Ein (fast) perfekter Zirkus
F1 2010 - Article - Ein (fast) perfekter Zirkus
F1 2010
16.10.10 09:53 Test
Mit F1 2010 hat Codemasters seit langer Zeit wieder ein Rennspiel veröffentlicht, bei dem der Formel 1 Zirkus im Mittelpunkt steht. Dieses enthält alle offiziellen Fahrer, Teams und Strecken der aus ...
Ähnlich wie bei Dirt 2, welches im letzten Jahr ebenfalls bei Codemasters erschienen ist, dient auch hier als erste Anlaufstelle ein Wohnwagen/Trailer. Von dort aus gelangt man zu allen wichtigen Optionen, die die Karriere betreffen. Gleich vor der Tür befindet sich das Fahrerlager, das sich neben dem beherbergen von aufdringlichen Presseleuten und einigen Boxenludern, in erster Linie dem Zeitfahren und dem Mehrspielerpart des Titels widmet.

Apropos Presse. Nett in Szene gesetzt ist die Einführung ins Spiel. Diese wird nämlich via Pressekonferenz eingeleitet, in der man der Sportwelt als neuer Fahrer vorgestellt wird. Leider entlarvt diese Show sogleich das, was einem im Laufe des Spiels häufiger begegnen wird: zahlreiche kleine Macken. Der zur Auswahl stehende Herkunfts-Kontinent "Australasien" und der eingegebene Fahrername, der danach durch einen vorgegebenen Spitzname ersetzt werden muss, machen hier nur den Anfang.

Um sich in das Herzstück des Titels, also dem Karriere-Modus, zu stürzen, muss man sich zuerst für die Dauer seiner angestrebten Laufbahn entscheiden. Je nachdem, wie lange diese ausfallen wird, stehen einem mehr oder weniger Boliden/Teams zur Auswahl. Fällt die Wahl auf bekannte Teams ala BMW; Mercedes & Co, sind die damit zu erreichenden Ziele, sprich Platzierungen, umso höher gesteckt. Aber egal für was man sich anfangs auch entscheidet, letztendlich zählt später nur, wie gut man sich bei der Jagd nach Sekunden auf den Rennstrecken dieser Welt schlägt. Obwohl, gelegentlich kann es auch mal passieren, das diese Aussage außer Kraft gesetzt wird, nämlich wenn der Kollege „Bug“ am Zeitmesser sitzen sollte. So konnte ich mich zum Beispiel bei einem meiner ersten Rennen über eine doch recht unerwartete Platzierung erfreuen. Obwohl mir die karierte Flagge erst als 24ster entgegen geschwenkt wurde, und das beschämender Weise zu Recht, brach die komplette Tabellenrechnung zusammen und ernannte mich kurzerhand zum Sieger des Rennens.

Leider ist „der Bug“ aber nicht immer mit einem, wie ein anderes Beispiel belegen kann. In diesem Fall wurde ich während des Rennens via Funk in die Boxengasse beordert, um den erforderlichen Reifenwechsel durchzuführen. Bei diesem STOP geht es bekanntlich um jede Sekunde. Schlecht, wenn man sich in dieser Situation hinten anstellen muss, weil urplötzlich der eigene Teamkollege vor einem abgefertigt wird. Glücklicherweise traten solche Ereignisse wirklich nur selten auf, und ließen den Spielspaß somit nicht ganz in den Keller rutschen. Daher nun zu den eher erfreulichen Dingen und Schluss mit dem „Geweine“, denn das Rennspiel weiß durchaus auch zu gefallen.

Was Rennstrecken, Fahrverhalten und Steuerung betrifft, sucht F1 2010 nämlich derzeit noch seinesgleichen. Den Strecken nimmt man es sofort ab, dem Original detailgetreu nachempfunden zu sein. Die F1 Boliden liegen buchstäblich wie ein Brett auf der Piste und lassen sich problemlos steuern. Nicht zu vergessen der nervige, aber einmalige, Motoren-Sound, welcher sich ebenso ins Gehör nagt, wie bei den großen Vorbildern. Ebenfalls gelungen bzw. sehenswert ist im Großen und Ganzen auch die Grafik des Spiels. Vor allem in Situationen und Einblendungen, in denen man die Rennwagen in ganzer Pracht präsentiert bekommt, beweist eindrucksvoll, dass die F1 Lizenz bei Codemasters schon in den richtigen Händen liegt.

Um die neu gestartete F1-Rennspielserie zu etablieren, die den Namen Simulation wirklich verdient hat, muss aber noch reichlich Arbeit investiert werden. So fehlt diesem noch einiges an Atmosphäre. Momentan kommt das Feeling eines großen Events noch nicht wirklich herüber. Das Vorfahren eines Safetycars und eine prunkvolle Siegerehrung möchten im nächsten Teil doch bitte mit im Karrieremodus enthalten sein. Auch das stets alle gestarteten Wagen immer das Ziel erreichen, lässt eine Simulation nur schwer erahnen. Und das in der Produktbeschreibung angepriesene einzigartige Schadensmodell, ist momentan einfach nur ein müder Witz.

