Das Be- und Entladen statt ödes tauschen
Der eigentliche Schlüssel bei On the Road ist tatsächlich die Option, aussteigen zu können. Das bieten andere Spiele dieses Genres leider nicht. Und auch der damit zusammenhängende Weg zum Verladepersonal an die Tür, das Öffnen der Ladefläche oder gar der Weg zur Zapfsäule an der Tankstelle. Es wirkt nicht nur realer, es ist auch eine sehr große Abwechslung. Doch wie sieht nun das Verladen oder Entladen eigentlich aus? Zuerst komme ich zur Firma. Steige aus und gehe an die markierte Tür, um die Frachtpapiere abzuholen. (Vorausgesetzt wird, dass ich vorher über den Reiter Logistik bei dieser Firma auch einen/mehrere Aufträge angenommen habe.) Sind diese in meinem Besitz, gehe ich zum LKW, mache die Ladefläche auf und fahre an die Verladerampe. Eine kurze Nachricht gibt mir dann, nach einem Stop an der Rampe, Bescheid das alles verladen wurde. Nun fahre ich ein Stück vor, steige aus und mache die Türe zu. Danach kann die Reise losgehen. Im Grunde nichts Spezielles aber für einen Spieler schon etwas Abwechslung. Übrigens gibt es bei den Türen für die Ladefläche etwas zum Lachen. Beim Öffnen/Schließen hören diese sich an, als würde der Aufbau 1000 Jahre alt sein. Ehrlich gesagt, habe ich sowas aus meiner Praxiserfahrung als Berufskraftfahrer noch nie erlebt aber okey. Und auch wenn diese Features tatsächlich einmal etwas Anderes sind, vermisse ich eine Ausschöpfung weiteres Potentials. Warum gibt es keine BAG?
Warum werden die Frachtpapiere nicht von der Polizei mal kontrolliert? Generell muss ich an dieser Stelle erwähnen, dass es tatsächlich weder BAG, Zoll oder Polizei gibt. Umso komischer ist es, dass man sich auch an die genauen Schritte des EG-Kontrollgerätes und die tägliche Ruhezeit halten muss. Speziell hier hätte mir ich auch eine andere Vorgangsweise gewünscht. Vor dem Start der Tour muss die Fahrerkarte eingelegt werden. Dann muss ich noch tatsächlich auf Fahrzeit umstellen, sonst gilt es für das Spiel als Fahren ohne Fahrerkarte. (Zumindest bekomme ich einen ständigen Hinweis angezeigt.) Statt nun aber zwischen den Einstellungen (Bereitschaftszeit, Fahrzeit und Ruhezeit) wählen zu können, kann ich nur noch beim nächsten maligen Umstellen des Modus auf Ruhezeit stellen und meine tägliche Ruhezeit vornehmen. Das Spiel besitzt also nur eine Einbahnstraßen-Auswahl. Schade um das verschenkte potential, was auch hier wieder vorhanden war. Übrigens bietet der Titel am Umfang der Auflieger und Anhänger einiges mehr als die Konkurrenz. So gibt es Anhänger mit Drehschemel, Anhänger mit Tandem, Sattelauflieger, speziellere Sattelauflieger und einen Gigaliner-Sattelauflieger. Ziemlich beeindruckend, wenn man bedenkt, dass es bei anderen Titeln lediglich nur den Sattelauflieger gibt. Auch fehlen Features wie Reparatur, individuelle Gestaltung des Fahrzeugs (geschweige überhaupt die Möglichkeit eine eigene Lackierung vorzunehmen) als auch Wartung.
Meine Impressionen aus zig Kilometern
Komme ich nun zu der Erläuterung meiner Erlebnisse innerhalb des Spiels. Truck-Simulatoren sind für mich nichts Neues. So habe ich schon beim Release des ersten 18 Wheels of Steel Trucks durch die Gegend bewegt. Sowohl diesen Konkurrenztitel, als auch jene von anderen Entwicklern. Dementsprechend wird On the Road sehr oft mit der Konkurrenz verglichen. Zu Beginn gehe ich erstmal auf die generelle Impression ein. Die Spielwelt sieht nicht gerade hochwertig aus. Lediglich bei den Lastwagen sind vereinzelte Details wirklich gut gelungen. Es wirkt halt alles sehr vereinfacht und billig. Positiv überrascht hat mich allerdings der Verbau von Sehenswürdigkeiten am Rande der Autobahn und auch innerhalb von großen Städten. So war an der A2, zwischen Hannover und Magdeburg, die Gedenkstätte der ehemaligen innerdeutschen Grenze Marienborn gut zu erkennen. Weiterhin konnte ich in Hamburg die Köhlbrandbrücke befahren und die Speicherstadt bestaunen. Es ist nicht wirklich alles schlecht an diesem Titel. Trotzdem geisterte mir immer wieder der Gedanke im Kopf herum, das gerade auf der Xbox One X deutlich mehr an Grafik herausgeholt hätte werden können. Die Spielwelt bezieht sich nur auf ganz Deutschland, soviel wollte ich noch erwähnen. Recht unschön sind bei der Grafik die sehr eingeschränkte Sichtweite, unsaubere Kantenglättung, Bugs, das sehen vom Placement anderer Fahrzeuge und die Tatsache, dass man die Rückspiegel noch separat im Options-Menü zuschalten muss. (Natürlich unter der Prämisse, das Performance-Einbußen auftreten können! In meinem Test traten, bei eingeschalteten Spiegeln, ganz selten mal kleine FPS Einbrüche auf.
