Kratos kehrt zurück!
God of War 4 - Article - Kratos kehrt zurück!
God of War 4
11.05.18 15:24 Test
Der Gott des Krieges kehrt nach 5 jähriger Abstinenz zurück aus dem vermeintlichen Totenreich. Ein Comeback, welches vor allem nach dem Ende des dritten Teils der God of War-Reihe lange in den Stern ...
Ganze fünf Jahre mussten sich die Fans der epischen Action-Adventure-Reihe "God of War" gedulden, um mit dem Gott des Krieges Kratos wieder in die Schlacht zu ziehen. Mit dem 2013 erschienenen Prequel "God of War: Ascension" untermauerte Sony auf inhaltlicher Ebene die bis dato abgeschlossene Trilogie der Reihe, machte aber rein technisch keinen großen Sprung nach vorne. Dabei glänzt die Geschichte um Kratos geradeso vor technischer Raffinesse und nutzte stets auf eindrucksvolle Weise die Möglichkeiten der jeweiligen Konsolengeneration. So auch God of War 3, welches 2015 drei Jahre nach Erstveröffentlichung (damals noch auf der PS3), nun auch auf der PS4 mit einer Remastered Edition überzeugen konnte. Fans der Reihe durften im überarbeiteten HD-Gewand den Kampf gegen Zeus, Kronos und andere Götter bestreiten, mussten sich auf inhaltlicher Ebene aber mit dem Altbekannten vergnügen. Denn nicht nur die Sehnsucht nach brutalen und monumentalen Kampfszenarien, sondern allen voran das Ende des dritten Teils, welches nach wie vor für Gänsehaut-Momente sorgt, ließen die Herzen der Zocker-Gemeinde im Januar dieses Jahres höherschlagen. Sony brach das Schweigen und kündigte den endgültigen Release-Termin für den neuen Teil an.

Kratos kehrt zurück und hat seinen Sohn, ein neues Kampfsystem und einen grundlegenden Tonartwechsel im Gepäck. Ein in die Jahre gekommener Kratos, der sich nun mit den Aufgaben des Vaterdaseins konfrontiert sieht – die angekündigten Neuerungen sorgten für viel Skepsis und Argwohn in der Fangemeinde. Die Angst vor zurückhaltenden Kämpfen, einem verweichlichten Kratos und einem enormen inhaltlichen Tapetenwechsel machte sich breit und Fans sahen die Grundpfeiler der God of War-Reihe bedroht. Doch schon wenige Tage nach Veröffentlichung lässt sich sagen: Kratos ist zurück und das so eindrucksvoll wie noch nie! Warum? Der folgende Test bringt Licht ins Dunkel!

Die Aufgaben eines Vaters

Den wohl mutigsten und gleichzeitig eindrucksvollsten Sprung macht God of War 4 bei der Geschichte. Nach dem Tod seiner Frau sieht sich Kratos in der Pflicht, ihr ihren letzten Wunsch zu erfüllen und ihre Asche auf den höchsten Gipfel der Welten zu bringen. Ihr letzter Wunsch wird somit zur ersten gemeinsamen Reise von Kratos und seinem Sohn Atreus, den Kratos distanziert „Junge“ nennt. Früh zeigt sich, dass die Reise gefährlicher wird, als gedacht, denn das Zusammentreffen mit einem Fremden, der Kratos nicht gerade wohlgesonnen ist und dem vermehrten Auftreten von Hel-Läufern lässt Schlimmes vermuten. Die Vater-Sohn-Beziehung avanciert schnell zum Kernstück des Spiels und grenzt sich aufgrund starker menschlicher und gefühlsvoller Aspekte enorm von seinen Vorgängern ab. Die Beziehung der beiden Figuren schafft es mit Hilfe eindrucksvoller audiovisueller Unterstützung und inhaltlicher Raffinesse eine ungewohnte, packende narrative Tiefe zu etablieren, die vor allem im Vergleich zu den Vorgängern der Reihe vergeblich Seinesgleichen sucht. Nicht nur durch Cutscenes, sondern vor allem durch scheinbar nebensächliche Dialoge während des Spielgeschehens wird die Vater-Sohn-Beziehung ausgeschmückt und mit Konflikten ausgestattet. So überzeugen viele ruhige Momente vor allem auf emotionaler Ebene und bilden ein Gegenstück zu den immer noch zu Hauf vorkommenden, actiongeladenen Kampfsequenzen.

