum Hospitalschiff umzubauen, da die Transportmöglichkeiten zunehmend schwanden. Am 13.11.1915 wurde die RMS Britannic fertiggestellt und der Navy übergeben. Am 06.12.1915 war sie offiziell ein HMHS (His Majesty’s Hospital Ship) mit allem, was solch ein Schiff zum Transport von verletzten Truppen so brauchte. Dieser Umbau bedeutete auch, dass vieles von den luxuriösen Dingen wieder abmontiert und dass das Schiff mit Fokus Transportraum umgebaut wurde. (Warum ich da nun verstärkt eingehe, verrate ich gleich, wenn es ums Spiel geht.) Am 12.11.1916 verließ die Britannic Southampton mit dem Ziel Mudros in der Ägäis. Sie sollte nie wieder ihre Heimat Liverpool wiedersehen.

Was willst du erleben? Bootstour oder doch eher Untergang?

Das Programm von Vintage Digital Revival nimmt dich mit auf eine kleine Erkundungsreise quer durch die Britannic. Zuerst hast du aber die Wahl zwischen zwei Modi. Willst du die verhängnisvollen Momente der Explosion und des Unterganges in Echtzeit miterleben? (Originallänge von 55 Minuten) Oder möchtest du einfach nur so einen ruhigen Rundgang durch bestimmte Sektionen des Schiffs machen? Beide Varianten bieten kein richtiges Gameplay, wie ein Actionspiel oder ähnliches. Es ist viel mehr wie eine Art Museum. (Entsprechend besonders und speziell fällt auch die Wertung aus.) Im Modus Play the Sinking, wird dir die Möglichkeit geboten, den Untergang hautnah zu erleben. Von der fatalen Detonation der Mine über den Sinkprozess bis hin zu den allein schwimmenden Rettungsbooten. Überraschenderweise kann ich zwischen zwei Zeitpunkten auswählen. Einmal den gesamten Zeitraum des Unglücks oder ein direkter Einstieg zum Sinkprozess. Leider täuscht dies nicht darüber hinweg, dass eine Art Zeitbeschleunigung eine deutlich bessere Option gewesen wäre. (Tageszeit, Ort und Wetter sind übrigens auch dem realen entnommen.) Während des gesamten Unglücks kann ich mich auf den oberen Decks frei bewegen und auch über Bord springen, um das Schiff von außen anzusehen. Ja… sterben tut man hier nur, wenn ich der Schiffsschraube zu nahe komme.

Für alle anderen Abgänge außerhalb des Schiffs gibt es die Rücksetzfunktion, womit ich rasch wieder an Deck lande. Leider kann ich mich in der gesamten Zeit nur auf den Decks aufhalten und somit viele Räume nicht betreten. Liegt zu einem Teil auch daran, dass das Programm auch nur über eine begrenzte Zahl an voll detaillierten Räumen verfügt. Dies wird im nächsten Modus verdeutlicht: Tour the Ship. In diesem wird mir die Option geboten, in ein paar Räume des Schiffes zu schauen. Dabei gibt es jeweils zwei Varianten. Zum einen die RMS Luxus Version, welche bei der Auslieferung auch nur zum Teil fertig wurde und die HMHS Variante. Für beide Varianten des Schiffs gibt es die volle Bewegungsfreiheit an Deck. Hinzu kommt noch eine freie Kamera Betrachtungsart. Somit kannst du den kompletten Außenbereich sowohl als Person als auch fliegend erkunden. Die RMS Variante bietet rund fünf Abteilungen des Schiffs zur Betrachtung an. Darunter die Reguläre Suite - B Deck , den Boiler Room 6 (sehr spannend zwischen den Heizkesseln hin und her zu laufen.) oder auch die Forward Grand Staircase, also die große Treppe mit der bekannten Uhr, einer großen Orgel und der Glaskuppel. Die HMHS Version bietet eine Abteilung weniger, aber sonst die gleichen wie bei der RMS Version auch.

Somit kannst du dir Hautnah einen Überblick über die gravierenden Veränderungen der Innenausstattung des Schiffs machen. Teilweise konnte ich mich schon irgendwie in die Lage der verletzten Truppen versetzen und auch verstehen, warum die Navy dieses Schiff als Transportschiff nahm. Wie bereits erwähnt, gibt es im Grunde nichts spezielles bei der Erkundung der Räume. (Also nicht denken, dass es Rätsel oder andere Dinge gibt.) Sie sind sehr hoch detailliert und entstammen den Vorlagen, Bildern und den Unterlagen des realen Schiffs. Manche Abteilungen ermöglichen eine gewisse Laufstrecke zurück zu legen, wie zum Beispiel das Treppenhaus oder das Oberdeck. An besonderen Stellen haben die Entwickler sogenannte Info-Boxen verbaut, bei denen du ein paar kurze Informationen über dieses Objekt, den Raum oder den Teil des Schiffs bekommst. Mit einer Taste kannst du diese aber auch ausblenden.

