Schlag um Schlag
Street Fighter IV - Article - Schlag um Schlag
Street Fighter IV
12.10.09 20:18 Test
Ken, Ryu oder Chun-Li sind wohl jedem Street Fighter ein Begriff. Neben bekannten Gesichtern tauchen neue Namen wie Rufus oder El Fuerte im vierten Teil der legendären Beat'em up Serie auf.
Die Street Fighter sind wieder zurück. Ein neues internationales Kampfturnier steht an. Egal ob Einzelspieler oder Mehrspieler-Modus: In gewohnter Manier wird sich in 2D auf die Rübe gehauen. Lang ist es her, dass der rollende grüne Blitz Blanka oder der langarmige Dhalsim in den Verkaufsregalen standen, doch nun hat sich das Spiel endlich auch in den PC-Bereich tiefer hinein getraut. Die Serie ist vor allem auf den älteren Konsolen bekannt und kam zur Zeit der ersten Heimcomputer auf. Seitdem begeistert das Anime-Kampfabenteuer die Fans.

Das Szenario ist bekannt. Zwei Kämpfer prügeln sich mit Energiebällen – den Hadukens -, Tritten, Schlägen und verschiedenen Kombinationsangriffen. Ein Lebensbalken zeigt am oberen Bildschirmrand die verbleibende Lebensenergie des eigenen und des gegnerischen Kämpfers an. Bei wem zuerst der gelbe Balken verschwindet oder bei wem der gelbe Balken nach Ablauf der Zeit am niedrigsten ist, der hat verloren. Das Prinzip ist simpel. Das bringt dem Spaß aber keinem Abbruch.

Blanka kämpft um die Ehre
Über den Arcade Modus kannst du mit jedem Charakter antreten und dabei bis ans Ende kommen, an dem immer der mächtige Seth steht. Besiegst du ihn, so hast du Street Fighter einmal durchgespielt. Je nachdem welche Charaktere du wählst oder wie du dich durch den Arcade-Modus kämpfst, kannst du bis zu acht Spieler inklusive Seth freispielen. Das solltest du auch, denn im Mehrspieler-Modus sind sie sonst nicht verfügbar.



Die Geschichte der einzelnen Charaktere sind recht locker durch Videosequenzen in das Spielgeschehen eingebettet. Zu Beginn werden die Motive deutlich, die so überspitzt in den Animes dargestellt werden, dass mir oftmals ein Grinsen über die Wangen huscht. So ist das grüne Menschentier Blanka ein pures Muttersöhnchen, das aus dem Street Fighter Turnier als bester Kämpfer hervorgehen möchte, damit die Leute nicht mehr hinter seinem Rücken lästern und seine Mutter stolz auf ihn sein kann. Seine tiefe Stimme und sein Aussehen wirken doch recht skurril in Verbindung mit dem langgezogenen Wörtchen Mama. Viel weiter gehen die beschreibenden Videos meist nicht. Insgesamt hätte die Story noch ein bisschen tiefer greifen können, damit die Charaktere ein bisschen mehr Gestalt annehmen und sich der Spieler mehr mit ihnen identifiziert.

Neben den Videosequenzen gibt es noch die Start- und Endsequenzen inklusive einem passenden Spruch für den Kampf, die sich nach einer Zeit jedoch schnell wiederholen und abnutzen. So ist es Gang und Gebe, dass die anfänglichen Poserbewegungen vom thailändischen Sagat oder der chinesischen Chun-Li einfach weggedrückt werden, um zum wesentlichen zu kommen: Dem Kampf.

Fight!
Im Versus-Modus geht es ran an den Computer. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit zum Lernen zwei CPU Gegnern im Gefecht zuzuschauen. Auch Mensch gegen Mensch am selben Rechner mit zwei Controllern oder per Tastatur und Controller ist im Angebot. Der US-Amerikaner Ken tritt gegen den maskierten CPU-Koch El Fuerte in einem alten Tempel an. El Fuerte sucht nach dem besten Rezept der Welt. Wird er es finden?

Der flinke Koch rennt auf meinen Ken zu. Ich wehre ihn mit einem Tritt ab. Ich wirbel mich mit drehenden Tritten in der Luft und verfehlen ihn. Der Meisterkoch setzt zum Gegenangriff an. Er springt auf mich hinauf und lässt mich zu Boden gehen, in dem er schlangenartig an mich hinab gleitet. Gleichstand. Ken wirft einen Haduken-Energieball in Richtung des Gegners, doch der springt einfach drüber und lässt sich auf mich fallen. Das ist genug. Mit einer Shoyuken-Feuerfaust ziehe ich El Fuerte in die Luft und lasse ihn lodernd zu Boden gehen. Kurz darauf trete und schlage ich ihn, bis er Sterne - genauer gesagt Küken - sieht. El Fuerte kann sich für eine Zeit nicht mehr bewegen. Ich packe ihn und ziehe ihn über meine Schulter zu Boden: K.O. Ken siegt. Das Rezept wird El Fuerte dieses Mal wohl nicht finden.



