Viel Action und viel Chaos
Ein wirkliche (erwähnenswerte) Story sucht man vergebens, stattdessen stehen drei Möglichkeiten der Spielbestreitung zur Verfügung. Zum einen „Superstar“, ein reiner Singleplayer-Modus, „Schnelles Spiel“ hingegen eröffnet den Mehrspielerspaß und im „Eigenen Spiel“ darf selbst nach Lust und Laune ein Rennen erstellt und angepasst werden. Der Modus „Rangliste“ ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verfügbar, soll aber innerhalb der nächsten Wochen spielbar sein. „Superstar“ ist aufgeteilt in 5 Kapitel, die es nach und nach freizuspielen gilt. Jedes Kapitel ist nochmals aufgeteilt in mindestens sechs verschiedene Events, in denen verschiedenste Aufgaben erfüllt werden müssen, um die Punkte zu erspielen, die es zur Freischaltung der nächsten Events benötigt. Was schnell für Verwunderung sorgen dürfte, ist der fehlende Rennmodus. Richtig gehört, in Onrush geht es nicht darum als Erster ins Ziel zu gelangen, eine Ziellinie ist noch nicht mal vorhanden. Vielmehr müssen verschiedene Aufgaben erfüllt werden, um den Rundensieg einzufahren. Kompetitiv und actiongeladen sind die Spielmodi aber alle. So müssen beispielsweise in dem Spielmodus „Overdrive“ möglichst viele Boostpunkte erzielt werden, welche sich auf verschiedene Arten und Weisen erspielen lassen. In „Countdown“ müssen Tore passiert werden um Sekunden zu sammeln um möglichst lange am Leben zu bleiben, und so weiter und so fort. Sehr ungewöhnlich für ein vermeintliches Rennspiel, zumal jeder Spielmodus ausschließlich im Team zu bestreiten ist.
Letzteres birgt einige Vor- als auch Nachteile. Zum einen ist ein rein teambasiertes Rennerlebnis eine neue Erfahrung und erfordert ein dynamisches und kooperatives Spielgeschehen. Leider kann es aber auch dazu führen, dass trotz guter individueller Leistung die jeweilige Spielrunde verloren geht. Auch bei einem Sieg ist die Freude nicht gleich garantiert, zwar bekommt man die Punkte für den Erfolg, eine persönliche Verbesserung von Rennen zu Rennen ist dabei leider nur schwer nachvollziehbar, was beispielsweise bei einem klassischen Rennmodus deutlicher werden würde. Spannend ist die Herangehensweise als Team aber trotzdem, zeugt aber von noch mehr, nicht ausgeschöpften Potential.
Im Bereich der Spielmodi erweist sich „Switch“, der in vielen Zügen an das berühmte Gun-Game aus der Call of Duty-Reihe erinnert, als innovativ und interessant. Gestartet wird auf dem Motorrad, sobald ein Gegner (oder du selbst) dich ausschaltet, wechselst du das Fahrgestell, welche nach jedem Wechsel immer robuster werden und ein erneutes Ausscheiden verhindern können. Insgesamt darfst du dreimal ausgeknockt werden, bis du punktetechnisch aus dem Rennen bist. Dadurch entsteht ein sich rasant änderndes und abenteuerliches Spielgeschehen. Extrem ungewöhnlich, geradezu ausgefallen raffiniert für ein Rennspiel und dafür umso erfrischender.
Killcams und kosmetische Spielereien
Neutrale Gegner, die lediglich als Futter betrachtet werden dürften, sind im Spielgeschehen untergebracht und verleihen bei deren Zerstörung einen Boost-Schub. Durch benutzten Boost füllt sich die Rush-Anzeige deines Fahrzeugs, welche bei 100% genutzt werden kann. Die Rush-Fähigkeiten verleihen dir Vorteile im Kampf und können den spielentscheidenden Unterschied machen. Was den Spielfluss leider etwas stört, sind die verhältnismäßig langen Wartezeiten, die nach einem Crash vorkommen. Hat dich ein gegnerisches Fahrzeug eliminiert, siehst du den Crash nochmals in der Crashcam, die zwar die Perspektive des Gegners zeigt, der Kamera- und Blickwinkel ist zumeist trotzdem der Gleiche. So sieht man also den beinahe exakt selben Ausschnitt zweimal, anstatt dem durchaus beeindruckend dargestellten Aufprall und der Zerstörung einen zweiten Blickwinkel zu verleihen. Nach der Crashcam ist das Zwischenmenü geöffnet, in denen das Fahrzeug nach Belieben gewechselt werden kann, ehe man nochmals 5 Sekunden warten muss, um wieder ins Spielgeschehen geworfen zu werden (Shooter-Parallelen werden erneut sichtbar). Selbst wenn kein Wunsch nach einem anderen Fahrzeug besteht, muss man die Wartezeit in Kauf nehmen, was bei Spielmodi wie „Countdown“ wertvolle Punkte kosten kann. Nach jedem Rennen wird er MVP und die Spieler mit den besten Statistiken benannt, was vor allem in Onlinematches für einen Motivationsschub sorgen kann.
