Schön, schöner, NBA 2K18
Wie nicht anders zu erwarten, schafft 2K auch 2017 wieder eines der schönsten Sportspiele der aktuellen Zeit. Mit einem großen Grafik-Trailer, einige Wochen vor Release, wurde deutlich, welch Eigenanspruch die 2K-Reihe mittlerweile an den Tag legt. Die Falten an den Socken und die Bewegungsanpassung der Bandagen an die jeweiligen Körperteile – 2K schaut dieses Jahr so genau wie nie zuvor auf die grafische Darstellung ihres Spieles. Und diese Liebe zum Detail wird ab dem ersten Moment spürbar. Angefangen bei den Gesichtern der einzelnen Spieler, welche sich teilweise kaum mehr von der Realität unterscheiden lassen. Je länger das Spiel geht, desto mehr Schweißperlen kommen zum Vorschein, welche das Hallenlicht situationsbedingt reflektieren. Auch die Reflexion des Parkettbodens zeigt Verbesserungen im Bereich des Lichteinfalls. Natürlich sind all diese grafischen Aspekte bewusst nur minimal sichtbar, unbewusst hingegen kreieren sie jedoch eine noch realistischere Atmosphäre, als die der Vorgänger. Hinzu kommen die, bei Videospielen oft vermissten Emotionen der Spielfiguren, welche vor allem in gezeigten Wiederholungen viel Freude machen. Sei es der schreiende Gesichtsausdruck eines Lebron James nach einem gewaltigen Dunk oder das selbstsichere Muskelzeigen eines Rudy Gobert nach einem Block – die Emotionen und Gesten passen sich an das Spielgeschehen an und verleihen dem Spielgefühl einiges an Authentizität. Auch die verschiedenen Spielertypen werden sichtbar. So ist beispielsweise Draymond Green, Spieler der Golden State Warriors wesentlich emotionaler und energischer als ein Kawhi Leonard, Spieler der San Antonio Spurs. Wem beide Spieler aus der echten NBA bekannt sind, wird den liebevollen, detaillierten Umgang der beiden Spielertypen umso mehr wertschätzen können. Auch im Bereich der Bewegungsabläufe weiß NBA 2K18 zu überzeugen. Vor allem am Übergang der einzelnen Bewegungen wird ein Fortschritt zu den Vorgängern deutlich. Beim letztjährig erschienen NBA 2K17 ergab sich oftmals das Problem, dass sich die Spieler in vorprogrammierten Animationen verlieren, in welchen kein Einfluss mehr auf die Aktion genommen werden kann. Dieses Jahr hingegen kommen genannte Animationen extrem selten vor und nehmen somit keinerlei negativen Einfluss auf das Spielgeschehen. Zu jeder Sekunde gibt das Spiel dir das Gefühl, zu 100 Prozent Kontrolle über deinen jeweiligen Spieler zu haben, was vor allem bei "MyPlayer" stark ins Gewicht fällt.
Basketball als Event
Neben all der wunderschönen grafischen Darstellung, kann NBA 2K18 auch abseits des Spielfeldes vollends punkten. Angefangen bei der Pre-Game-Show mit der „NBA on TNT“-Crew, bestehend aus Shaquille O’Neal, Kenny Smith und Ernie Johnson, welche dich mit bekannt viel Witz aber auch nützlichen und vor allem realistischen Informationen auf dein kommendes Spiel einstellen. Jede Menge Insider aus der echten Show wurden mit viel Mühe in die virtuelle Gesprächsrunde eingebaut. Wer jedoch nicht allzu viel mit der echten NBA zu tun hat, kann sich auch mit dem eigens für NBA 2K produzierten NBA 2K TV die Ladezeit vertreiben. Jede Woche erscheint hier eine neue Folge, bestehend aus aktuellen News zum Spiel, als auch Interviews mit echten Spielern der NBA. Übrigens auch abseits von NBA 2K18 für Basketballfans einen Blick wert. Vor Beginn des eigentlichen Spiels, schafft eine toll inszenierte Spielervorstellung, inklusive der gesungen Nationalhymne, ein toll ausgestattetes Gesamtpaket, was nichts missen lässt. Auch die bekannten Sideline-Reports dürfen nicht fehlen und so sagt auch der Hall of Famer David Aldrige ein paar Worte zum bevorstehenden Event. Doch mit Beginn des Sprungballs ist bei weitem noch nicht Schluss mit der umfangreichen Präsentation, nun kommen nämlich die Kommentatoren zum Vorschein. Wo es anderen Sportspielen wie beispielsweise Fifa oft fehlt, kann NBA 2K18 mit einem enormen Repertoire an verschiedenen Kommentatoren glänzen. Kobe Bryant und Kevin Garnett überzeugen als Gast-Kommentatoren und können mit unterhaltsamen Anekdoten ihrer Basketballkarriere so manche Auszeiten füllen. Generell passen die verschiedenen Kommentare nahezu perfekt zum Spielgeschehen und unterstreichen das angesprochene Gesamtpaket im Bereich der Präsentation. Eine fulminante Halbzeitshow, einzelne Einzelspieler von Interviews, sowie eine Analyse des Spiels – NBA 2K18 bietet noch so vieles, über was sich schreiben lassen könnte. Um es jedoch kurz zu fassen – grafisch und im Bereich der Präsentation ist NBA 2K18 das Beste was ein Sportspiel 2017 zu bieten hat.