Die Möglichkeiten das Spiel zu lernen und die Kombinationen zu erfahren, sind sehr gut ins Spiel integriert. Einerseits kannst du auf der leichtesten Stufe alle Spiele durchspielen und dabei acht neue Charaktere freischalten und anderseits hast du die Möglichkeit sogenannte Trials zu spielen, bei denen deine Aufgabe darin besteht, verschiedene Moves eines Charakters auszuführen. So empfiehlt es sich zu Beginn Ken zu wählen und mit ihn die gängigsten Schläge, Tritte und Kombos durchzugehen, damit dann Online richtig losgelegt werden kann. Wer dann noch nicht genug hat, der kann Street Fighter auch in einer bestimmten Zeit im Time-Modus spielen oder kämpft sich im Survival Modus mit geringer Energie durch ein paar Orte.

Die Tastatur wird zum No-Go
Im Handbuch empfiehlt Capcom die Nutzung eines Xbox 360 Controller. Ich habe Street Fighter IV zuerst per Tastatur getestet und muss sagen, dass die Portierung nicht sonderlich gut gelungen ist. Ein Controller wird unbedingt benötigt, um nicht aus Frust die eigene Tastatur zu zerstören. Mit elf Knöpfen und zusätzlich den Pfeiltasten ist die Steuerung extrem gewöhnungsbedürftig. Auch die Steuerung über die Pfeiltasten ist beim Ausführen eines Angriffes wie Kens Shoryureppa, bei dem die der Controller leicht von unten nach rechts zweimal am Rand entlang gezogen werden muss, nicht so einfach, da bei den Pfeiltasten die Taste zwischen unten und rechts fehlt, um den Übergang zu glätten.

Beim Spielen an einem Computer empfiehlt es sich für jede Person einen Controller bereit zu halten, um die Spielfreude nicht zu verringern. Ein Controller hat auch seinen Preis. Für 20 Euro ist beispielsweise ein Speedlink Controller zu haben. Wie ich bei diesem Controller jedoch die hintersten Knöpfe – LT sowie RT – im Spiel benutzen kann, weiß ich leider noch nicht. Wie auch schon im Handbuch geschildert wird, kann es jedoch sein, dass mit manchen Controllern das Spiel nicht zur vollsten Zufriedenheit läuft. Ein Original Xbox Controller kostet im Geschäft ungefähr 35 Euro. Beim Kauf des Microsoft-Originals sinkt natürlich für den PC-Spieler das Preis-Leistungs-Verhältnis von Street Fighter IV dementsprechend.



Sound, Stimmen und Synchronisation
In den Zwischensequenzen können die Charaktere auf Englisch und Japanisch reden. Voreingestellt ist Englisch, die Untertitel sind Deutsch. Schade nur, dass bei der englischen Synchronisation die Lippenbewegungen der Charaktere nicht immer passen, auch wenn die Videos trotzdem anfangs schön anzusehen sind. Das leichte Synchronisationsproblem liegt wahrscheinlich daran, dass die Videos für die japanische Sprache abgestimmt sind und die Entwickler nur Englisch drüber gelegt haben. In manchen Serien oder Filmen fällt das schon auf, aber in Street Fighter IV wird das noch deutlicher. Der Sound ist gut und bringt das alte Street Fighter Nintendo-Gefühl zurück. Nach längerem Kämpfen entscheide ich mich jedoch, meine eigene Musik über Winamp laufen zu lassen, um nicht immer das gleiche zu hören.

Schnelle Spiele über Windows Live
Ein sehr schönes Feature ist die Mitspielersuche. Bei Bedarf kann sie aktiviert werden, und so kannst du Spiele im Einzelspieler-Modus spielen, während du darauf wartest, dass jemand im Mehrspieler-Modus deiner Lobby beitritt, damit ein der Kampf gegen einen menschlichen Kontrahenten beginnt. So verschwendest du keine freie Sekunde mit etwas anderem außer Street Fighter und kannst dich in stundenlange Tiger Uppercuts oder Shoryukens verlieren.

