Gruseln auf allen Ebenen
Amnesia: The Dark Descent - Article - Gruseln auf allen Ebenen
Amnesia: The Dark Descent
05.10.10 09:46 Test
Frictional Games läd uns ein, ein Teil ihres neuen Grusel-Adventures zu werden. Wir haben uns dieser Herausforderung gestellt. Ob es sich lohnt und Genre-Kenner etwas damit anfangen können, klärt u ...
Amnesia: The Dark Descent ist ein 3D Horror Adventure, der nicht ganz klassischen Art. Hier wird stimmungsvoll und atmosphärisch eine Reise zwischen zwei verschiedenen Welten erzählt und das fast ohne jegliche Ereignisse. Nur mit einem einzigen Mittel: Mit meiner Angst.


Erfahren werde ich in den ersten Spielstunden nicht viel. Nur das mein Name Danial lautet und ich mich im Schloss Brenneberg in Preußen befinde. Als ich zu mir komme, habe ich keine Erinnerung an die Vergangenheit, Amnesie, kein origineller aber sehr nützlicher Einstieg um eine Geschichte erzählen zu wollen.
Mein früheres Ich hat mir aber Hinweise hinterlassen, in Form von kleinen Tagebucheinträgen, die ich im Verlaufe meine Erkundungsgänge durch das Schloss nach und nach finde werde. Es hat mich zusätzlich mit dem Mord an Alexander von Brennenberg beauftragt. Warum und wieso dieser Mord gerechtfertigt ist, muss ich mir Stück für Stück erarbeiten.

Düstere und unwegsame Gänge, Geräusche aus dem Nichts und bröckelnder Staub von den Decken. Türen die eben noch geschlossen waren sind plötzlich offen, schattenhafte Bewegungen die mich herumreißen lassen. Nichts. Daniel braucht Licht, um nicht in den Wahnsinn zu verfallen, aber Licht bedeutet auch gesehen zu werden. Und gesehen werden will ich auf keinen Fall.


Eigentlich alles bekannte Mittel, die aber wieder hervorragend funktionieren und das Erleben auch zu einem solchen machen. Man muss diese Art der Unterhaltung schön mögen, sonst wird man an diesem Titel keinen Spaß haben, gerade weil es wenig zu tun gibt. Doch die einfachen Physik-Rätsel führen mich gelegentlich zu völlig absurden Gedankengängen. So sah ich zum Beispiel ein Loch an der Kellerdecke und da ich keinen Ausgang fand, schien die Idee einfach genug Kisten übereinander zu stapeln für mich der logischste Weg, aus dem Keller zu entkommen. Die ganze Aktion dauerte mehr als zehn Minuten, nur um dann festzustellen, dass es nicht ging und die Lösung ganz nah war, ein kleiner Hebel an der Wand.
Die Stimmung ist dabei eine beklemmende und immer bin ich versucht, mich nicht erschrecken zu lassen, was natürlich nicht gelingt, denn genau wenn ich es nicht erwarte, kommt ein Geräusch oder ein Schatten oder eine Bewegung mit der ich nicht gerechnet hab. Dabei kenne ich das Genre doch sehr gut und dachte, so leicht können die mich nicht anführen. Aber zu keinem Zeitpunkt fühlte ich mich frustriert oder überfordert, denn alles ist so unauffällig auffällig inszeniert und vermittelt eine Gänsehaut bringende Atmosphäre.

Dieses Adventure hat seinen eigenen Flair, sein eigenen Stile und macht in jeder gespielten Sekunde einen durchdachten Eindruck. Die Rätsel im Verlauf der Geschichte sind keine echte Herausforderung für Profis, führen diesen aber gekonnt durch die Geschichte und Einsteiger freuen sich über die schnellen Erfolge im Storyverlauf ohne wirklich an frustrierenden Stellen stecken zu bleiben.
Dieses Spiel muss einfach Nachts und ohne Licht gespielt werden, ihr müsst die Türen offen lassen und müsst euch gewiss sein, dass in den Fluren eurer Wohnung vielleicht etwas auf euch lauern könnte.
Gerade weil im Grunde wirklich fast nichts passiert und ich ständig zwischen Wahnsinn und Normalität durch das leere Schloss wandle, weil ich weiß, erwischen sie mich, wartet nur noch der Tod. Ich kann also nur rennen, mich verstecken oder Türen verbarrikadieren, den Kampf aber kann ich nicht gewinnen. So steigert sich meine Angst, aber das ist es auch, warum ich das Spiel so gerne gespielt hab.


Das schwedische Indi-Studio Frictional Games schafft es, dass ich als Spieler diesen Titel ernst nehme. Alles wirkt platziert und nicht aufgesetzt, es gehört dort hin und ich erwarte es dort sogar, bin aber um so mehr überrascht, wenn ich es auch dort vorfinde.
Sie spielen mit meinen geübten Ängsten und schaffen es, sie richtig einzusetzen. Kaum Blut oder deftige Metzel Szenen, sondern einfach nur rieselnder Staub am Kellerfenster.
Hier wird nicht der große Abenteuer-Geist gefragt oder wer die heftigsten Rätsel lösen kann, die sind allesamt für Vorschulkinder konzipiert, nein hier ist das Gemüt der Leidenden gefragt, der die sich Nachts extra aufmachen um nicht schlafen zu müssen.


Das Low Bugdet-Projekt der Entwickler aus dem hohen Norden zeigt einmal mehr, dass nicht viel Kohle benötigt wird, um ein gutes Spiel zu erschaffen.
Was die grafische Qualität anbelangt, will ich nicht päpstlicher sein als der Papst, sie unterstreicht das Ganze Grusel-Szenario und geht völlig in Ordnung, mehr aber auch nicht.
Dabei kann die Steuerung schon etwas mehr überzeugen, wie in den beiden ersten Penumbra-Episoden aus dem Jahre 2007 und 2008, kann ich hier alles mit meiner Mouse beeinflussen. Bücher aus Regalen ziehen, Stühle, Sessel oder Kisten durch die Gegend werfen. Kisten stapeln, Kerzen anzünden und so weiter.
Aber auch Schranktüren oder Schubladen öffnen, Wände einreißen oder Fluchtwege durch geschlossene Fenster finden. Die Physik macht hier sehr erfinderisch.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von nilius
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Kategorie:
Test
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Aktualisiert
05. 10. 2010 um 09:46
05. 10. 2010 um 09:46
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