Diese inhaltliche Neuorientierung bringt viele Vorteile mit sich. Zum einen zeigt sich ein bisher ungewohnter Kratos, der scheinbar vergebens versucht, seine grausamen Taten und Schrecken der Vergangenheit abzuschütteln um der Vaterrolle gerecht zu werden. Zum anderen werden auch Spieler, die keine Erfahrung mit den Vorgängern haben (welche an dieser Stelle trotz allem aufgerufen werden, dies unverzüglich nachzuholen) inhaltlich reibungslos in das Geschehen integriert. Selten wurde eine Vater-Sohn-Beziehung dermaßen eindrucksvoll in einem Videospiel behandelt und setzt somit vor allem im Bereich der Action-Adventure neue Maßstäbe. Toll geschriebene Dialoge und eine überragende deutsche Synchronisation dürften für den ein oder anderen Gänsehautmoment sorgen. Erwähnenswert ist auch die Kamera, welchen großen Anteil an der emotionalen Eingebundenheit hat. Während des gesamten Geschehens wird kein einziges Mal geschnitten und die Kamera befindet sich in unmittelbarer Nähe zu den Hauptcharakteren und fängt somit auch in den emotionalsten Momenten die Mimik und Gestik der beiden Figuren ein, wodurch ein einzigartiges „Mittendrin-Gefühl“ entsteht, was auch in den Kampfsequenzen zu begeistern weiß.
Mach Kratos nicht sauer!

Ein Aspekt, welcher nicht überarbeitet, sondern direkt komplett neu aufgelegt wurde ist das neue Kampfsystem. Dieses kommt um einiges strategischer daher, als man es von den Vorgängern gewohnt ist, welche vor allem durch den „Hau drauf“- Aspekt für Unterhaltung sorgten. Denn kein wildes Knopfdrücken á la Tekken (auch wenn hier erfahrene Tekken-Spieler vermutlich widersprechen werden), sondern vielmehr ein taktisches Wählen der Angriffsvarianten sind nun gefragt. Aber keine Angst, den epischen Massenkämpfen tut dies keinen Abbruch. Allen voran die neue Leviathan-Axt nimmt hierbei eine entscheidende Rolle ein. Nicht nur mächtige Axthiebe im Nahkampf, sondern auch Angriffe im Fernkampf können mit der Leviathan-Axt vollführt werden. Denn wie der Hammer von Thor lässt sich auch die Axt wieder zurückrufen, sobald sie einmal geworfen wurde. Diese Ähnlichkeit ist kein Zufall, denn die Schmiedebrüder Brok und Sindri, die für Kratos Axt verantwortlich sind, haben ebenfalls Thors Hammer entworfen.

Hinzu kommt die Unterstützung von Kratos Sohn Atreus, der dir auf deinen Befehl hin mit Pfeil und Bogen im Kampf zur Seite steht. Ein umfangreiches Levelsystem eröffnet Unmengen an neuen Angriffsmöglichkeiten, die es zu erlernen gilt. Jeder Angriff hat seine eigenen Vor- und Nachteile und ist für jede Gegnerart unterschiedlich gut geeignet. Somit findet nicht nur auf, sondern auch vor dem Bildschirm mit andauerndem Spielgeschehen eine Entwicklung statt, da die neu freigeschalteten Angriffe erlernt werden müssen und sich erst nach einer Eingewöhnungsphase in den Spielfluss integrieren. Was jedoch alle Attacken miteinander verbindet, ist die immense audiovisuelle Wucht, die schon beim kleinsten Faustschlag spürbar wird. Bombastische Kamerafahrten und knallende Sound verleihen dem Spielgeschehen einen dermaßen epischen Charakter, der auch nach etlichen Spielstunden nicht an Wirkung verliert und das Zerschmettern und Prügeln, wie soll es auch anders sein, zu einem absoluten Genuss macht. Es darf also getrost jegliche Skepsis bezüglich des neuen Kampfsystems abgelegt werden, denn ich Sachen Action und Inszenierung steht der vierte Teil seinen Vorgängern in keiner Weise nach und zaubert auch 2018 ein absolutes Feuerwerk auf die Bildschirme.