Mit jedem Rennen lassen sich Ausrüstungskisten erspielen, welche allesamt ausschließlich kosmetische Accessoires enthalten, aber keinen Einfluss auf das unmittelbare Spielgeschehen nehmen. Erfreulich zu sehen – die Ausrüstungskisten lassen sich nur innerhalb von Onrush erspielen, Microtransaktionen sind also nicht möglich. Zu Zeiten von Battlefront und NBA 2K tatsächlich positiv erwähnenswert. Weniger positiv hingegen kommen die kosmetischen Spielereien daher, da das allgemeine Fahrzeugdesign insgesamt recht wenig Spielraum für ausgefallene Äußerlichkeiten zulässt, was jedoch perfekt in das abgedrehte Spielprinzip gepasst hätte. Insgesamt stehen acht Fahrzeuge zur Verfügung, welche sich bezüglich ihrer Beweglichkeit, ihrer Standfestigkeit und ihrer Spezialfähigkeiten voneinander unterscheiden. Das Motorrad „Outlaw“ zum Beispiel kann den wertvollen Rush verdienen, indem es Tricks vollführt und lässt bei schweren Landungen den Boden beben, was den Gegnern im Umkreis schaden kann. Der schwere „Titan“ hingegen verdient Rush, indem er Gegner ausschaltet und kann Teamkameraden widerstandsfähiger im Kampf machen. Vor allem die Rush-Fähigkeit zeigt sich am abwechslungsreichsten. Mal werden Hindernisse fallen gelassen, mal der Konkurrenz Boost entzerrt – hier wird die jeweilige Fahrzeugwahl am deutlichsten spürbar. Legt man des Fokus aber auf das Fahrgefühl, ähneln sich die Fahrzeuge enorm und erscheinen mit der Zeit schon fast redundant. Abgesehen von den einzelnen Spezialfähigkeiten wird kein wirklicher Fahrzeugunterschied im Spielgeschehen spürbar, was unter anderem an der Art der Spielmodi liegen könnte, dass es nie ein Einzelrennen gibt und jedes Fahrzeug somit Teil eines Kollektivs ist, und sich auch so spielen lässt.
Ein rundum schönes Spielerlebnis
Grafisch ist Onrush ein echter Hingucker. Viele bunte Farben, tolle Lichtreflexionen und eine lebendige Natur – viel zu missen gibt es nicht. Die Maps sind alle schön inszeniert und gestalten sich als abwechslungsreich, doch leider kann ihnen meistens kein besonderer Charakter oder Charme zugesprochen werden, wie man es beispielsweise aus andere Rennspielreihen wie allen voran Mario Kart gewohnt ist. Der Spielmodus steht klar im Mittelpunkt und wird geradezu durch die jeweilige Map ergänzt. Eine Lieblingsmap kristallisiert sich leider nicht heraus, da diese dem Spielgeschehen untergeordnet scheinen, schön in Szene gesetzt sind die Maps aber trotzdem. Die Musik passt sich dem actionreichen Spielfluss an und hat auch einige unterhaltsame und gute Lieder im Gepäck (Fans der Band „The Heavy“ dürften ihre Freude haben), kann aber, ähnlich wie die Maps, wenig Individualität und ikonischen Charakter versprühen. Die Musik aus den Need for Speed-Spielen beispielsweise wird vielen Fans noch ewig durch die Gehörgänge schwirren. Natürlich kann und darf das nicht der Anspruch an Onrush sein, ein bisschen mehr Abwechslung hätte dem Soundtrack aber trotz allem nicht geschadet. Insgesamt präsentiert sich Onrush aber als ein sehr hübsches und schön inszeniertes Rennspiel, mit der ein oder anderen, durchaus vernachlässigbaren Macke.
