Es war wohl der Überraschungstitel auf der letztjährigen E3 in Los Angeles. Auch wenn es damals nur einen kurzen Trailer gab, so hatten sich viele Adventure Fans in die knuddelige Garnfigur Yarny verliebt. Auch wir von ePrison verfolgten damals die E3 im Livestream und waren ebenfalls Feuer und Flamme für Unravel, vor allem weil die Grafik über alle maßen herrlich aussah. Das kleine Entwicklerstudio Coldwood Interactive hat nun ihren Titel Unravel veröffentlicht und mit voller Freude durften wir diesen Titel für dich testen.
Die Erinnerungen an einst als Plattform für die Level
Es klingt fast wie eine tolle Fantasygeschichte. Eine ältere Frau steht aus ihrem Schaukelstuhl auf, geht den Flur entlang, betrachtet die Fotos auf dem Tisch und an der Wand und geht letztendlich mit einen Korb voller Wolle die Treppe hinauf. Ein rotes Wollknäuel fällt aber herunter. In einer neuen Szene sehe ich dann endlich die Hauptfigur des Titels. Es ist die Garnfigur Yarny, wie die Entwickler ihn liebevoll tauften. Es sieht in etwa aus wie eine Mischung aus einen Männchen mit einem Kopf wie eine Katze. Seine Farbe ist natürlich rot, ganz wie das Knäuel welches die alte Dame hat fallen lassen. Eine sehr gute Farbe, denn in den kommenden Abschnitten lebt der Titel durch hochauflösende Hintergründe mit tollen Farbkombinationen. Der Hauptcharakter des Spiels ist aber etwas besonders, denn er sammelt Garntiere, welche ich am Ende jeder Erinnerung finde. Doch wie nun?! Erinnerungen?
Unravel verfügt über rund elf thematisch Abschnitte, welche ich gerne auch als Kapitel ansehe. In einer Art Zwischenmenü kann ich mit dem kleinen Yarny durch zwei Zimmer des Hauses wandern. (Das Haus in der die alte Dame wohnt.) Auf dem Küchentisch findet sich, neben vielen Fotos und Dekoration, auch ein Fotoalbum. Zu beginn ist dieses noch nicht gefüllt, aber je mehr Erinnerungen ich absolviert habe, um so mehr Bilder und weise Sprüchen werden hinzugefügt. Um einen dieser Erinnerungen zu spielen, muss ich diese im Nebenzimmer durch das Betrachten der einzelnen Fotos aufrufen. Die entsprechenden Fotos stehen aber nicht so einfach nebeneinander, sondern sind auf dem Schrank und Regalen verteilt. Man muss also auch etwas dafür tun, um zur nächsten Erinnerung zu gelangen.
Zauberhafte Erinnerungen
Sicherlich hast auch du traumhafte Erinnerungen von früheren Tagen oder besonderen Events. Darauf baut auch dieser Titel auf, denn er behandelt diese besonderen Momente einer alten Dame. Yarny ist ein Faden der sich quer durch alle besonderen Erinnerungen kämpft. Zugegeben... er ist klein und muss sich in den verschiedenen Erinnerungen besonderen Herausforderungen stellen. So können schon kleine Nagetiere, Pfützen oder gar Steine gefährlich werden. Der Titel baut vor allem auf einen Mix von kleineren Rätseln, Geschicklichkeit und Jump'n'Run Elementen auf.
Eines was man hier nie vergessen darf, ist das Yarny auf seinen Weg durch die Level an Garn verliert. Der rote Faden beginnt am Start des Levels und hört mit einer besonderen Erinnerungsfigur auf. Es ist wahrlich nicht einfach sich durch die Level zu bewegen, denn Yarny darf nicht zu viel Garn von sich unnütz abrollen. Hat er sein Minimum an Garn erreicht, so bleibt er stehen und kann sich nur noch zurück bewegen. Es ist also durchaus wichtig nicht immer alle Wege zu nutzen die nun angeboten werden. Außerdem muss ich darauf achten, wie viele Konten ich an diversen Haltepunkten festmache, denn auch diese kosten Garn. An Speicherpunkten, welche aussehen wie an einem Nagel aufgerolltes Garn, bekommt Yarny eine Erweiterung seines Garns. Somit komme ich dann weiter bis zum nächsten Speicherpunkt.
