Vorwärts immer, rückwärts nimmer
Vanquish - Article - Vorwärts immer, rückwärts nimmer
Vanquish
30.10.10 10:19 Test
Nach Bayonetta legt das Entwicklerstudio Platinum Games mit Vanquish sein nächstes Actionspiel nach. Mit an Bord diesmal Shinji Mikami, der Macher der bekannten Resident Evil-Reihe. Dies sollte uns d ...
Die Hintergrund-Story zum Sci-Fi-Shooter Vanquish ist schnell erzählt. Eine Vereinigung namens „Der Orden des russischen Sterns“ bringt erst die russische Regierung unter seiner Kontrolle und strebt nun, kurz gesagt, die alleinige Weltherrschaft an. Dabei führt natürlich kein Weg an den USA vorbei. Um diese zur Kapitulation zu zwingen, demonstriert der Orden seine Macht anhand der Zerstörung von San Francisco. Ausgeführt wird dieses mittels einer gekaperten Weltraumkolonie, die in Form einer riesigen, futuristischen Station durch den Orbit schwebt.
In der Rolle des Regierungsagenten Sam Gideon ist es nun deine Aufgabe, weitere Anschläge auf die Bevölkerung zu vereiteln. Begleitet wird diese Mission von einer Spezialeinheit, die von der Regierung ebenfalls auf die Kolonie entsandt wurde.

Nach der einführenden Videosequenz, die den Anschlag via Mikrowellenstrahlen in Szene setzt, die unter anderen wohl dafür verantwortlich ist, dass das Spiel mit einer FSK 18 abgestempelt wurde, geht es nicht sofort in den Einsatz. Zuvor heißt es nämlich erstmal, das Kampfsystem des Helden kennen zu lernen. Jenes ist doch umfangreicher als erwartet, was vor allem am so genannten ARS-Kampfanzug liegt. Neben dem gewöhnlichen Steuerungsprinzip diverser Third-Person-Shooter, kommt man durch den hiesigen Einsatz des ARS (Augmented Reaction Suit) nicht ganz so einfach davon. Zu den bekannten Schuss-, Deckungs- und Sprungmechaniken, gesellen sich hier noch solch nette Features wie Turbo- und Bullettime Aktionen hinzu.

Der Zeitlupeneffekt der Bullettime ist in diesem Genre zwar nichts neues, wird bei Vanquish aber schon etwas vielschichtiger zum Einsatz gebracht. So wird jenes Feature zum einen automatisch kurz vorm ableben ausgelöst, kann aber auch häufig manuell eingesetzt werden. Da es vor allem die gigantischen Bossgegner mächtig in sich haben, lernt man dort die Vorzüge der Slow Motion Einblendung besonders zu schätzen. Befindet man sich beispielsweise zu sehr in Gefahr, kann man diese „Auszeit“ perfekt nutzen, um sich aus dem Staub zu machen. Ist alles noch relativ überschaubar, wird der Feind in aller Ruhe ins Visier genommen. Da das manuelle Auslösen der Zeitlupe doch etwas Fingerspitzengefühl (Button-Kombi) erfordert, greift man darauf aber wohl eher seltener zurück.

Nicht desto Trotz ein ebenso wichtiges Features wie der bereits erwähnte Turbo, was nichts anderes darstellt, als den Helden auf den Knien rutschend über den Boden zu jagen. Alles nur möglich durch den speziellen Kampfanzug, der somit nicht nur als Rüstung dient. Beides Sachen, die ich anfangs ehrlich gesagt etwas vernachlässigt hatte, jedoch spätestens beim ersten Bossgegner zu schätzen lernen wusste. Ohne das Einbringen der Suit-Eigenschaften, kommt man bei diesen schnellen Action-Shooter auch nicht wirklich weit. Der komplett mit Aktionen belegte Controller mag die erste halbe Stunde zwar etwas überladen wirken, geht einem aber ungelogen recht schnell ins Blut über. Im Gegenzug wartet das Spiel dafür auch nur mit wenig Quicktime-Events auf.

Hat man das Tutorial, welches ganz Hartgesottene auch überspringen können, hinter sich gelassen, nimmt das Actionspektakel auch schon seinen Lauf. Die insgesamt fünf Kapitel gönnen einem wahrlich wenig Zeit zum verschnaufen. Zu 99 Prozent stehen einem hierbei Roboter als Gegner gegenüber, die zur Abwechslung KI-technisch mal nicht auf der Höhe eines Knäckebrots rangieren und sich zu wehren wissen. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich übrigens in vier Stufen unterteilen: leicht, normal, schwer und automatisch. Letzteres soll wohl bedeuten, dass sich die Gegner-KI dem eigenen Skill anpasst. Beweist man sich also als wahre Shooterlegende und segnet nur selten das zeitliche, steigt auch gleichzeitig die Herausforderung.

