Mirror's Edge
Mehr braucht man eigentlich zur Vorgeschichte nicht zu wissen, denn diese fällt eher bescheiden aus, aber gut. Wir haben sowieso keinen tiefen Roman von Kafka erwartet, sondern Spaß und ein solides Spiel.
Nach der etwas umständlichen Installation, denn Mirror´s Edge erfordert einen EA Account, der angelegt werden muss, wenn man noch keinen hat und nach erfolgreichem Login, wird erstmal ein kleiner Patch geladen. Man kann an dieser Stelle geteilter Meinung sein, was den Account betrifft, aber das automatische Update erleichtert das Spielen ungemein.
Nachdem ich nun das Spiel getestet habe (die gesamt Spielzeit liegt bei ungefähr sechs Stunden) und an diesen Zeilen hier sitze, lege ich die Zusatz-CD ein, die dem Spiel beiliegt. Auf dieser finden sich fünf Tracks von bekannten Persönlichkeiten wie zum Beispiel Paul van Dyk, Armand van Helden oder den Teddybears. Selbstverständlich ist auch der Original Track von Lisa Miskovsky mit auf der Scheibe, der mir persönlich am besten gefällt.
Trainings - Parkour
Als erstes führt uns eine nette Dame durch ein kleines Trainings Tutorial, das uns mit den Möglichkeiten von Faith vertraut macht. Das ist auch für Ungeübte zwingend erforderlich, da dass sexy Girly so einiges auf Taschen hat. Wer schon ein paar Sitzungen Guitar Heros hinter sich hat, wird seine Fingerfertigkeiten hier gut zum Einsatz bringen können. Die Tastenbelegung ist gut, erfordert aber einige Übungsminuten, oder -stunden; je nach dem wie man sich anstellt.
Der erste negative Punkt auf der Liste sei gleich zu Beginn erwähnt: Nachdem ich in den Optionen erstmal alles auf das Maximum stellen wollte, musste ich feststellen das mir das Spiel eine maximale Auflösung von 800x600 Bildpunkten aufgezwungen hat. Das geht mal gar nicht, denke ich mir, doch mehr ließ sich nicht einstellen (hier müsste jetzt wohl ein "Spenden"-Link eingebunden werden). Etwas traurig über diese Degradierung füge ich mich den Vorgaben und lass Faith erstmal losrennen.
Run Faith Run
Als erstes muss ich einen Koffer überbringen. Da dies mein Job ist, zicke ich auch nicht lange rum und erledige dies so schnell wie möglich. Als Schwierigkeitsgrad hab ich zu Beginn den normalen ausgewählt, schließlich möchte ich nicht gleich auf Progamer machen. Wer einen von den beiden leichten Schwierigkeitsgraden, leicht und normal durchgespielt hat, kann damit den schweren freischalten. In normalen Modus bekomme ich durch rote Markierungen von Objekten Hilfestellungen, nach denen ich mich richten kann. Das finde ich auch klasse gemacht, da in all dem weiß mir so mehr Übersicht verschafft wird. Faith sprintet los und intuitiv finde ich auch meinen Weg über die Dächer. Das Mädel kann wirklich viel und wie ich mich bewege, bleibt im Grunde mir überlassen. In den meisten Fällen. Je länger ich mich durch die Gegend hechel um so besser komme ich mit der Steuerung zurecht.
An manchen Stellen aber haben die Entwickler vergessen Moveevents einzubauen. Denn da wundert es mich, dass ich auf Gebäude springen kann, die fast doppelt so hoch sind wie ich groß bin, und dann wiederum kleinere Hindernisse einfach nicht bekletterbar sind. Ansonsten ist die Stadt weitestgehend frei begehbar. Kommt man dennoch an Stellen einfach nicht heran, so gibt es nach kurzem Check der Lage meistens doch eine Möglichkeit. Das gefällt mir zunehmend immer besser, da ich Faith auch so langsam im Griff habe, probiere ich dann hin und wieder andere Wege aus. Die ersten Schritte in der Stadt sind noch überlegt und geplant. Der Blick schweift über den Horizont. Dafür bleibt später keine Zeit mehr. Dann hetze ich nur noch über und unter den Hindernissen vorbei. Besonders schlimm wird es, wenn mir Ordnungshüter am Hintern kleben, denn egal wo ich hinrenne oder versuche eine Deckung zu finden, sie finden mich und just gibt es eine ungewollte Bleifüllung. Dies erschien mir etwas unrealistisch zumal ich auch gerne eine kleine Pause eingelegt hätte um virtuelle Luft zu schnappen, aber in Anbetracht, der Totalüberwachung innerhalb der Stadt, mag es sein, das den Cops nichts entgeht. Wenn es dann doch mal unausweichlich ist, so einem Wichtigtuer die Leviten zu lesen, klappt das wunderbar dank der hervorragenden Steuerung. Ich kann dem Typen die Waffe aus der Hand treten oder ihn einfach über die Kante in die Tiefe schicken. Sollte der Fall eintreten, dass ich die verlorene Wumme des in Pension getretenen Bullens finde, wird die einfach per rechter Maustaste aufgehoben und mit der linken Maustaste benutzt. Wer denkt, sich hier den Weg einfach freischießen zu können, irrt und zwar gewaltig. Auch wenn es gelingt ein bis zwei Gegner ins Reich der Toten zu befördern, so langt es für den Rest der Kameraden nicht mehr. Flucht ist eine gute Option, und nicht mal die schlechteste. Hier bewährt sich mal wieder die hervorragende Steuerung von Mirror´s Edge.