Kann das Gameplay Schritt halten?
NBA 2K wird oftmals vorgeworfen, zu viel Liebe in die Grafik anstatt in das Gameplay zu stecken und Kritiker werden sich eventuell dieses Jahr in ihrer Annahme bestätigt fühlen. Denn immense Unterschiede im Bereich des Gameplays tun sich auf den ersten Blick nämlich nicht auf. Schaut man jedoch genauer hin, werden Kleinigkeiten merklich, welche versuchen das ohnehin schon super funktionierende Spielgefühl an den richtigen Stellen abzurunden. Beispielsweise die neue Wurfanzeige, die sich nun über und nicht mehr unter dem Spieler befindet. Alleine das Abändern der Position gibt dem Spiel ein besseres Spielgefühl, da nun nicht mehr nur auf die Wurfanzeige geachtet wird, sondern auch auf die Wurfbewegung des Spielers denn jeder Spieler besitzt seinen individuellen Wurf, welcher somit auch einen individuellen Abwurfpunkt besitzt. Auch die einzelnen Bewegungen des Dribblings fühlen sich flüssiger und echter an und können auch in gezeigten, verlangsamten Wiederholungen glänzen. Die gegnerische KI verhält sich (je nach Schwierigkeitsgrad) ebenfalls sehr authentisch und einstellbare Feedbacks im Wurf und in der Verteidigung ermöglichen auch Neulingen einen guten Einstieg. Wer ein komplett neues Spielgefühl bei NBA 2K18 erwartet wird nicht allzu glücklich, Freunde der Reihe hingegen werden sich über kleine eingebaute Weiterentwicklung jedoch freuen.
Geld regiert die (virtuelle) Welt
Aber leider bringt NBA 2K auch dieses Jahr wieder das ein oder andere Problem mit sich, was einem unbeschwertem Spielerlebnis im Weg steht. Zum einen wäre hier die schlechte Story und Auswahl an Charakteren im MyPlayer zu nennen. NBA 2K18 kann in keinster Weise zu den starken Konkurrenten Madden und Fifa aufschließen und macht inhaltlich einen Schritt zurück. Zum anderen bringt der MyGM-Modus nur wenig Innovation mit sich. Der größte Schwachpunkt wird jedoch an der Wichtigkeit der Virtual Currency (VC) deutlich. Absolut jeder Fortschritt und jede Spielerei in NBA 2K18 läuft über die VC. Sei es der Friseurbesuch im Karrieremodus oder das Kaufen neuer Kartenpacks im MyTeam – ohne VC geht nichts. Alleine um deinen Spieler zu verbessern sind Unmengen an VC nötig, spürbar mehr als die letzten Jahre. Grundsätzlich ist die Idee einer Ingame-Currency nicht verwerflich, sofern das Balancing zwischen Skill und dem daraus resultierenden VC-Gewinn stimmt. Bei NBA 2K18 hingegen ist der Unterschied zwischen einem mittelmäßigen und einem sehr guten Spieler hinsichtlich der verdienten VC fast nicht zu sehen. Mikrotransaktionen und somit ein Pay-to-Win-Prinzip sind unvermeidbar und zerstören leider viele Bereiche, des eigentlich gut funktionierenden Karrieremodus. Anstatt Stunden in Trainingseinheiten und Verträge zu stecken, reicht die Investition von echtem Geld um sich seinen Fortschritt innerhalb weniger Minuten zu erkaufen. Vor allem auf MyPark und ProAm wirken sich die Mikrotransaktionen enorm aus und hinterlassen eine ganze Reihe an frustrierten Spielern. Skill und investierte Spielzeit spielen somit leider fast keine Rolle mehr und 2K hat, gerechterweise mit vielen Vorwürfen zu kämpfen.