Alpha Protocol

Als Käufer von Alpha Protocol erwarte ich ein solides und ausgewachsenes Rollenspiel, auf Action Shooter Basis. Das bekomme ich auch, so lange ich keinen PC sondern eine Konsole als Plattform nutze. Gewöhnlich steigt man in so eine Review mit einer kleinen Einleitung ein, die mich auf das Spiel einstimmen soll.
Aber nach über dreißig Stunden testen, fallen mir im Moment nur die negativen Dinge an dem Spiel ein. Die Story habe ich fast verdrängt, obwohl die noch das Beste an dem Spiel ist.

Als Michael Thorton, werde ich meine ersten Aufgaben für das Team des Alpha Protocols erledigen. Schnell werde ich mir darüber klar, das sie mich nur benutzen für eine weltweite Verschwörung, hinter die ich im Laufe der einzelnen Kampagnen kommen und mich auch entsprechend wehren werde.

Soweit so gut, die Grundlagen für ein gutes Spiel, also eine fesselnde Story sind geschaffen. Zu Beginn, wähle ich meinen Charakter und statte ihn mit den mir persönlich wichtigen Dingen und Fähigkeiten aus. Dabei lässt uns The Sims Studio relativ freien Raum, was die Grundwerten betrifft und ob ich einen Bart tragen will oder eine coole Brille.
Hier hat man uns also nicht zu viel versprochen, Alpha Protocol versteht sich als Rollenspiel, aber da kann ich jeden ambitionierten Fan des Genres gleich den Wind aus den Segeln nehmen, Rollenspiel hin oder her, viel werden wir in diesen Spiel davon nicht sehen. Also wenn man dies mit normalen Rollenspielen vergleicht. Für ein Action-Rollenspiel allerdings, kann sich das schon sehen lassen, was hier einem geboten wird.
Für jede Aktion im Spiel gibt es Erfahrungspunkte, dabei gibt es sogar verschiedene Lösungsansätze, die mit unterschiedlichen Punkten belohnt werden.
Ich kann pro Auftrag Kohle verdienen und oder die gefundene in den einzelnen Missionen dazu benutzen, meine Ausrüstung und meine allgemeinen Fähigkeiten zu verbessern.

Das alles riecht im Grunde schon irgendwie nach Rollenspiel und wurde auch sehr solide und komplex umgesetzt.
Wir haben es hier also nicht mit einem Pseudo-Element zu tun, hinter der Ganzen Mechanik steckt schon etwas grundsolides.
Neben diesem gibt es auch ein wunderbares Antwortsystem, das zeitlich beschränkt eine völlig neue Qualität der spontanen Antworten erzwingt.
So gibt uns das Spiel mehrere Antworten, aus denen wir unter Zeitdruck wählen müssen. Da kann jeder nach seinem eigenen Verständnis agieren, was wirklich mal eine nette Idee ist. Bin ich schlecht oder gut, oder bin ich nur so wie du...
Herrlich, diesen Spruch wollte ich immer schon mal unter bringen, hier passt er aber auch ausgezeichnet.
Denn jede Entscheidung verändert den Lauf der Geschichte, was viele spüren werden, die diesen Titel mehrfach durchspielen sollten. Ich werde nicht zu diesen gehören, die Gründe dafür werde ich etwas später ausführlicher darlegen.

Das sind für den Anfang schon reichlich Zutaten für ein wirklich tolles Spiel. Da kann ich auch nur zustimmen, aber wie der Grundtenor der ersten Zeilen es schon unterschwellig mit klingen hat lassen, knabbert hier der Hase im Verborgenen am Kabel.
Ich mache den Job schon eine Weile, um so schwerer fällt es mir, endlich mal Stellung zu beziehen und klare Worte zu verfassen.
Denn auch wenn Alpha Protocol im Ansatz ein unterhaltsames Spiel sein mag, so hat die Version die ich jetzt zum Testen bekommen habe, nichts mit einem Spiel auf dem PC gemein.
Ich glaube, ich habe mich noch nie so, also ich habe mich schon viel über schlechte Konsolen-Portierungen geärgert, aber noch nie so über eine wie diese hier.
Das hat für mich in dieser Version nichts mit einem PC Spiel zu tun. Alpha Protocol mag auf der Konsole und mit einem Gamepad funktionieren, aber auf dem PC ist mir noch nie so ein Mist unter gekommen.
Es ist nicht nur die verkorkste Steuerung, auch das Aiming, das es nicht gibt oder die immer wiederkehrenden gleichen Aufgaben oder die frustrierenden Minispiele, die alle drei Minuten auf einem zukommen, rauben mir den letzten phlegmatischen Nerv, den ich noch besitzt.
Ich könnte die Liste unendlich lange fortführen, wie zum Beispiel, ich kann mich nur an vorgegebenen Stellen über ein Hindernis bewegen, ich kann nur an vorgegebenen Stellen in Deckung gehen, ich kann nur an vorgegebenen Stellen springen und so weiter und so fort. Hinzu kommt, dass wir einer der absolut dämlichsten KI´s aller Zeiten hier vorfinden, was die Kumpels im Spiel abziehen, ist nichts im Vergleich zu einer richtig guten Comedy-Show. Ich hab erleben können, wie ein Wächter seinen Rundgang macht und ich ihm von hinten seinen Schädel mit Blei massiere. Das juckte ihm nicht im geringsten, der lief seine Runde als wenn nichts wäre. Erst als ich an ihm vorbei lief, bemerkte er mich. Solche Sachen passierten aber regelmäßig und da kommt einfach kein Spielgefühl zustande.
Schlimmer wird es noch in den Boss Kämpfen, wer hier denkt das Taktik ein Mittel zum Erfolg sein könnte, muss schnell umdenken, denn meistens reicht es aus, die Umgebung nach einer nützlichen Stelle abzusuchen, wo der Politiker-KI einfach der Saft ausgeht.

