Überholtes Boxenluder
Need for Speed SHIFT - Article - Überholtes Boxenluder
Need for Speed SHIFT
17.11.09 15:13 Test
Mit "Need for Speed: Shift" möchte Electronic Arts eine neue Ära einläuten. Kann sich die Rennspiel-Serie mit diesem Titel erfolgreich von seinen Illegalen Straßenrennen und der Arcade-Vergangenh ...
Wo fange ich bei einem Rennspiel-Testbericht am besten an? Eine umfassende Story, die meist zur Einleitung herhalten muss, fällt bei diesem Genre ja definitiv flach. Somit muss diesmal wohl das Ziel des Spiels als Vorhut in die Bresche springen. Jenes trägt in Need for Speed: Shift auch einen ganz bestimmten Namen - und zwar NFS: World Tour. Um dort hin zu gelangen, steht dir aber ein verdammt langer und harter Weg bevor. Fangen wir aber erstmal ganz von Vorne an. Nachdem du das Spiel gestartet hast, musst du sogleich ein kurzes Rennen absolvieren, durch welches dein individuelles Fahrprofil ermittelt wird. Beruhend auf diesen Daten, wird dir sogleich ein bestimmtes Gameplay-Profil vorgeschlagen, das du auch ohne große Bedenken für den Start deiner Rennfahrer-Karriere nutzen kannst. Außer du gehörst schon zu den Profis dieses Genres und schraubst dir deine beliebigen Optionen zum Fahrverhalten am liebsten selbst zu Recht. Hast du das getan bzw. den Vorschlag akzeptiert, heißt es ab zum Autohändler, um deinen ersten Wagen kaufen. Natürlich hast du anfangs nur ein begrenztes Budget. Mehr ist zum Auftakt deiner Karriere aber auch nicht notwendig, da sich dein Fahrerlevel noch auf dem untersten Niveau befindet. Somit hast du nur die Wahl zwischen diversen Mittelklasse-Wagen wie zum Beispiel VW Golf, Ford Focus und einigen weiteren geläufigen Autos dieses Segments. Am Gipfel deiner Karriere kannst du später auf knapp 70 lizenzierte Fahrzeuge zurückgreifen. Hast du dich für einen Wagen entschieden, heißt es fortan Profilpunkte zu sammeln und jede Menge Kohle für neue und bessere Rennboliden anzuhäufen. Zu diesem Zweck hat Electronic Arts sein Rennspiel mit einem wirklich umfangreichen und motivierenden Belohnungssystem ausgestattet. In Sachen Siegprämie und Aufstockung deines Budgets ist natürlich ein Podiumsplatz nie verkehrt. Aber um gleichzeitig dein Fahrerlevel zu steigern, solltest du auch die zahlreichen Vorgaben in jedem Rennen beachten. Dazu zählt unter anderem das Fahren auf der vorgegebenen Ideallinie, das Ausnutzen vom Windschatten des Vordermanns sowie Kurven fehlerfrei zu meistern. Das alles bringt dir jede Menge Profilpunkte ein, die wiederum dein Fahrerlevel zu gute kommen. Zusätzlich kannst du in NFS: Shift auch diverse Abzeichen für spezielle Fahraktionen abstauben, die dein Profil aufwerten. Zurück zu deinem ersten Wagen. Legst du dafür nicht all zu viele Dollars auf den Tisch, kannst du diesen auch schon mit einigen netten Features versehen. Hierzu stehen dir die Optionen Optik, Tuning und Upgrades zur Verfügung. Im Optik-Bereich geht es, wie der Name schon unschwer vermuten lässt, um das Aufstylen deines Wagens. Dort findest du die passende Lackierung, zahlreiche Felgen und spezielle Vinyls, um deinen Renner individuell zu gestalten. Davon sind aber die meisten noch gesperrt und müssen durch bestimmte Fahrmanöver erst noch "frei gefahren" werden. Leider gibt es in NFS: Shift nicht die Möglichkeit eigene Vinyls zu erstellen, was dir somit nicht wirklich die Freiheit gibt, einen einzigartigen Wagen auf die Piste zu schicken. Sind alle Vorbereitungen getroffen, kannst du loslegen an deiner Karriere zu schrauben. Dazu findest du im Menü eine entsprechende Option. Neben dieser gibt