Es gibt gute Simulatoren, es gibt schlechte Simulatoren; Publisher Aerosoft ist eher für letzte Qualität bekannt. Nun folgt der „Winter Resort Simulator“, ein Spiel, dass in dieser Form wohl heute einmalig ist und auf ein unverbrauchtes Szenario zurückgreift - wie das Spiel abschneidet, seht ihr in folgender Review.
Disclaimer: Wir haben diese Kopie kostenlos erhalten – was aber nichts an der davon unabhängigen Bewertung ändert.
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Inhalte
Das schöne an Simulatoren: Deren Titel sind so wunderbar selbsterklärend. Im „Winter Resort Simulator“ hat der Spieler die Chance, seinen eigenen Skiort zu erbauen und zu managen.
Grundlegend stehen drei Modi zur Auswahl: „Aufgaben“, „Karriere“ (aufgeteilt in eine reguläre Karriere und eine mit unbegrenztem Geld), und „Sandbox“.
Der Aufgabenmodus ist recht einfach erklärt: Es besteht defacto aus kleinen Tutorials, die dem Spieler zeigen, wie man Skiliftanlagen in Betrieb nehmen („beschicken“) oder für den Feierabend abstellen kann; nichts, was auf dem ersten Blick der großen Rede wert ist.
Im Sandboxmodus ermöglicht man uns, vom Grund auf ein eigenes Skigebiet aus dem Boden stampfen, was zwar große Möglichkeiten bietet, aber zu Beginn wenig anmutet, da auf dem ersten Blick die Tutorials komplett fehlen – aber dazu unter „Gameplay“ noch mehr...
Der Karrieremodus ist der Hauptangelpunkt des Spiels: Man befindet sich in der Skiregion Hallstein wieder, wo man sich von nun an väterlich um den Tourismus vor Ort kümmern muss, heißt: Pisten planieren, Gasthäuser mit Waren versorgen, Skilifts täglich warten und in Betrieb nehmen, dazu kann man sogar zur Vermeidung von Lawinen Sprengungen planen und Pisten mit Schneekanonen aufwerten - zur Verfügung stehen hierbei mehrere (lizenzierte!) Skilifts der Firma Doppelmayr, drei Pistenraupen der Marke Pistenbully, dazu hat man Zugriff auf einen Pickup, einem Schneemobil und eine Schneekanone.
Fehlen tut wiederum das Micromanagement: Es gibt zwar viele Faktoren, die die Finanzlage unseres Gebietes beeinflussen, wirklich aktiv eingreifen kann man aber nicht, sodass es bei den o.g. Funktionen bleibt, was auch vorerst reicht.
Der „Winter Resort Simulator“ ist definitiv ein Nischentitel, der einem das Betreuen und Managen einer fiktiven Skiregion ermöglicht, weist dabei mehrere Modi und einen angemessenen Umfang auf – an dieser Stelle gibt es nichts zu meckern.
Gameplay
Steigen wir mal mit dem Beginn des Spiels an, wenn man den Karrieremodus startet: Man wird freundlich gefragt, ob man denn vor Spielbeginn ein Tutorial durchlaufen möchte – ja gerne, ich bin jetzt nicht so der Ski Resort-Maniac. Nun befindet man sich in einem Pickup-Truck, wohl das Privatfahrzeug unseres Charakters, und kriegt den Auftrag, sich in das nächste Dorf zu begeben, um dort die Pistenraupe in Betrieb zunehmen – wo sich zum ersten Mal die Nackenhaare sträuben: Die Fahrphysik des Trucks ist sehr schwammig, sodass man nach wenigen Metern quasi automatisch das nächste Verkehrsschild knutscht. Außerdem wird das Prinzip dieses sogenannten „Fahrzeugs“ von Grund auf erklärt, quasi auf dem Niveau von „Wenn du Beschleunigst, bewegt sich das Fahrzeug!“.
Hat man diesen hammergeilen Geschwindigkeitsrausch überlebt, wird einem das Prinzip der Pistenraupe erklärt; das erste Tutorial, das Sinn macht, da man dort alle Funktionen des Fahrzeugs erklärt bekommt, dazu hat man auch die Möglichkeit, seine erste Piste zu planieren; dieses große, schwere Gefährt lässt sich auch viel besser steuern als der Truck, wo dem Spieler ein Stein vom Herzen fällt.