Also jetzt mal Futter bei die Fische, neben der Katzenberger KI und der schlecht umgesetzten Portierung, wie viel muss man sich da noch gefallen lassen?
In der Hall of Fame ist Alpha Protocol auf jeden Fall eines der Favoriten, in der schlechtesten Konsolen-Portierung aller Zeiten.
Gerade Rollenspieler schätzen das Nachvollziehen bestimmter Skills, die auch solide umgesetzt worden sind keine Frage aber wenn ich mich zudem schon auf ein Shooter Aiming besinne, sollte dies auch entsprechend funktionieren.
Die Ansätze sind auf jeden Fall vorhanden, Story und abwechslungsreiche Lokalitäten, interessante Charaktere und ausgefeilte Rollenspielmechanik.
Aber was nützt diese, wenn ich als Spieler nur frustriert und nach und nach gelangweilt mich durch das Spiel quäle.

Davon mal abgesehen, dass die Minispiele, wie Schloss knacken, Computer hacken und Kabel Überbrückungen beim ersten beziehungsweise auch beim zweiten mal noch Spaß machen, aber dann richtig nerven. Zumal die Umsetzung für Mouse und Tastatur unglücklicher nicht hätten sein können.
Testet das niemand, oder warum fällt das keinem auf? Fragt mich das nächste mal, ich kann euch helfen!

Bei all der Liebe zum Detail, und das man je nach Antwort, eine unterschiedlich agierende Geschichte vorgesetzt bekommt, so überwiegen die Mängel doch ungemein. Auch die verschiedenen Schwierigkeitsgrade können da nicht helfen, wählt man den normalen, sind die Boss Kämpfe zu schwierig und der Rest zu einfach. Wähle ich einen schweren Grad bin ich nahe dran, mich vom Balkon zu stürzen. Ich kann an dieser Stelle immer wieder nur betonen, hier hat der Entwickler sich einfach nicht die Mühe gemacht, die Portierung gerade für PC Konsumenten ordentlich umzusetzen.

Gibt es noch etwas positives zu erwähnen? Der Sound im Spiel lockt auch keinen vor dem Ofen hervor. Er funktioniert und ist genügsam, passt meistens aber fällt auch nicht wirklich auf. Was positiv ist, denn er fällt nicht negativ auf. Die englische Sprachausgabe ist durchweg gelungen, sprachliche Akzente wurden bedacht und somit verdient sich der Titel zusätzlich ein paar Pluspunkte.

Fazit
Es hätte so ein schönes Spiel werden können, denn alle Voraussetzungen wurden geschaffen. Obsidian versteht es, den Spieler zu unterhalten. Sie bieten ihm eine gute Story, einen coolen Protagonisten und jede Menge Abwechslung. Das Alpha Protocol jetzt nicht ganz auf der Höhe der Zeit erscheint, was die Grafik anbelangt, kann ich verzeihen, auch dass ich das Spiel nicht in Deutsch genießen konnte, auch das der Sound mich nicht vom Hocker gehauen hat, aber was ich auf keinen Fall verzeihen kann, ist die Tatsache, dass ich als PC Spieler einfach mal regelrecht ignoriert wurde.
Wenn die der Meinung sind, das Konsolenspieler bestens bedient worden sind und ein wirklich gutes, unterhaltsames und actionreiches Spiel angeboten bekommen haben, gratuliere ich sie dafür, ich für meinen Teil bin mehr als enttäuscht, so eine grotten schlechte Umsetzung habe testen zu müssen. Denn die Ansätze sind vorhanden, aber wirklicher Spielspass kam nur ganz selten auf.
Es mag Menschen geben, die gegen so einer Steuerung resistent sind, denen kann ich das Spiel uneingeschränkt empfehlen, aber alle die gewohnt sind, gutes Gameplay auf dem PC zu schätzen, sollten die Finger davon lassen. Denn es spielt sich wirklich miserabel an der Tastatur.

syssicker17.06.10 21:04

Ich scheine zu den resistenten Spielern zu gehören den sowohl die KI als auch die Steuerungsmängel sind mir bei beiden Durchläufen nur beiläufig aufgefallen.
Man muss halt immer im Rahmen der möglichkeiten des Spiels bleiben das war schon zu DOS-Zeiten so.
Und die Story ist wohl das wirklich treibende Moment in dem Spiel und jede Steuerungsstrapaze wert!

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