Herausforderung ist ein gutes Stichwort. Da der Titel leider über keinen Multiplayerpart verfügt, haben sich die Entwickler ein anderes nettes Gimmick ausgedacht, um sich mit Freunden oder anderen Vanquish-Spielern zu messen. Zu finden ist jenes Feature in den Optionen unter „Bestenlisten“. Dort werden, wie der Name schon sagt, die der weilen erfolgreichsten Spieler des Singleplayers aufgeführt. Dazu werden zahlreiche Statistiken (Abschüsse, Zeit, Moves usw.) der einzelnen Level verglichen und ausgewertet. Das ersetzt zwar noch lange keinen Multiplayer, sorgt aber für ein gewisses Maß an Wiederspielbarkeit.

Obwohl sich der komplette Einsatz auf die Weltraumkolonie begrenzt hält, ist sogar für etwas Abwechslung gesorgt. Die futuristische Stadt der Raumstation hat nämlich beinahe alles zu bieten, was auch eine irdische Metropole ausmacht. So ist man unter anderem per „Magnetbahn“ unterwegs, kämpft sich durch den Stadtpark oder muss sich im Inneren der Station seiner Haut erwehren. Da bei Vanquish Nonstop-Action auf höchster Stufe angesagt ist, bleibt einem auch nur wenig Zeit, sich diesem Umfeld zu widmen. Mit seinen insgesamt nur 6-8 Spielstunden, ist diese etwas begrenzte Kulisse aber völlig ausreichend.

Mehr als nur ausreichend ist jedoch die grafische Umsetzung des Sci-Fi-Shooter einzuordnen. In diesem Punkt hat der Titel wirklich einiges fürs Auge zu bieten. Als erstes muss hier vor allem der atemberaubende Weitblick erwähnt werden, den man bei zahlreichen Missionen über die futuristische Kolonie werfen kann. Da sich jene in einem riesigen Zylinder bzw. einer Röhre befindet, sind Spieler mit dem Sticker „Schwindelfrei“ schon mal klar im Vorteil.

Die vielen kurzen Zwischensequenzen verleihen der recht mageren Story zwar nicht mehr Glanz, sehen aber verdammt klasse aus. Auch den hin und wieder eingeblendeten Animationen der ARS-Rüstung, können sich wahrlich sehen lassen. Dies kann ich von der deutschen Synchronisation leider nicht sagen. Hier möchte man nicht nur weg sehen, sondern auch oft weg hören. Nicht nur, dass die Lippensynchro teils recht mies umgesetzt wurde, auch die Stimme des Hauptprotagonisten ist alles andere als passend. Gut das sich der Held des Spiels ziemlich oft eine Kippe gönnt und somit teils zum Schweigen verdammt ist.

Müsste ich Vanquish mit einem anderen Titel vergleichen, käme mir als erstes das vor einigen Monaten erschienende Lost Planet 2 in den Sinn. Bei beiden handelt es sich um reine Third-Person-Shooter, bei denen man sich mit seinen Kameraden sowie einer großen Waffenvielfalt durch die einzelnen Missionen kämpft, um am Ende wiederholt einem gigantischen Bossgegner gegenüber zu stehen. Nur das es sich in Lost Planet dabei um Lebewesen und in Vanquish um Maschinen handelt. Was Action und KI betrifft, ist bei Vanquish die Schraube aber um einiges enger angezogen. Die grafische Darbietung rangiert ebenfalls eine Stufe höher. Vergleicht man den gesamten Inhalt der beiden Titel, kommen Lost Planet Spieler zwecks implementierten Mehrspieler und Koopmodus wiederum eine beachtliche Schippe mehr geboten. Ob solche Features heutzutage zwingend dazugehören, muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Somit dürfte das Preis-Leistungs-Verhältnis für Mehrspielerfans und waschechten Singleplayer-Enthusiasten auch unterschiedlicher nicht ausfallen.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von LidoKain
Zuletzt online: 9 Jahre 3 Monate
Kategorie:
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30. 10. 2010 um 10:19
30. 10. 2010 um 10:19
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