Eine postapokalyptische Welt, wo ein einzelner rebellischer Roboter einer Verschwörung hinterher jagt? Klingt spannend, aber auch komisch... Wie euch dieser Roboter in den Bann ziehen und vielleicht gar das Ende der Menschheit abwehren kann, erfahrt ihr in der Review zu The Uncertain: Last Quiet Day!
Story
Wir schreiben das 22. Jahrhundert. Die Menschheit hat es endlich geschafft, sie hat sich durch ihren überzogenen Lebensstil, der Inkompetenz des friedlichen Miteinanders und der Kriegslust selbst abgeschafft; die Rasse Mensch gilt als ausgestorben, geschehen durch einen noch nie dagewesenen Krieg. Doch ist der Planet Erde nun ungewohnt? Nein! Die Roboter, die sich die Menschen zur Unterstützung im Alltag, in der Medizin und im Behördenwesen erbaut und gekauft haben, bewohnen nun den Planeten, inmitten der alten Häuser und Besitztümer der Menschen.
Gesteuert werden alle Roboter von dem mysteriösen Unternehmen USS Corporation mit dem Ziel, eine perfekte, gleichgeschaltete Idealgesellschaft zu erschaffen, welche im Gegensatz zu den Menschen nicht in den Sinn kämen, sich einander auszulöschen.
Doch obwohl es sich um eine Welt voller emotions- und lebloser Blechbüchsen handelt, scheinen einige Exemplare menschliche Züge zu entwickeln: So zum Beispiel RT-217NP, der Protagonist dieses Spiels. Dieser Roboter hat es geschafft, die automatischen Updates durch USS Corporation zu deaktivieren und sich somit deren Kontrolle zu entreißen, um sein eigenes Ding zu drehen und ein wenig die Kultur der Menschen zu erkunden, sei es durch Neugierde am menschlichen Radioprogramm oder das Hinterfragen von alltäglichen Gegenständen wie Fahrräder oder Krückstöcke.
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Mit RT-217NP beginnt auch schon die Geschichte dieses Spiels, so kommt er zu Beginn des Spiels von einem Stadtbesuch nach Hause, von welchem er eine Batterie mitgebracht hat, in der Hoffnung, das alte Radio der früheren menschlichen Bewohner des Hauses wieder zum Laufen zu kriegen, was tatsächlich gelingt. Als dabei jedoch ein Rekrutierungsaufruf des Militärs in Dauerschleife läuft, legt er enttäuscht das Radio weg und fühlt sich bekräftigt in seiner Meinung, dass die Rasse Mensch ein barbarisches Volk voller Kriegstreiber war.
Nachdem er mit dem Thema abgeschlossen hat, geht unser Roboter noch eben seiner Arbeit nach und repariert im Hinterzimmer den Plasmaschneider eines Wartungsroboters, was gleichzeitig auch seinen “Beruf” darstellt. Als RT sich allerdings zum Aufladen seiner Kräfte an die Ladestation begab, wurde sein friedlicher Alltag jäh gestört:Ein Shuttle stürzt nahe seines Hauses ab und hinterlässt eine Schneise der Verwüstung.
Als RT das Shuttle betritt, versucht er noch letzte Daten aus dem Pilotenroboter zu retten… Doch was diese Daten ergaben, erschütterte RTs Welt und ein Kampf um die Wahrheit entbrennt.
In The Uncertain: Last Quiet Day bekommt der Spieler eine sehr spannende und vor allem gut erzählte Handlung geboten, die trotz eines (mittlerweile) gebrauchten Setting zwischen Postapokalypse und Cyberpunk sehr erfrischend wirkt. Einer Knackpunkt: Es ist echt kurz, auch wenn ein Cliffhanger am Ende des Spiels den Nachfolger, Light at the End, einläutet.
