BioShock 2
Die Frage nach einem Nachfolger erübrigte sich, denn der war selbstverständlich und folgte jetzt auch knapp 3 Jahre später.
Nun, kehren wir zurück nach Rapture und dessen seltsamen Bewohnern. Diesmal erwachen wir zu Beginn als Big Daddy, zehn Jahre nach dem Ende des ersten Teils. Wir erinnern uns, Andrew Ryan, seinerzeit Begründer und Urvater von Rapture, hatte eine Vision. Er wollte ein Stadt schaffen, die frei von allen gesellschaftlichen Zwängen und Restriktionen sein sollte. Quasi ein Utopia - und das unter Wasser.
Wie viele großen Visionen und Träume, scheiterte auch dieser und die Stadt versank in Chaos und Anarchie.
Im zweiten Teil nun, sind wir in den Taucheranzug eines Big Daddys verfrachtet worden. Aber nicht in einem x-beliebigen, sondern in einem aus der ersten Baureihe, die in Rapture entstanden ist. Wie alle Daddys, sind diese an ihre kleinen Schwestern gebunden. So auch wir und diese gilt es zu finden. Denn unsere sogenannte Little Sister ist verschwunden.
Da wir ohne sie nicht existieren können, bleibt uns daher auch keine andere Wahl, als Eleanor Lamb ausfindig zu machen.
Dies ist die Tochter von Sofia Lamb und unsere Little Sister, die nach dem Tod von Andrew Ryan, nun ganz eigene Pläne mit der Unterwasserstadt hat.
Soweit so gut, Bioshock 2 setzt genau das fort, was Wiederholungstäter auch erwartet haben. Das der Überraschungseffekt nun verloren ist, macht es dem zweiten Teil nicht gerade leichter. Das Problem haben aber übrigens alle Fortsetzungen, weil die Erwartungen naturgemäß meist sehr hoch sind.
Doch in den ersten Spielminuten wird eins deutlich, hier wird keiner enttäuscht. Das Spiel kommt mit einer nahezu perfekten Präsentation daher. Hardware Fetischisten sowie auch der Durchschnittszocker erleben ein Fest der visuellen Sinne. Denn Rapture sieht trotz oder gerade wegen seiner permanenten Zerfallserscheinungen besser denn je aus.
So ist der Ozean ist nicht glasklar, sondern in schönem trüben und verschmutzten türkis gehalten.
Das Interior, also die Inneneinrichtung von Rapture, befindet sich meistens nicht mehr an der Stelle, wo sie eigentlich vorgesehen war, alles ist mit einer Detailverliebtheit platziert worden, die schon fast an Pedanterie grenzt.
Hinzu kommt der einzigartige Flair von Bioshock und der Fortsetzung, wo das Gesamtpaket einfach stimmig in sich ist. Hassen oder lieben, viel Spielraum bleibt dem Spieler da nicht.
Im Vergleich zu vielen anderen Toptiteln, spürt man ab der ersten Sekunde, das hier Profis mit Leidenschaft am Werk waren und dies auch konsequent in jedem Quadratmillimeter umgesetzt haben.
Zudem gesellen sich spannungsgeladene Scriptereignisse, wie zum Beispiel zu Beginn, der Wassereinbruch, nach der Sabotage des Front-Panorama-Fensters durch eine Big Sister.
Einfach klasse, wem dabei nicht das Herz auf geht, hat kein wirkliches Zockerblut in sich.
Neben der eigenwilligen Optik des Titels und den schrägen Charakteren gibt es aber noch weitere Dinge, die für Spielspaß sorgen. So kannst du Waffen upgraden um sie effektiver gegen deine Feinde einzusetzen. Auch wenn diese nicht in so üppiger Anzahl wie in anderen Shootern vorhanden sind, reichen sie im Grunde dennoch aus und du verlierst so nicht den Überblick. Ein wirklich genaues Zielen ist ohnehin nicht Bestandteil von der Bioshock Reihe, so setzt du im Verlauf deiner Suche eher Waffen ein, die großen Schaden anrichten.