Sie waren aber kaum der Rede wert. Übrigens läuft das Spiel auf 4K Auflösung.) Insgesamt ist die Grafik eigentlich einer Xbox One X nicht würdig ABER, bei Simulationen ist nicht immer die Grafik ausschlaggebend. Beim Sound kann ich nicht viel schreiben, da es lediglich den Motorensound und die Effekte gibt. Es wird nicht gesprochen und es gibt kein Radio. (Es gibt in dem Kontext auch keine Story.) Komme ich nun zur KI, denn schließlich ist man mit anderen Verkehrsteilnehmern auf der Straße. Mal fahren sie in einem rein, mal sind sie sehr passiv und Gelegentlich bleibt einer, nach dem Platzieren in die Spielwelt, auf der Autobahn direkt vor mir stehen! Ein anderes Mal baut das Placement absoluten Mist und sperrt gleich eine ganze Auffahrt. Der normale Verkehrsverlauf innerhalb der Stadt ist gut gegeben, leider hapert es tatsächlich auf den Autobahnen. Am Rande würde man annehmen, wenn mein LKW beim Tempomat maximal 79 km/h fährt, dass auch die KI nicht schneller fährt. Weit gefehlt! Sie fährt einem sogar noch auf oder eventuell direkt ins Heck. Das “draufhalten“ der KI führt recht oft dazu, dass man unverschuldet Schaden an der Ladung verursacht. Nun zum Streckenlayout im Allgemeinen. Abgesehen vom starken Textur-Recycling, bezogen auf fast jede Stadt im Spiel, ähneln sich auch die Streckenverläufe stark. Und zwar nach einem einfachen Flächenmuster! Nur ganz selten gibt es eine wirklich nachvollziehbare Streckenführung.
Diese Kritik gilt aber nicht für die Autobahnstrecken. In dieser vereinfachten Form sind sie den realen doch an vielen Ecken recht nah. Somit also mal ein Lob. Komme ich zur Lenkung, die von der Tastenbelegung als auch von der reinen Steuerung recht gut gelungen ist. Die Bewegungsgeschwindigkeit der Lenkung ist natürlich immer Geschmackssache. Ich persönlich empfinde sich jedoch nicht als störend schlimm. Was ich von der Funktionsoberfläche via Knopfdruck halte, das kannst du ja bereits oben ablesen. Das war soweit die erste Ladung an Kritik. Die folgenden Punkte werden zwar positiver, jedoch unterstelle ich hier auch an vielen Ecken eine gewisse Potentialverschwendung. Da ich hier nun nicht alles Negative direkt aufliste, verweise ich auf die Artikel-Rubrik Fazit&Wertung, wo alle Punkte als Stichpunkte aufgeführt werden. Eigentlich wäre On the Road eines mit der besten Trucksimulatoren auf dem Markt, wären da nicht die vielen Fehler, teilweise nicht genutztes Potential und die schlechte Grafik. (Gerade für eine Konsole!)
Was diesen Titel für mich dennoch so anziehend macht, sind die Features rund um die Verladung/Lademöglichkeiten, das Management von Mitarbeitern und ein stätiges Wachstum des Fuhrparks. Es ist wirklich so positiv, das ich gelegentlich die schlechte Grafik übersah. Übrigens habe ich fast vergessen zu erwähnen, dass man im Cockpit auch die Sitzeinstellung auf die eigene Bedürfnisse einstellen kann und Zugriff auf drei Kameraperspektiven hat. Ebenfalls positiv auf seinem Gebiet, das Personalmanagement. Sowohl die allgemeine Übersicht als auch das Tun des KI-Mitarbeiters sind recht gut gelungen. Eindeutig eines mit den Stärken des Spiels. Tja… Und da wäre ich auch schon am Ende des Artikels. Betrachte ich nun das Spiel recht objektiv, wäre noch sehr viel Luft nach oben gewesen. Aber Toxtronyx Interactive GmbH haben hier die Möglichkeit genutzt, als eine der wenigen Entwickler, dieses Spiel auf die Konsolen zu bringen. Egal ob nun Highend-Grafik oder nicht.