Bereit für eine kleine Geschichtsstunde?

Was wäre solch ein Programm ohne die Hintergrundgeschichte? Leider ist das komplette Programm in Englisch, somit auch der Text rund um die Geschichte des Schiffs. Per Text versuchen die Entwickler dir darin alles Wichtige zu vermitteln, was ich im Grunde bereits hier auch schon niedergeschrieben habe. Die Entwickler griffen im Text aber noch ein paar weitere Dinge auf, welche eher nur als Randnotiz gelten sollten. Die Präsentation der Geschichte ist extrem einfach gehalten: Nur Text! Und auch wenn der Text nicht so extrem groß wirkt, so steckt in ihm doch eigentlich alles, was man über das Unglück wissen sollte. Ich hätte mir jedoch wirklich gewünscht, dass die Entwickler vielleicht noch die Rechte für ein oder zwei Bilder erworben und diese im Text verbaut hätten. Es wirkte auf mich extrem steril.

Das Ende der Britannic auf rund 120 Metern Tiefe

Unabhängig vom Programm selbst, wollte ich die Geschichte der Britannic nun nicht einfach nach einem, je recht informellen Start, so enden lassen. Was passierte nun wirklich? Langezeit glaubte man, das ein deutsches U-Boot mit einem Torpedo die Britannic versenkte, doch vor ein paar Jahren konnte man die Hinweise verstärken, dass eine Seemine schuld am Unglück gewesen sei. Dabei hatte U 73 erst kurze Zeit vor der Britannic diese Gegend mit Seeminen bestück. Auch war bis zu den Tauchern noch unklar, warum dieses Schiff deutlich schneller gesunken ist als die Titanic. (Bei einer besseren Technik und vielen Verbesserungen) Es sollte sich herausstellen, dass die Sicherheitsschotten nicht aktiviert wurden und zudem sehr viele Bullaugen auf den unteren Ebenen geöffnet waren. Ersteres geht auf einen Fehler der Besatzung zurück, welche sich zum Zeitpunkt des Unglücks beim Schichtwechsel befand. Die Bullaugen hatte die Besatzung geöffnet, um eine bessere Luftzirkulation zu gewährleisten. Und letztendlich sorgte auch die Weiterfahrt nach der Detonation dafür, dass immer mehr Wasser ins Schiff gedrückt wurde. Nach dem Treffer wollte der Kapitän das Schiff bei der Insel Kea auf Grund laufen lassen. Ohne klare Ansage, wurden beim ersten Anzeichen des Sinkens die Rettungsboote zu Wasser gelassen. Daraus resultierte auch das Unglück, mit rund 30 toten Leuten. (Um die 1000 Personen befanden sich auf dem Schiff.) Noch während das Schiff mit vollem Antrieb unterwegs war, wurden auf der Steuerbordseite zwei Rettungsboote zu Wasser gelassen.

Diese wurden dann durch den Sog der Schiffsschrauben angesaugt und zermalen. Traurige Berühmtheit erlangte hier auch Violet Jessop. Diese Dame überlebte alle Unglücke der White Star Line Kreuzfahrtriesen. So war sie bei der Kollision der Olympic mit dem Kreuzer Hawke an Bord. Sie überlebte den Untergang der Titanic und sie diente im Ersten Weltkrieg als Krankenschwester und war ein Teil der Rettungsmannschaften auf der Britannic. Bei dieser letzten Fahrt befand sie sich in einem der beiden erwähnten Rettungsboote. Sie überlebte mit einer schweren Kopfwunde, den frühzeitigen Absprung aus dem Rettungsboot. Bereits 1975 fand der berühmte Meerespionier Jaques-Yves Cousteau das Schiff in einer Tiefe von nur 120 Metern. (Das Schiff hatte eine Gesamtlänge von 269,04 Metern!) Es sollte sich herausstellen, dass die Britannic noch beim Sinkvorgang mit dem Bug auf Grund gelaufen war. Dies erklärte auch, die nicht sonderlich normale Lage beim Sinken. Seit 1996 ist das Wrack offizielles Eigentum von Simon Mills, welcher es für 15000 Pfund gekauft hatte. Trotz des Kaufs gilt das Wrack noch heute als Kriegsgrab der griechischen Regierung. Tauchgänge zum Wrack der Britannic müssen mehreren verschiedenen Genehmigungen vorausgehen.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von Seb66
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16. 08. 2020 um 13:07
17. 08. 2020 um 15:51
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