Zusätzlich muss dein Big Daddy mit unterschiedlichen Plasmiden ausgestattet werden, die eine Art sofort DNA-Manipulationon darstellen. So erlangst du Fähigkeiten wie Elektroschocks oder Telekinese, mit denen du dann deine Umgebung beeinflussen kannst.
Diese Plasmide brauchen EVE-Injektionen, die du entweder in deiner Umgebung einsammeln, oder an extra dafür vorgesehenen Stationen kaufen kannst. Das benötigte Kleingeld dazu, findest du zahlreich bei mutierten Splicern, die von dir umgelegt worden sind oder an vielen Stellen verteilt in den einzelnen Leveln.
Gerade weil die wichtigsten Dinge in Rapture Mangelware sind, musst du gründlich jeden Bereich absuchen und alles einsammeln was zu finden ist.
Dies lenkt zuweilen von der schönen Grafikpracht ab, ist man doch ständig damit beschäftigt, jede Nische und dunkle Ecke abzusuchen.
Kohle kann auch zum Beispiel nicht unbegrenzt angehäuft werden, so dass ein Pflichteinkauf in den zahlreichen Waffenschränken unabdingbar ist.
Bei den Ganzen Spielereien, die dir zur Verfügung stehen, soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass der Schwierigkeitsgrad von Bioshock 2 kein allzu schwerer ist.
Die Entwickler nehmen dich regelrecht an die Hand und führen dich ganz seicht und behutsam durch die Unterwasserstadt. Zu jedem noch so kleinen Detail findet sich eine Hilfeanzeige. Ein Wegweiser im oberen mittleren Bereich des Monitors, in Form eines Pfeils, weist dir immer den richtigen Weg und die irre gewordenen Bewohner, die einfach zu viel Drogen konsumiert haben, sind fast allesamt gesplicte Weichbrote. Mal abgesehen von den Big Sisters und einigen Big Daddys, denen du ihre kleine Schwester rauben musst.
Hier kommt noch eine moralische Komponente ins Spiel, denn du kannst entscheiden, ob du die süßen Dinger, gemeint sind die Little Sisters, in für dich lebensnotwendiges Adam umwandeln willst, oder sie einfach frei gibst. Je mehr Adam um so leichter hast du es, das ist der Deal.
Quasi das alte bewerte Gut oder Böse Prinzip.
Nach all dem positiven, fragst du dich vielleicht, hat der Titel auch Schwächen oder Mängel? Ja und nein. Das Bioshock 2 ein vollkommen gelungenes und äußerst unterhaltsames Spiel ist, steht außer Frage. Auch das es als ein würdiger Nachfolger bezeichnet werden kann, ebenso.
Das die hohen Erwartungen, gerade an Kenner des ersten Teils nicht getoppt werden konnten, mag nicht als Schwäche ausgelegt werden. Sind es diesmal vielmehr die kleinen Verbesserungen, wie Grafik, Charakteranimationen und Belohnungssystem, die spürbar sind.
Die wirre Story, die durch die zahlreichen Audiotagebücher und O-Ton Einblendungen erzählt wird, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, das sich der zweite Teil irgendwie unspektakulärer anfühlt.
Was aber einfach daran liegt, das Rapture nichts unbekanntes mehr darstellt. Neueinsteiger in Rapture werden dagegen sicher mehr staunen und erschrecken.
Was wirklich störte, war der nervige Windows Live Zwang, denn ohne ein gültiges Konto kannst du keine Speicherstände anlegen. Eine permanente Internetverbindung ist zwar nicht nötig, jedoch muss diese beim ersten Starten des Spieles vorhanden sein.