Spielzeit: ca. 2,5 Stunden
Gameplay
Das Spielprinzip ist ähnlich zu dem von Life is Strange: Es ist gewissermaßen ein dreidimensionales Point’n’Click-Game, welches selten durch (simple, aber stets wunderbar passend implementierte Rätsel unterbrochen wird. Das klingt natürlich nicht nach dem spannendsten Gameplay, aber das Prinzip passt einfach perfekt zur Story. Da man einen “stinknormalen”, auf kleine Reparaturmaßnahmen ausgelegten Roboter ohne jegliche Spezialfähigkeiten spielt, würde ein Shooter oder ein tiefgründiges Stealthgame einfach keinen Sinn ergeben. Die Story führt durch das Spiel und das Gameplay ist hierbei eher ein eintöniges Beiwerk - man muss halt darauf stehen.
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Was man aber neben diesem speziellen Geschmack noch haben sollte, ist eine relativ hohe Toleranzgrenze für eine holprige technische Umsetzung. Man bewegt sich recht statisch und mit generischen Animationen durch die Kulissen, während eine fehlende Kamerasteuerung (ja, man bleibt immer in der fixen, festen Bildeinstellung des jeweiligen Ortes) es auch nicht gerade ermöglicht, die Orte wirklich zu erkunden. Dadurch geht eine Menge Flair, aber auch viele Details dieser wunderbaren Welt verloren.
Wo auch viel verloren geht, ist bei den wunderbar geschriebenen und ebenso sehr gut vertonten Dialogen. Sollte man drei verschiedene Dialoge zur Option haben (man kann sich schließlich wie in Life is Strange, Mass Effect etc. pp. durch mehrere Antworten und Fragen klicken), muss man sich wirklich für eine Option entscheiden - sollte man aus drei Fragen wie “Was mache ich hier?”, “Wer seid ihr?” und “Was ist meine Aufgabe” wählen können, muss man sich wirklich für eine dieser Optionen final entscheiden, denn obwohl nichts gegen die anderen Fragen sprechen sollte, darf man die nicht mehr stellen. Das Gespräch ist beendet, man kann nichts wiederholen. Da lässt man einfach viel zu viel Potential auf der Strecke liegen...
Das Gameplay ist halt recht simpel und eintönig, man vermag es als “Point’n’Click-Walking Simulator” beschreiben - das macht das ganze Spiel recht nischig, auch wenn ich mich an dieser Stelle als Fan solcher ruhigen Spiele outen muss. Allerdings ist muss man auch als Fan solcher Spiele bedenken, dass das Spiel technisch nicht perfekt ist und durch fragwürdige Designentscheidungen auch sehr viel Spieltiefe missen lässt.
Gestaltung
Positives
+ durchdachte, abwechslungsreiche Locations
+ gute Kombination Vintage x Cyberpunk
+ starke Sounds, super abgemixt
+ super Soundtrack
+ viel Witz durch Eastereggs. Sehr viele Eastereggs.
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Neutrales
• keine deutsche Synchro, nur Untertitel
• sehr simple Übersetzung
Negatives
- statische Animationen
- veraltete Texturen (selbst für 2015)
Fazit: Allem voran: The Uncertain: Last Quiet Day bietet eine sehr spannende und echt gut inszenierte Story, welche auch das Highlight des Spiels darstellt. Diese interessante Story bietet ebenfalls einen recht umfangreichen Tiefgang in die Lore und die Charaktere (wohl angemerkt: Herzlose Roboter!); dazu trumpft das Spiel durch verdammt viel Charme durch einen riesigen Haufen an Eastereggs und Anspielungen zur heutigen Popkultur auf.
Auf der anderen Seite allerdings: Die Steuerung ist sehr holprig, fraghafte Designentscheidungen im Gameplay rauben dem Spiel noch mehr Tiefgang und die überraschend hervorragende Synchronisation trifft auf eine angestaubte Grafik, die schon zum Release 2015 niemanden zu begeistern wusste.
Dazu kommt der Preis von 14,99 für rund zweieinhalb Stundenspielzeit und mittelmäßiger Technik - man es zwar dadurch gutreden, dass das Spiel für dieses sehr kleine Team hinter dem Spiel sehr teuer wurde, aber Preis/Leistung stimmen trotzdem nicht. Zu einem guten Preis im Sale ist das Spiel allerdings für alle Freunde des Genres und Settings zu empfehlen, fast schon als Must Have.
Zitat: