Jährlich grüßt das Murmeltier der alljährlichen Lizenzspiele - sei es Codemasters mit ihrem F1-Franchise, EA mit FIFA, Madden etc. oder nunmal MotoGP von Milestone. Ob sich der Kauf in diesem Jahr rechtfertigt, erfahrt ihr in der Review zu MotoGP 20!
Disclaimer: Wir haben diese Kopie kostenlos erhalten – was aber nichts an der davon unabhängigen Bewertung ändert.
Inhalte
Wie der Name verlauten lässt, ist MotoGP20 das offizielle Spiel zur diesjährigen MotoGP-Saison und kommt selbstverständlich mit allen Rennligen dieser Serie (MotoGP, Moto2, Moto3, MotoE und der Red Bull Rookie Cup) daher, ebenso wurden erneut klassische Fahrer samt ihrer Bikes eingebaut.
Insgesamt gibt es dieses Mal erneut vier Modi (Karriere, Historisch, Multiplayer, Schnelle Modi (welche sich nochmal in Eigene GPs, Zeitfahren und benutzerdef. Meisterschaften unterteilen)) und somit auch für ein bisschen Abwechslung sorgen.
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Herzstück des diesjährigen Ablegers ist erneut der Karrieremodus, welcher es dem Spieler erlaubt, die ganze Saison der MotoGP am eigenen Leibe zu erleben. DAbei steht es dem Spieler frei, ob er gleich in der Königsklasse des zweirädrigen MOtorsports starten möchte, oder erstmal ganz langsame erste Schritte in der Moto3 versucht… oder natürlich in der Moto2. Was dabei dann etwas schade ist: Im Vorgänger konnte man seine Karriere noch im Rookie Cup starten, welche quasi den allerersten Schritt in den Sport darstellen würde. Dass das wegfällt, obwohl die Serie wieder im Spiel enthalten ist, ist zwar schade, aber meckern auf höchstem Niveau.
Hat man sich für ein Team entschieden, wird man nicht nur mit dem puren Fahren der Rennen, sondern auch mit ein wenig Micromanagement konfrontiert, so übernimmt man gewissermaßen die Personalführung für den eigenen Manager, dem Chefingenieur und dem Datenanalysten. Außerdem gibt man als Fahrer selbst vor, in welche Richtung das eigene Bike verbessert wird - soll der Motor verbessert werden? Braucht der Rahmen ein Upgrade? Sollte man doch eher die Aerodynamik priorisieren?
Die für solche Upgrades benötigten Leistungspunkte (oder Forschungsdaten, wie sie im Spiel heißen) werden während der Rennwochenenden in den Trainings erfahren, wo man sich drei Herausforderungen stellen kann: der Streckenaffinität, wo man so nah wie möglich an der Ideallinie langfahren muss, der Rennsimulation, wo man fünf saubere Runden hintereinander abliefern muss und der Qualifyingsimulation, wo man zwei Runden hat, um eine vorgegebene Rundenzeit zu unterbieten.
Wo wir schon beim Rennwochenende sind, so können wir uns quasi unser “eigenes” Wochenende zusammenstellen: Wie im echte Motorsport stehen drei Trainings, das Qualifying, ein Warm-up und natürlich das Rennen an. Vor jedem Wochenende kann man festlegen, an welchen Sessions man teilnehmen möchte, sodass man z.B. zwei der drei Trainings überspringen kann.
Am Ende eines jeden Rennens wird dann ausgerechnet, was unser Fahrer an Geld und Rufpunkten verdient hat. Geld ist in diesem Spiel wichtig, um neues, besseres Personal (s.o.) einzustellen; der Ruf wird benötigt, um sich bei besseren, populären Teams zu bewerben. Eine Inszenierung rund um Rivalitäten oder gar einer wirklichen Story findet man hier nicht, das bringt dem Spielspaß aber keinen Abbruch.
Der Modus rund um die historischen Herausforderungen wurde dieses Jahr komplett abgeändert. Während man im letzten Jahr Showcases hatte, wo man eine Herausforderung nach der anderen abschloss, setzt man dieses Jahr auf generische Events, womit man eine Ingamewährung gewinnen kann, die man dann im spielinternen Marktplatz in historische Räder und Fahrer umtauschen kann - allerdings werden einem immer nur drei verschiedene Inhalte angeboten und keine komplette Übersicht aller Inhalte. Die freischaltbaren Inhalte wechseln zum einen täglich, aber auch jedes Mal, wenn man in einem dieser Events ein Podestplatz belegt hat. Ob man nun ein Freund dieses Systems ist, ist mal für jeden dahingestellt. Immerhin hat man die Möglichkeit ausgelassen, an dieser Stelle Mikrotransaktionen einzubauen, obwohl das System förmlich nach so einem Feature schreit.