Ist dieser einmal angelegt, drängt sich zwar immer noch der Anmelde-Screen in den Vordergrund, kann dann aber getrost ignoriert werden, denn jetzt werden auch sämtliche Windows Live Erfolge gespeichert. Willst du diese später in dein Konto übertragen, muss wieder eine Verbindung hergestellt werden.
Auch wenn ich im Grunde dagegen nichts einzuwenden habe, so sollte es eine alternative Deaktivierungs-Option dafür geben.
Multiplayer
Zusätzlich spendieren die Entwickler diesmal einen Mehrspieler Modus für Bioshock 2. Ungewöhnlich, war doch der Titel dafür nie vorgesehen. Entsprechend scharf war auch der Blick auf diesen, aus den Reihen der Kritiker.
Ja und was soll groß Kritik geübt werden, der MP ist durchaus gelungen. Er unterhält, ist witzig und eben genau Bioshock 2. Es gibt sieben Spielmodi, wie unter anderem Überleben des Stärksten, Bürgerkrieg oder Revierkampf und Team Adam-Jagd.
Im wesentlichen sind diese vergleichbar mit Team Deathmatch oder Capture the Flag und so weiter. Auf den verschiedenen Karten musst du dann Erfahrungen sammeln, deinen Charakter hochleveln, so wie in anderen Mehrspielern auch. Je höher dein Level, um so mehr Ausrüstungsgegenstände kannst du freischalten. Dazu kannst du dann bis zu drei Konfigurationen abspeichern, und diese entsprechend zu Beginn der Matches auswählen.
In der Spiellobby wählst du dann zum Beispiel einen Modi aus und wartest, bis sich genügend andere Mitspieler eingefunden haben. Das Konzept funktioniert natürlich nur so lange, wie es genügend Online Spieler gibt. Und das genau ist das große Manko vom Mehrspieler. Im Modi Bürgerkrieg musste ich als Beispiel knapp zehn Minuten warten, bis das Match endlich losgehen konnte. Wo der Titel doch erst wenige Wochen im Handel ist. Wie soll da bitte die Zukunft aussehen?
Bei all der Mühe, die sich die Entwickler bei der Umsetzung gegeben haben, wäre es schade, wenn dem online Spielen schon in Kürze die Luft ausgehen würde.
So bleibt zum Schluss, ein gelungener Mehrspieler Modus, der für ein paar Runden Kurzweil sorgen kann, Langzeitmotivation sehe ich aber nicht. Doch vielleicht sorgt 2k Marin in den nächsten Monaten für interessanten Nachschub in Form neuer Spielmodi oder Karten.
Fazit
Singleplayer wie auch Multiplayer sind durchweg als gelungen zu bezeichnen. Bioschock 2 macht alles richtig und im Grunde nichts falsch. Das Setting, also die marode Unterwasserstadt und die darin agierenden seltsamen Gestalten, bilden die Grundlage für ein abgedrehtes Spiel, dass richtig gut unterhalten kann. Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen hundert Prozent. Auch wenn gut erprobte Shooter-Spieler keine wirkliche Herausforderung mit diesem Titel wieder fahren, so werden sie wenigstens eine Zeit lang vom Alltags-Allerlei abgelenkt.
Neueinsteiger, die das Flair von Bioshock 2 mögen werden aber genauso gut bedient und sich sicher dann den ersten Teil auch noch in ihre Spielsammlung holen wollen.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.
KommentareInhalt:Kommentare
7
smeezo22.03.10 02:09
Ich fand es ganz gut aber nicht so gut wie den ersten Teil, einiges war besser aber es war halt nicht der "Überraschungseffekt" den es beim ersten Teil gab. Big Daddy zu spielen war schon geil, wenn der zugehauen hat....war Ende für dein Gegenüber
Erstellt von nilius
Zuletzt online: 18 Stunden 17 Minuten
Kategorie:
Test
Veröffentlicht
Aktualisiert
20. 03. 2010 um 11:33
20. 03. 2010 um 11:33
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