Wenn du einen Ansporn für die Kämpfe benötigst, dann kannst du Ranglisten-Kämpfe austragen und dich bis nach ganz oben spielen. Im Sinne der Fußball-Playoffs, kannst du außerdem im Championchip-Modus im Ausscheidungsverfahren Netzwerkgegner mit Feuerstößen einheizen. Nach jedem Kampf, verdienst du dir Medaillen, mit denen du dir wiederum Titel und Symbole erhaschen kannst. Mit diesen verzierst du später deinen Nickname. Im Street Fighter IV Mehrspieler-Modus kommt nie langeweile auf. Doch trotz Windows Live ist es leider nicht möglich als PC-Spieler gegen Xbox 360 Gamer antreten.

Comic vs. Realismus
Es gibt wohl nur die jüngeren, die Street Fighter nicht kennen. Natürlich ist die neuste Umsetzung des Straßenkampfes an allen Orten grafisch schön umgesetzt und auch kleine Details im Hintergrund sind behutsam eingefügt. So fällt ein Fahrradfahrer um, da du deinem fallenden Gegner gerade den finalen K.O. Stoß direkt neben ihm gegeben hast. Schon seit früheren Zeiten besaß es eine Comicgrafik.Und doch: Sie ist vielleicht in asiatischen Gefilden der Hit, doch in Europa und auch weltweit laufen Spiele wie Call of Duty: Modern Warfare oder die Battlefield-Serie nicht umsonst als realistische Kriegsepi den Pacmans der alten Schule den Rang ab.



Wer sich das düster-dunkle Intro von Street Fighter IV anschaut und ein ähnliches Spiel erwartet, wird enttäuscht. Der Entwickler wollte nicht viel verändern. Capcom wollte die alten Fans nicht enttäuschen und so versucht Yoshinori Ono seine Innovations- und Risikoaversie zu beschönigen, in dem er betont, wie sehr dieses Spiel doch gerade für all diejenigen sei, „die das Spiel kennen“ und raus aus dem Kinderschuhen sind. Doch die Serie hingegen ist leider noch nicht richtig erwachsen – im Gegensatz zu den alten Fans – geworden , obwohl die Betonung der Muskeln, der zaghafte Gang Richtung 3D oder die Mimik schon in diese Richtung weist. Wer sich an die alten Zeiten gewöhnen kann, der wird über den Anime-Stil schlicht hinweg sehen, selbst wenn er nicht mehr zwölf ist, denn trotzdem ist und bleibt Street Fighter ein taktisches Kampferlebnis mit sehenswerten grafischen Effekten.

Zwei oder drei Dimensionen
Erst ab Street Fighter V oder VI möchte der Entwickler Yoshinori Ono Street Fighter als echtes 3D Spiel sehen, wenn überhaupt. Er ist laut einem Videointerview von Kotaku vor allem daran interessiert, dass sich alte Fans, die wie ich schon den ersten Teil auf dem Super Nintendo gespielt haben, sich daran erinnern und in der Vergangenheit schwelgen.

Persönlich muss ich sagen, dass ich etwas mehr 3D von Street Fighter IV erwartet habe. Die Serie ist inzwischen fast 30 Jahre alt und immer noch ziert sich der Entwickler vor einer Innovation. Das 3D und Beat'em up zusammen geht, zeigt vor allem die Tekken-Reihe. Für mich macht Street Fighter nicht 2D oder 3D aus, wie der Entwickler es sieht, sondern die verrückten Charaktere, ihre Kombos aus früheren Zeiten sowie die Kampfansage.

Street Fighter IV im Fazit
Für PC Spieler, die keinen Controller besitzen, geht der Preis für Street Fighter IV schnell 20 Euro höher als geplant. Die Tastatursteuerung ist nicht allzu gut umgesetzt. Nichtsdestotrotz ist der vierte Teil der Serie dank einer sehr schönen Grafik und netten Kleinigkeiten im Hintergrund sowie den ausgefeilten Mehrspielermodus und vielen Einzelspieler-Kämpfen mit herausfordernden Schwierigkeitsstufen von Kinderleicht bis Superschwer sein Geld nicht nur für Genre-Fans wert. Die Kämpfe sind Klasse in Szene gesetzt und die Charaktere sehr individuell. An Street Fighter werden sowohl Gelegenheitsspieler als auch Dauerzocker ihre Freude haben.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von Pencil
Zuletzt online: 3 Jahre 9 Monate
Kategorie:
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Aktualisiert
12. 10. 2009 um 20:18
12. 10. 2009 um 20:18
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