Minimalistisch und verspielt
Grafisch ist AER extrem minimalistisch gehalten und erinnert stark an das immens erfolgreiche Indie-Spiel "The Journey". Mimik und ausschweifende Gestik sucht man vergebens, alle Figuren und Lebewesen sind auf das Mindeste reduziert. Auch die Spielwelt strotzt nicht vor Detailverliebtheit, denn die Wolkeninseln kommen mit einem sehr überschaubaren Spieldesign daher. Doch braucht AER überhaupt einen realistischen und auffallenden Look? Nein, braucht es nicht! Denn so minimalistisch die Grafik auch gehalten ist, so träumerisch und fantasievoll passt sie sich der Geschichte und dem Spielprinzip an. Die resultierende Atmosphäre hinterlässt wesentlich mehr Eindruck als eine ausgereifte Grafik. Vor allem in den eher düsteren Momenten zeigt AER seine größte atmosphärische Stärke. Zwar sind diese Momente sehr rar gesät, sie mischen das eigentlich friedliche und fantasievolle Setting aber mächtig auf.
Was die Spielwelt betrifft, bewegt sich AER an der Grenze zwischen liebevoll und leblos. Es gibt verschiedene klimatische Bereiche, wie Schnee- oder Wasserlandschaften, die auch allesamt toll designt sind, Lebewesen sucht man oftmals aber leider vergebens. Manche Gegenden sind gefüllt von Menschen und verschiedenen Tierarten, andere hingegen sind beinahe komplett kahl und leer. Dies hat zur Folge, dass manche Orte nicht den angesprochenen träumerischen, schönen Charme versprühen, den man grundsätzlich erwartet. Inhaltlich hingegen macht dieser bestehende Kontrast aber durchaus Sinn, da die Geschichte unter anderem auch von einer vom aussterbenden Welt handelt. Erschreckend deutlich ist dieser atmosphärische Einschnitt aber trotzdem.
Fliegender Sherlock Holmes?
Das Gameplay dreht sich, wie nicht anders zu erwarten, die meiste Zeit um das Fliegen. Auk kann sich jederzeit in einen Vogel verwandeln und die Spielwelt mit großer Geschwindigkeit überfliegen. Und das fühlt sich in AER extrem gut an. Jeder einzelne Flügelschlag bringt einen spürbaren Schub mit sich, jede einzelne Bewegungen läuft unglaublich sanft und flüssig ab. Vor allem die Verwandlung zum Vogel und zurück, welche auch während eines Fluges getätigt werden kann, um enge Hindernisse zu bewältigen, verläuft einwandfrei. Das Fliegen macht enorm Laune und verliert sich auch nicht in einer langweiligen Eintönigkeit. Was jedoch ein wenig stört ist die Kamera, welche nicht hinter der Figur bleibt, sondern manuell gesteuert werden muss. Dadurch wird es gerade zu Anfang meist ein wenig unübersichtlich und schadet dem eigentlich so gut funktionierendem Fliegen. Dieses kleinere Problem fällt trotz allem nicht weiter ins Gewicht und das Fortbewegen in AER bietet immer noch jede Menge Spielspaß. Auf deiner Reise musst du einige Höhlen und Tempel erforschen, in welchen mehrere Rätsel vor dir liegen. Zwar bieten diese spielerische Abwechslung, ähneln sich aber leider zu arg und sind oftmals viel zu leicht. Die Rätsel folgen so gut wie immer gleichen Prinzipien und lassen sich somit auch sehr einfach lösen. Die großen Erfolgsgefühle bringt das Vollenden der Rätsel nicht mit sich, meistens müssen nur lange Laufstrecken zurückgelegt werden, um einen Schalter am anderen Ende der Halle zu betätigen. Schade, die eigentliche Idee von Knobeleien hätte das Spielprinzip auffrischen können, dämmt den Spielspaß letztlich aber sogar noch ein.
Was die Steuerung betrifft macht AER nichts falsch und gibt dir die komplette Kontrolle über deine Figur, ohne dabei zu kompliziert oder verstrickt zu werden. Abgesehen vom Fliegen besitzt Auk auch keine besonderen Fähigkeiten, die spielerische Raffinesse mit sich bringen. Jeder kann AER spielen und jeder wird mit der Steuerung auch auf lange Zeit glücklich. Neben den Rätseln ist auch der Umfang ein Problem. Die Spielwelt ist insgesamt recht klein und überschaubar und die Spielzeit ist sehr gering. Natürlich sollte man bei einem Kaufpreis von 14,99€ keine Open-World á la GTA oder Assassins Creed erwarten, ein bisschen mehr Umfang und Inhalt hätte AER aber trotzdem gutgetan.