...bis man wieder in den Truck muss, und nun mit der besten Fahrphysik, die ein Computerspiel je zu bieten hatte, sogar (ungesicherte) Waren auf Bergpfaden zum Gipfel transportieren muss. War nicht so spaßig. Echt nicht.
Dort angekommen und abgeladen, wird dem Spieler erklärt, wie man die Skilifts in Betrieb nimmt – ein wichtiges Tutorial, aber auch ein hastiges, unübersichtliches Tutorial. Zur Beschickung einer Liftanlage muss man gefühlt hundert verschiedene Tasten an mehreren Standorten betätigen, ohne dass man wirklich erklärt bekommt, wofür die Tasten eigentlich stehen. Und an dieser Stelle sei das Mitschreiben strengstens empfohlen, da man ansonsten einfach verloren ist; die benötigte Befehlskette lässt sich zu Beginn einfach gar nicht merken, besonders, wenn man noch gar keine Erfahrung mit so etwas sammeln konnte.
Und dann? Keine Ahnung! Man wird ins Spiel reingeworfen, kriegt von da an keine weiteren Erklärungen zu weiteren Vorgängen, es sei denn, man löst durch Zufall ein Ereignis (wie ein neu erworbenes Fahrzeug) aus, wo immerhin dessen Funktionen erklärt werden. Und ganz ehrlich, ein Spiel, wo ich nach dem Tutorial absolut keine Ahnung hab wie es funktioniert und mich so indirekt dazu zwingt, erstmal nachschlagen zu müssen, hat kaum bis kein Lob verdient. Ich kenne Spiele, die wenig Einsteigerfreundlichkeit bieten. Aber hier, vor allem in einem Szenario, wo wohl die wenigsten Spieler wirklich Ahnung von dem simulierten Beruf haben? Ein Unding, nett ausgedrückt.
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Nun mal zur Technik: Das erste Wort, was mir einfällt, ist „awful“ - stelle ich das Spiel auf komplett höchste Grafikeinstellungen, ruckelt das Spiel mit durchschnittlich 15 FPS vor sich her, stelle ich ebendiese Einstellungen aufs Minimum, läuft das Spiel auf sage und schreibe 18 FPS im Schnitt – das geräteübergreifend, selbst Rechner, die AAA-Blockbuster wie CoD MW oder Klassiker wie GTA V und The Witcher 3 auf höchsten Einstellungen Framezahlen jenseits der Dreistelligkeit bewältigen, haben an diesem Spiel Probleme. Gibt es dafür plausible Erklärungen? Nein. Und der Blick ins Gamehub zeigt: Ich bin definitiv nicht der einzige User mit solchen Problemen, nicht der einzige, der sich durch die Gebirge ruckelt. Und das Problem ist den Entwicklern seit dem Release, der nun mal acht Wochen zurückliegt, bekannt, was wurde seitdem gemacht? Eine Kompatibilität mit dem Steam Workshop wurde hinzugefügt, grundlegende Probleme werden aber nicht mit der Priorität behandelt, wie sie es nötig haben, zumindest kommt es sofort.
So, was hat man nun? Man hat einen Simulator, wo man rund eine halbe Stunde lang erklärt bekommt, wie ein stinknormales Auto funktioniert, während andere eklatante Features des Games gar nicht oder nur im Vorbeigehen und somit nicht im benötigten Umfang erklärt werden – das alles in einem technischen Umstand, der bei mir aktiv Kopfschmerzen auslöst und katastrophal läuft. Der Begriff „Schlimmulator“ hat nie besser gepasst, das Spiel hätte in der Form nie veröffentlicht werden können.
Gestaltung
Positives
+ detailgenaue, lizenzierte Fahrzeugmodelle
+ Details wie Knirschen von Schnee unter den Füßen
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Neutrales
• Grafik ist an vielen Stellen veraltet
• Motorengeräusche wirken stark blechern
Negatives
- Umgebungsgeräusche fehlen nahezu komplett
- Texturenmatsch
- stark generische NPC
- schlechte Bewegungsanimationen
- Kamerasteuerung ist katastrophal
Fazit: Das Spiel grenzt technisch an Unspielbarkeit, man kriegt den vollen Umfang des Spiels erst durch reines erforschen anstatt durch knackige Tutorials zu spüren und insgesamt bleibt der Spielspaß auf der Strecke - wäre das Spiel im Early Access, würde ich ja sagen, dass der Winter Resort Simulator eine solide Grundlage bietet... Aber da wir hier von einem „fertigen“ Spiel für rund dreißig Euro sprechen, ist das nicht zu dulden.
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