Der Multiplayer ist klassisch, man kann entweder einzelne Rennen oder benutzerdefinierte Meisterschaften online gegen Freunde oder wildfremde Spieler austragen. Dank dedizierter Server ist das Erlebnis auch recht stabil und Lags oder plötzliche Verbindungsabbrüche sind auszuschließen, was in dieser Reihe ja auch keine Selbstverständlichkeit darstellt.
Milestone reizt die MotoGP-Lizenz vollkommen aus und bietet ein umfangreiches Rennerlebnis mit allen möglichen Inhalten der heutigen MotoGP und deren Historie. Der Karrieremodus kommt wieder mal sehr ausgefeilt und bietet jede Menge Spielstunden an reinem Spielspaß. Der Multiplayer ist stabil, die Herausforderungen machen Spaß, es ist also rundum zufriedenstellend.
Gameplay
Um es kurzzufassen (und weil mir langsam die Zeilen ausgehen), die Fahrphysik konnte man dieses Jahr nochmal enorm verbessern und ist dabei, insbesondere bei den pfeilschnellen MotoGP-Bikes, schön fordernd und schafft dabei einen sehr guten Spagat zwischen Hardcore-Sim und Simcade.
Während man die Vorgänger meist wie ein Rennspiel auf vier Rädern spielen und somit quasi bedenkenlos beschleunigen, bremsen und defacto blind in die Kurven gehen konnte, verzeiht der diesjährige Ableger kaum Fehler - es kommen alle Faktoren zusammen, die auch im echten Motorradsport wichtig sind: Die richtige Eingangsgeschwindigkeit, der richtige Bremspunkt, der richtige Moment des Einlenkens, das angemessene Herausbeschleunigen. Sollte man auch nur einen dieser Faktoren vermasseln, kann es sehr schnell vorkommen, dass man Kurven viel zu weit nimmt und somit wertvolle Sekunden liegen lässt, oder der Fahrer nimmt die Kurven viel zu eng, verliert die Kontrolle und darf dann selbst den Asphalt küssen. Man wird durchaus seine Spielstunden brauchen, um sich hineinzufuchsen und seinen eigenen Fahrstil zu entwickeln.
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Was allerdings nicht ganz so positiv ausfällt, ist die KI der anderen Gegner. Diese scheint nicht auf faires, spannendes Racing getrimmt zu sein, vielmehr darauf, den Spieler irgendwie aus dem Rennen zu crashen. Das war bereits im Vorgänger ein Problem und wurde anscheinend nicht angegangen, was sehr schade ist. Das macht das Spiel zwar nicht ungenießbar oder gar -spielbar, aber fällt dennoch des Öfteren auf.
Man hat das gesamte Fahrgefühl im Vergleich zum Vorgänger nochmal gewaltig verbessert und ein sehr stabiles, spaßiges und zugleich herausforderndes Gameplay geschaffen, was zwar einfach zu lernen, aber sehr schwer zu perfektionieren ist. Man hat, bis auf die aggressive KI, nahezu alle Probleme des Vorgängers ausgemerzt und ein nahezu perfektes Rennspiel geschaffen.
Gestaltung
Positives
+ sehr gute Darstellung von Asphalt, Wetter und Umgebung
+ detailgetreue Modelle aller Bikes
+ authentische Motorengeräusche
+ übersichtliches, sauberes HUD
+ realistische Ragdolls bei Stürzen
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Neutrales
• Motoren hören sich manchmal leicht blechern an
• Charaktermodelle wirken leicht veraltet, abgesehen der MotoGP-Fahrer auch recht generisch
Negatives
- kein nennenswerter Soundtrack
Fazit: MotoGP 20 ist definitiv der beste Teil der Reihe und weiß mit Inhalt, einem wunderbaren Fahrgefühl und sehr guter Grafik zu glänzen. Wer also Fan des Motorsports, insbesondere der MotoGP, ist, sollte definitiv zugreifen, ebenfalls, wenn man bereits den Vorgänger besessen hat.
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