So schön wie noch nie

Visuell überzeugt God of War 4 in allen Belangen und lässt Kratos eindrucksvoll auf der neuen Konsolengeneration ankommen. Schon die Darstellung der beiden Hauptcharakteren Kratos und seinem Sohn Atreus zeigt sich, mit wie viel Liebe zum Detail gearbeitet wurde. Kratos Körper ist von den Narben der Vergangenheit übersät und er ist sichtlich in die Jahre gekommen, trotz allem versprüht der Gott des Krieges eine unglaubliche Präsenz und Stärke, die audiovisuell in jedem Moment spürbar ist. Jede Bewegung, ob bei Kletterpassagen oder während den Kämpfen, trotzt vor ungemeiner Bildgewalt und macht God of War 4 zu einem der eindrucksvollsten Spielerlebnisse der letzten Jahre. Doch nicht nur Kratos, auch Atreus sorgt in seiner Darstellung für Begeisterung. Viele kleine Details geben Atreus eine enorme individuelle Ausstrahlung, die vor allem in seinen ruhigeren Momenten große Wirkung hat. Fragen über seine Vergangenheit, seine Beziehung zu seiner Mutter und zu Kratos werden durch das Charakterdesign eröffnet und im Laufe des Spieles beantwortet.

Auch das Gegnerdesign beeindruckt und erinnert in manchen Teilen an die grandiose Macht- und Größendarstellung aus Shadow of the Colossus, wobei God of War in Sachen Variation und Abwechslung ein weitaus größeres Register an Gegnerdesign und Gegnertypen vorzuweisen hat. Diese variieren vor allem zwischen den neun verschiedenen Spielwelten, die es während der Reise zu durchreisen gilt. Die Spielwelten unterscheiden sich optisch und spielmechanisch deutlich voneinander. Von erdähnlichen Szenarien bis hin zum träumerischen Himmelsettings – für Abwechslung ist gesorgt. In jeder Welt können Verbesserungen und Artefakte gefunden werden, welche Kratos spürbar stärker machen. Einziger Kritikpunkt – die meiste Zeit befinden sich Sammelobjekte in Truhen, die in geheimen Ecken der Welt verteilt sind. Große Abwechslung bei der Suche nach versteckten Inhalten ist also leider nicht gegeben, da sich die Truhen die meiste Zeit extrem leicht finden lassen und nur von einfachen Rätseln umgeben sind. Ansonsten lässt sich bezüglich der Grafik und der Spielwelt aber nichts Negatives sagen.

Genauso verhält es sich mit der Audioebene. Ein großartiger, geradezu monumentaler Soundtrack passt sich perfekt dem Spielgeschehen an – in actiongeladenen Kampfsituationen, als auch in den stillen Momenten. Durch das durchgängige Spielgeschehen, welches wie schon angesprochen ohne einen einzigen Schnitt auskommt, greifen Cutscenes unmittelbar in den Spielfluss und lassen Gameplay, Story und Darstellung auf extrem raffinierte Weise miteinander verschmelzen. Vor allem bei den Bosskämpfen zeigt der vierte Teil der God of War-Reihe seine gesamte spielerische und cineastische Pracht. God of War 4 entwickelt sich zu einem 25 stündigem, spielbaren Epos mit ungemeinem Charakterbezug und großen Momenten, die noch lange andauern und ihre Wirkung zu keinem Zeitpunkt verfehlen. Gänsehaut garantiert!
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von Rufus
Zuletzt online: 3 Jahre 8 Monate
Kategorie:
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11. 05. 2018 um 15:24
11. 05. 2018 um 15:24
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