1001 Tode
Wie schon erwähnt, ist die intuitive Wegfindung eine der Stärken des Spiels. Doch sie ist zugleich auch eine der Schwächen. Allzu oft läuft das Ganze auf eine Trial and Error Situation hinaus. Erschwerend kommt hinzu, das es nur eine Auto Save Funktion gibt, die das Spiel vorgibt und somit gemeisterte Moves wiederholt werden müssen. Die Speicherpunkte an und für sich, sind nicht mal schlecht platziert. Jedoch in einigen Fällen, fand ich mich an einem Punkt wieder, den ich gerne nicht zehn mal wiederholt hätte. Doch vorweg: das Spiel bekommt seine Gesamtspielzeit ordentlich angehoben, gerade durch diese viel zu oft ins Leere springende Faith. Meist bleibt gar nicht die Zeit, zu schauen wo es lang gehen könnte, Faith rennt einfach. Wenn ich dann fünf mal das Zeitliche gesegnet habe, hab ich am Ende den richtigen Absprung gefunden. Man muss seine Stadt schon kennen, das steht mal fest.
Die Story, wenn ich sie so bezeichnen darf, wird langsam vorangetrieben. Faith Schwester Kate steckt in Schwierigkeiten und ich soll ihr zu Hilfe eilen. Auch wenn ich schon lange keinen Kontakt zu ihr hatte, versteht es sich von selbst, das ich nicht zögere. Wie auch, ansonsten könnte ich auch gleich das Spiel beenden. Kate ist in einem Mordfall verwickelt und wird erstmal pauschal verhaftet, mir gelingt natürlich die Flucht, also nicht gleich, aber nach unzähligen Anläufen. Mercury weist mich derweil in die Geschehnisse ein und erteilt mir neue Anweisungen. Durch kleine Zwischensequenzen, die vollständig Trickfilm animiert sind, erfahre ich endlich mehr über das Spielgeschehen.
Das Spiel
Mit Mirror´s Edge ist Dice ein grandioses Spiel gelungen, es bietet eine innovative Spielidee, ein unglaublich schönes Design mit einem einzigartigen Stil. Das Setting wirkt glaubhaft und die Physik ist realistisch umgesetzt. Das sich das Spiel dennoch nur schwer verkaufen lässt, liegt wohl an der Ungewöhnlichkeit und dem neu erfundenen Genre. Die Käufer tun sich schwer mit diesem neuen Produkt, aber zu unrecht denn Faith und ihre Spaziergänge bieten sehr gute Unterhaltung. Die musikalische Untermalung, die im Spiel zwar etwas zu kurz kommt, aber schon vor dem Release mehrere 100.000 Downloads aufzuweisen hatte, spricht für sich.
Was den Entwicklern vorzuwerfen wäre, ist die magere Story und die etwas eintönigen Aufträge im Verlauf des Spieles. Mehr Abwechslung und einen interessanteren Plot hätten aus Mirror´s Edge einen Top Titel machen können. Nicht das es kein gutes Spiel ist, das steht außer Frage. Denn im Grunde stimmt vieles und die Liste der Mängel, ist eher subjektiver Natur. Fakt ist, das man einen Faible haben muss für Trickjump Einlagen und schnellen Bewegungen, die ihren Reiz erst in den Kombinationsmöglichkeiten voll ausreizen.
Der Sound, mal vom genialen Titel Track von Lisa Miskovsky abgesehen, ist dagegen einer der größten Kritikpunkte, die ich anzubringen habe. Getestet habe ich die deutsche Version, die leider lieblos – und ganz im Gegensatz zum Rest des Spiels –, aufgesetzt und deplaziert daher kommt. Der Sound ist nicht aufdringlich schlecht, eher mittelmäßig und belanglos. Der ständige Hinweis von Mercury, das ich meinen Arsch bewegen soll, ist nett gemeint. Nur wenn ich einen Part einfach nicht gebacken bekomme, würde ich ihm am liebsten einen Zahnarztbesuch bescheren.
Die Dialoge waren teilweise sehr unverständlich, da die Hintergrundkulisse viel zu laut in den Vordergrund drang. Auch einige Einstellungen in den Optionen bescherte keine Besserung.
Auch wenn die Sprachausgabe nicht so schlecht ist wie zur Zeit in einigen Kinofilmen, so kann sie dennoch nicht überzeugen. Das ist natürlich schade, da gerade sie der Träger von Emotionen ist. Hätte der Entwickler einige Euros mehr investiert, hätte ich mir diese Zeilen sparen können.
Fazit
Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass Dice den Erwartungen gerecht geworden ist. Das was der Entwickler versprochen hat, wurde solide bis sehr gut umgesetzt. Mirror´s Edge ist ein unglaubliches Spieleerlebnis, das einem vielleicht nicht einen neuen Blick auf die Dinge beschert, aber dennoch eine gute Zeit vor dem Monitor verspricht. Wer gut mit diesem Mix aus Jump & Run und Ego-Shooter zurecht kommt, hat einen Heidenspass. Spieler die mit kleinen Frustmomenten nicht umgehen können, denen könnte der Titel negativ in Erinnerung bleiben. Es bleibt zu hoffen, das so große Publisher wie Electronic Arts, weiterhin Spiele entwickeln, die nicht dem Mainstream entsprechen, aber dennoch innovativ und so stylisch daher kommen.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.
KommentareInhalt:Kommentare
8
Stonejk10.11.09 00:58
Auch wenn es vielleicht Spaß macht von Kiste zu Kiste und Haus zu Haus zu springen ist der "Ich bin ein Runner"-Effekt bei mir nicht aufgetreten...das Spiel ist nach kurzer Zeit wieder in der videothek gelandet....hatte mir mehr vom Spiel erwartet..
Erstellt von nilius
Zuletzt online: 51 Sekunden
Kategorie:
Test
Veröffentlicht
Aktualisiert
14. 02. 2009 um 17:05
14. 02. 2009 um 17:05
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