Was eingefleischte Rennspielfans betrifft, wartet der Titel jedoch mit zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten auf, um das Fahrzeug-Setup exakt abzustimmen. Aber auch Einsteigern wird es leicht gemacht, die sich jene Arbeit von bereits vorgegebenen Setup-Paketen abnehmen lassen können. Dies findet vorwiegend in der Garage (Boxengasse) statt, wo alle Vorbereitungen fürs Training, Qualifying und dem entscheidenden Rennen zusammen laufen. Die einzelnen Menü-Pfade, die sich über Garage, Trailer und Fahrerlager erstrecken, wirken auf den ersten Blick zwar etwas unübersichtlich, erschließen sich einem nach diversen wechseln zwischen Single- und Multiplayer recht schnell.

Möchte man der unberechenbaren KI des Karriere-Modus entfliehen, stehen einem die Optionen Zeitfahren und Multiplayer zur Verfügung. Obwohl ersteres den Eindruck erweckt, man könne Koop im Splitscreen gegeneinander um beste Zeiten fahren, ist dies leider nicht so. Auch hier wurde, wie so häufig bei Rennspielen, auf einen geteilten Bildschirm verzichtet. Stattdessen beschränkt sich das Zeitfahren lediglich darauf, nacheinander einzeln seine Runden zu drehen. Entweder an einer Konsole oder via Ghostcars, die man sich von anderen Fahrern aus einer Bestenliste herunterladen kann.

Im Multiplayer selbst, bekommt man durchaus schon einiges an Möglichkeiten geboten. Wahlweise können die Spielmodis wie Sprint, Pole Position, Ausdauer und Grand Prix mit anderen Spielern weltweit und mit Xbox Live Freunden absolviert werden. Wer in Sachen Frust schnell das Taschentuch zückt, sollte sich eventuell für seine Freunde entscheiden, da es in den öffentlichen Rennen doch äußerst hart und wenig motivierend zur Sache geht. Die Online-Rennen laufen in den allermeisten Fällen nämlich so ab: 12 Spieler joinen einer Online-Party, drei verlassen das Game bereits nach der Startplatzvergabe, drei weitere nach einem misslungenen Start und ein bis zwei Spieler, meist die auf den hinteren Plätzen, werfen mitten im Spiel das Handtuch. Somit enden die Rennen zu meist mit nur einer Hand voll Spielern. Der Höhepunkt eines jeden Rennens, ist jedoch die erste Kurve nach dem Start. Würde das vom Entwickler angepriesene einzigartige Schadensmodell wirklich funktionieren, wäre das Rennen dort bereits für 80 Prozent der Spieler vorbei. In diesem Moment zählt keinerlei fahrliches Können. Fans von Fahrgeschäften ala Autoscooter sind dabei klar im Vorteil.

Das Verhalten zahlreicher Spieler kann man dem Entwickler nicht ankreiden, dafür aber das relativ nutzlose sammeln von Erfahrungspunkten. Jene werden lediglich als Zahl/Online-Rang hinter dem Nicknamen angezeigt. Vielleicht könnte ein System mit Auszeichnungen, Boni sowie eine interne, in verschiedene Klassen unterteilte Ladder viele Spieler eher dazu bewegen, die angefangenen Rennen auch bis zum Ende durchzuhalten bzw. mehr Motivation an den Tag zu legen. Mit dem aktuellen System wird sich dies in nächster Zeit jedenfalls kaum ändern. Positiv ist allenfalls noch hervorzuheben, dass die Spieler innerhalb einer gestarteten Session-Party auch für weitere Rennen zusammen bleiben können. Hat man also das Glück, mal in eine Session mit relativ sportlichen Spielern zu rutschen, kann man mit diesen auch gleich mehrere Rennen absolvieren.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

KommentareInhalt:Kommentare

Lord|Schirmer16.10.10 15:46
An sich ist das Game nicht schlecht, aber dass gewisse Flair fehlt. Keiner der eine Positionstafel am Streckenrand zeigt oder ein blaue Flagge schwingt und wie auch schon geschrieben wurde die Siegerehrung vergessen. Im ungünstigsten Fall steht man an der Box und wird nicht mehr rausgelassen, weil noch 10 andere Boliden vorbei wollen. Gut ist der Regeneffekt!
Seb6616.10.10 16:29
Stimme euch beiden voll zu. Auch ist der lustige Zeitbug nicht schlecht. :) Du bist noch erster und über der Linie wieder weit abgerutscht. Habe es nur einmal bei einem Regenquali geschafft auf Pole zu kommen und dann aber mit 10 Sek vorsprung. Mittlerweile gibt es übrigens für fast alle Bugs eine Communitylösung. :)

Also wie bei einigen anderen Spielen muss die Community wieder helfen.
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Erstellt von LidoKain
Zuletzt online: 9 Jahre 3 Monate
Kategorie:
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Aktualisiert
16. 10. 2010 um 09:53
16. 10. 2010 um 09:53
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