Diese wurden übrigens sehr fair platziert. Der Hauptcharakter des Titels lässt sich mit nur wenigen Tasten auf dem Controller steuern, was alles durchaus einfacher macht. Yarny kann so Objekte verschieben, sich mit einem Garnwurf an halte Punkten entlang schwingen oder auch Objekte ziehen. Befinden sich zwei Haltepunkte nebeneinander, so kann er auch zwischen diesen ein Garn spannen, wodurch eine Art Trampolin entsteht. Das komplette Gameplay und die Steuerung sind super gelungen und noch einfach dazu. Aufgrund der Größe von Yarny ist auch die Spielwelt eine etwas besondere, so reist man zwar in die Erinnerungen der Dame, doch man erlebt diese theoretisch als Zwerg und alles drum herum scheint unendlich riesig zu sein. Hier kommt die wirklich toll gelungene Grafik mit vielen feinen Details ins Spiel. Bereits im ersten Abschnitt, der zugleich mit dezenten Texten die Steuerung und Funktionen erklärt, konnte ich ein wirklich sehr tolles Leveldesign bestaunen. Während ich mit der Figur im Vordergrund durch ein Blumenmeer wandere, krabbelt im Hintergrund ein Igel vorbei. In einem anderen Abschnitt sah ich einen Raben auf einen Ast sitzen und mich beobachten. Es ist eigentlich die Liebe zum Detail, welche das Spiel zu einem kleinen Meisterwerk macht. Okey... bei manchen Abschnitten sind nicht immer alle Rätsel oder Aufgaben sofort erkennbar, weshalb es nicht selten vorkam das ich mehrmals beim letzten Speicherpunkt neu beginnen musste oder längere Zeit rätselte. Dich erwartet bei dem Titel eine fülle an tollen Erinnerungen vom Meer bis zu düsteren Waldabschnitten oder gar Gruben.
Tolle Grafik und musikalische Untermalung
Wie bereits erwähnt besticht der kleine Titel durch seine Spielidee, der atemberaubenden Grafik und natürlich dem Leveldesign. Doch die Krönung des ganzen ist die musikalische Untermalung. Jeder Level hat mal mehr oder weniger ein passendes Musikstück parat. Dabei verzichtete man auf dominante Musiktitel, sondern entschied sich eher auf dezentere aber viel passendere Klänge. Auch der Übergang bei spannenderen Levelabschnitten fügt sich super ein, so geht die doch eher ruhige und nachdenkliche Musik schnell in eine hektische aber trotzdem dezente Musik über. Also auch soundtechnisch konnte mich der Titel überzeugen. Eine kleine Info am Rande: Bereits das Hauptmenü deutet darauf hin, das die Entwickler den Fokus voll und ganz auf das Hauptspiel gerichtet hatten. Das bedeutet: Im Hauptmenü gibt es nur die notwendigsten Punkte und keine Extras. Auch verschiedene Schwierigkeitsgrade besitzt der Titel nicht. Dafür werden aber die Level von Erinnerung zu Erinnerung immer anspruchsvoller. In meiner Testzeit gab es so gut wie kaum was zu bemängeln, weshalb der Titel für mich aktuell als eines der schönsten und zugleich erlebnisreichen der letzten Wochen zählt.
Die Suche nach Boni
Zu guter Letzt noch etwas zu den Boni, welche ich entlang der Level finden kann. In jeder Erinnerung kann Yarny bis zu fünf Bonusmünzen finden. Da ich hier viel mit Garnkombinationen arbeiten muss, (Also wo mache ich das Garn fest, wenn ich zu einem anderen Punkt will.) ist es selbstverständlich das diese Münzen meistens gut versteckt sind. Die Fundorte variieren dabei von einfach bis anspruchsvoll. Die Fähigkeit um die Ecke denken zu können ist hier durchaus hilfreich. Habe ich aber nun fünf Bonusmünzen in einer Erinnerung gesammelt, so werden in den Zimmern der alten Dame (Wenn man es so sehen kann die Levelauswahlebene.) spezielle Objekte aus dieser Erinnerungen platziert. Gut... am Ende bringt es mir oder Yarny nichts, aber das Zimmer komplett zu bestücken kann auch ein Ziel sein. Übrigens gibt es keine Talentbäume oder Fertigkeiten für Yarny, weshalb der Titel auch hier beim wesentlichsten bleibt. Also durchaus ein Titel der ohne unnötigen Schnickschnack auskommt und auch einmal zum Nachdenken anregt. Tiefgründig halt.