es auch noch drei weitere Modi, wie Freunde-Wettkampf, Mutliplayer sowie dem so genannten Quickrace. Bei letzterem lassen sich Renn-Events nach eigenem Wunsch erstellen. Dort können alle Wagen benutzt werden, die du bereits im Karriere-Modus frei geschaltet hast. Im Freunde-Wettkampf besteht die Möglichkeit, mit Spielern aus deiner Xbox Live Freundesliste ein Rennen zu starten. Der Multiplayer hingegen lässt dich gegen Fahrer aus der ganzen Welt antreten, dazu aber später mehr. Am wichtigsten dürfte wohl aber erstmal deine Karriere sein, denn nur in diesem Modus bekommst du, je nach entsprechender Leistung, die besten und schnellsten Wagen gestellt. Für den Aufstieg deiner Laufbahn als Rennprofi, musst du dich auf Originalschauplatzen wie dem Nürburgring, Silverstone und Spa sowie fiktiven Strecken wie London Downtown deinen Gegnern stellen. Und diese gehen nicht gerade zimperlich vor. Vor allem in den höheren Leveln, legen deine KI-Gegner eine gehörige Portion Aggression an den Tag. Ganz nach dem Motto: Wer bremst verliert und wer nachgibt, landet bestenfalls im Kiesbett. Das lässt derweilen zwar manchmal den Frustfaktur mächtig in die Höhe schnellen, ist aber stets herausfordernd. Um für weiteren Spielspass zu sorgen, gibt es zahlreiche unterschiedliche Events. Ingesamt umfasst diese Liste neun Renndisziplinen wie Eliminator, Fahrer-Duell, Serie und Zeitfahren, um nur einige davon zu nennen. Neben den offiziellen Rennen des Karriere-Modus, erhältst du hin und wieder auch diverse Einladungs-Events. Diese bieten dir zusätzlich die Chance, schneller an Sterne und Geld zu kommen. Zu den Strecken selbst ist noch zu sagen, das diese gut ausbalanciert sind und einen guten Durchschnitt an einfach und etwas schwieriger zu meisternden Schauplätzen bieten. Auch Abseits der Piste herrscht keine Langeweile, so dass es, sofern man seinen Blick von der Strasse nehmen kann, viele nette Details zu entdecken gibt. Die Grafik von Need for Speed: Shift kann sich wirklich sehen lassen. Vor allem wenn dir die hochglanzpolierten Boliden in deiner Garage oder beim Wagenhändler präsentiert werden, gibt es kaum noch Unterschiede zu reellen Wagen zu entdecken. Ebenfalls ein Augenschmaus ist die Wiederholungsfunktion in den Rennen, mit der du deine abgedrehten Runden abspielen kannst. Hier hält die Kamera nicht nur einfach stur von einer Position auf deinen Wagen, sondern macht durch den ständigen Wechsel der Ansichten einen actiongeladenen Rennfilm daraus. Einziger Wermutstropfen, es gibt in diesem Rennspiel mal wieder keine richtigen Wetter- und Tageszeitwechsel. Hier fährst du entweder am helllichten Tage oder bei teils untergehender Sonne. Die ein oder andere Nacht-, sowie Regenfahrt hätte ich mir schon gewünscht. Und da wir gerade bei Wünschen sind, komme ich gleich zur Steuerung. Eine etwas bessere Rutschfestigkeit in Kurven wäre mir auch ganz lieb. Der Wagen ist vor allem in den Kurven recht schwer zu steuern und könnte einen kleinen Tick mehr in Sachen Haft vertragen. Zur Fairness dem Entwickler Slightly Mad gegenüber muss ich aber auch sagen, dass dieses gewisse Mittelmaß nicht ganz so leicht zu finden sein dürfte. Wäre das Handling der Wagen zu einfach, würde dem Spiel doch einiges in Sachen Herausforderung verloren gehen. Das Schadensmodell gibt zwar grafisch einiges her, kommt einer Simulation aber nur selten Nahe. Dieses kann durch eine Option im Menü auch auf das Fahrverhalten übertragen werden, kommt aber nur bei einem wirklich harten Crash teilweise zum tragen. Glaubwürdiger wäre es zum Beispiel auch gewesen, wenn