Einfacher Einstieg, fehlender Fortschritt
Die Steuerung ist sehr einfach und leicht zu erlernen, Hindernisse tun sich hierbei keine auf. Dadurch wird ein zäher Einstieg verhindert und auch Gelegenheitsspieler, die des Öfteren mal zu einem Rennspiel greifen dürften, werden wenig Schwierigkeiten haben, gegnerische Fahrzeuge zu Schrott zu fahren. Gebremst wird ohnehin recht wenig in Onrush, vielmehr liegt das Hauptaugenmerk auf dem temporeichen Geschubse. Hierbei lassen die tolle Grafik, gepaart mit einem ruckelfreien 60fps Gameplay und dem rasanten Soundtrack ein großartiges Gefühl von Geschwindigkeit entstehen. Für Einsteiger scheint also alles zu passen, kommt es aber zu etwas erfahrenen Rennspiel-Fanatikern offenbart sich die Eindimensionalität des Steuerungs- und Fahrprinzips. Spielerische Raffinesse sucht man nämlich leider vergebens bei Onrush. Natürlich ist eine leicht verständliche Steuerung eine gute Möglichkeit, um Onrush bei einem Spieleabend einzuschmeißen, dafür fehlt aber ein Splitscreen-Modus. Was letztlich bleibt sind unterhaltsame 2-3 Stunden, große spielerische Entdeckungen und Kniffe lassen jedoch auf sich warten. Dass man mit der Zeit ein Spielgefühl entwickelt und weiß, wann es von Vorteil sein kann, die Gegner zu attackieren und wann man sich besser auf die vorgegebene Aufgabe des Spielmodus konzentrieren sollte, steht außer Frage. Trotz allem bleibt Onrush im Bereich des Gameplays ein reines Unterhaltungsspiel, ohne großen Anspruch an die Spieler und ohne Möglichkeit, bestimmte Skills zu Verbesserung des Fahrverhaltens zu entwickeln. Zu Zeiten von realitätsgetreuen Rennsimulationen wie Forza Horizon oder auch Forza Horizon dürfte die simplifizierte Fahrphsyik aus Onrush dem ein oder anderen Spieler negativ auffallen. Onrush braucht kein realitätsnahes Fahrerlebnis, das würde das Grundprinzip des Spiels zerstören – das ist klar. Ein bisschen mehr, dem Gameplay entgegenkommende Tiefe hätte aber auch nicht wehgetan.
Online ein Chaosparadies
Zwar ist der Superstar-Spielmodus des Singleplayers unterhaltsam und schafft es auch, für ein paar Stunden zu begeistern, ein großer Umfang sieht trotzdem anders aus. Schnell wird deutlich – Onrush ist auf den Mehrspieler ausgelegt. Umso trauriger, dass es keinen Splitscreen-Modus gibt. Onrush eignet sich von seinen Voraussetzungen perfekt für einen lokalen Mehrspielermodus. Schnell erlernbare Steuerung, Teamrennen und jede Menge Action. Ein Grund für den nicht vorhandenen Splitscreen könnte die Angst vor Unübersichtlichkeit sein, da sehr viel auf einmal auf dem Bildschirm passiert und bei kleineren Ausschnitten Chaos entstehen könnte. Codemasters selbst haben sich zu den Vorwürfen geäußert und den fehlenden Splitscreen mit der geringen Produktionszeit erklärt, kündigten jedoch kein dementsprechendes Update an. Das Hauptaugenmerk liegt nach eigener Aussage auf der „most exhilarating online experience possible.“ Und ja, der Multiplayer ist tatsächlich um einiges spannender als die Solo-Inhalte, komplett ersetzen kann er diese aber nicht. Erfreulich ist die unkomplizierte Handhabung des Online-Modus, man darf sich schon nach wenigen Tastendrücken im Duell mit anderen Spielern sehen. Vor allem die Komponente der menschlichen Widersacher fügt dem Spielgeschehen viel positives Chaos hinzu, was es hingegen aber umso schwerer macht, sich in irgendeiner Weise abzusprechen und gemeinsam im Kollektiv zu agieren, Freude macht der Online-Modus aber trotzdem. Sind wir mal ehrlich, wer mag es nicht, in schwindelerregenden Geschwindigkeitsschüben andere Spieler oder Freunde abzudrängen, zu zerstören und in der anschließenden „Siegerehrung“ mit provokanten Gesten aufzuziehen. Insgesamt also kann sich der Online-Modu allemal sehen lassen und kristallisiert sich schnell als Kernstück von Onrush heraus.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.
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Erstellt von Rufus
Zuletzt online: 3 Jahre 8 Monate
Kategorie:
Test
Veröffentlicht
Aktualisiert
29. 06. 2018 um 09:10
29. 06. 2018 um 09:10
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