wenigstens die Fahrzeuge die sich hin und wieder mal überschlagen, nicht nach kurzer Zeit wieder hinter einem am Heck kleben. Ansonsten kannst du dich natürlich auf reichlich zersplitterte Scheiben und grobe Blechschäden freuen. Steuern lässt sich der Wagen übrigens aus den gängigen Ansichten, also entweder direkt aus dem Cockpit, von der Motorhaube, an der Stoßstange klebend oder aus der Third-Person-Ansicht bzw. mit etwas Abstand hinter dem Heck. Wer vorwiegend in der Cockpit-Ansicht unterwegs ist, darf sich sogar auf eine detaillierte Ausstattung freuen. Positiv zu erwähnen ist ebenfalls noch, dass die musikalischen Ergüsse des Spiels nur in den Zwischensequenzen eingespielt werden. In den Rennen selbst darfst du den puren Motorensound deines Wagens lauschen. Nun noch ein paar Worte zum Mehrspielerpart des Spiels. Hier erwarten dich zwar die gern gefahrene Ranglisten-Events, aber nur die drei Spielmodi Renn-, Zeit- und Driftfahren. Dein Können als Rennprofi kannst du dabei mit bis zu sieben weiteren Mitstreitern unter Beweiß stellen. Stehen nicht genug Online-Spieler zur Verfügung, darfst du das Rennfeld auch mit KI-Gegnern aufstocken. Damit die Rennen auch etwas gerecht ablaufen, können diverse Vorgaben, wie in etwa die zu benutzende Wagenstufe oder ein Hersteller-Rennen mit gleichwertigen Autos, eingestellt werden. Wer sich auf spannende Rennen mit Freunden an der heimischen Konsole freut, den muss ich leider enttäuschen. NFS: Shift verfügt, warum auch immer, über keinen Splittscreen- Modus. Somit darf der Controller nur wieder reihum gereicht werden. Fazit Die anfangs gestellte Frage, ob sich die Need for Speed Serie mit "Shift" erfolgreich von seinen Illegalen Straßenrennen und der Arcade-Vergangenheit trennt, möchte ich mit einem klaren Ja beantworten. Dass es sich hierbei, wie Electronic Arts in der Beschreibung zum Spiel behauptet, um ein Simulations-Rennspiel handelt, würde ich aber nicht unterschreiben. Dazu fehlen dem Spiel noch zahlreiche Eigenschaften dieses Genres. Ich würde diesen Titel eher als einen perfekt gelungen Mix aus Arcade- und Simulation bezeichnen. Neben der schicken Grafik und dem doch recht passablen Gameplay, sorgt vor allem der gelungene Karriere-Modus mit seinem motivierenden Belohnungssystem für lang anhaltenden Spielspaß. Mit mehr Rennwagen, einem vorhandenen Splitscreen-Modus sowie vor allem kürzeren Ladezeiten vor den einzelnen Events, wäre wertungsmäßig noch mehr drin gewesen. Aber auch so, für mich momentan eines der besten Rennspiele auf dem Markt. Bleibt abschließend nur zu hoffen, das EA diesen Weg und dem Entwicklungsstudio treu bleibt.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

KommentareInhalt:Kommentare

Seb6617.11.09 19:12
Sehr schöner Artikel. Wie du schon schreibst, fehlt es dem Spiel an Grip. Selbst mit einem Lenkrad haste bei der Grünen Hölle oder dem Driften totale probleme. Geschweige mal mit Tastatur. Joypad soll angeblich gehen, habe ich aber nicht. Selbst bei Titeln von SinBin, die dafür bekannt sind richtige Rennsimulationen raus zu hauen, ist die Lenkung mit Tastatur als auch Lenkrad hervorragend. Und das liegt nicht an den Einstellungen. (Soweit aus der Sicht von einem PCler.) Bei der XBox kann das natürlich wieder anders geregelt sein.

Trotzdem sehr schöne Review, kann man nicht meckern.
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Erstellt von LidoKain
Zuletzt online: 9 Jahre 3 Monate
Kategorie:
Test
Veröffentlicht
Aktualisiert
17. 11. 2009 um 15:13
17. 11. 2009 um 15:13
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