Mühsam nährt sich das Eichhörnchen
Dragon's Dogma - Article - Mühsam nährt sich das Eichhörnchen
Dragon's Dogma
18.06.12 17:59 Test
Wie spielt sich das neue Open-World Action Rollenspiel Dragon's Dogma von Capcom denn nun eigentlich genau? Wir haben uns die Mühe gemacht und sind ins Abenteuer gezogen. Was wir dabei erlebt haben u ...
Das sich Action-Rollenspiele immer noch größter Beliebtheit erfreuen, haben uns erst kürzlich wieder die Mass Effect - sowie die The Elder Scrolls Spielreihe mit ihren aktuellen Titeln bewiesen. Jene sind unter den Spielern natürlich schon etabliert und haben es so um einiges leichter, eine gewisse Käuferschaft um sich zu scharen. Mit seinem brandneuen Dragon’s Dogma versucht nun auch Capcom einen Fuß in diese begehrte Genre-Tür zu bekommen und hat dazu keine geringeren als die Schöpfer von Resident Evil 4 und Devil May Cry 4 ins Studio geschickt. Was dabei letztendlich heraus kam ... wir werden sehen.


Der erste Eindruck nach dem Start des Titels lässt sich am besten als eine Mischung aus Enttäuschung und Verwirrtheit beschrieben. Statt wie gewohnt, erst mal mit eine kurze Einführung bzw. Vorspann oder auch auf dem Charakter-Editor zu treffen, wirft uns der Entwickler hier sofort mitten ins Geschehen. Keine erklärenden Worte, kein Tutorial. Aber keine Angst, dieses Rätsel wird nach einen relativ einfachen und kurzen Bosskampf dann auch schon gelüftet. Bei den ersten Spielszenen handelt es sich nämlich nur um die Vorgeschichte von Dragon’s Dogma. Danach fügt sich auch dieses Spiel wieder in den normalen Ablauf eines Action-Rollenspiels ein. Somit gibt es auch hier einen Videoeinspieler sowie die Möglichkeit seinen individuellen Held zu erstellen.

Der Anfangs erwähnte Schreck ist übrigens der Grafik geschuldet. Wovon sich aber niemand abschrecken lassen sollte. Dies bezieht sich in erster Linie gewissermaßen nur auf die vorgefertigten Videosequenzen, welche leider mit keinem anderen aktuellen Spiel mithalten können und wirklich recht bescheiden daherkommen. Ist man es doch heutzutage eher anders herum gewohnt, sprich pompös inszenierte Videoeinspieler, dafür aber eine enttäuschende Ingame-Grafik. Nun ja, die Entwickler bei Capcom ziehen ihr Pferd genau entgegengesetzt auf.


Hat man sich seinen Helden zusammengebastelt, wird kurz darauf ein erstes Feature enthüllt, welches in diesem Genre eher selten anzutreffen ist. Neben dem individuellen Zusammenstellen des Hauptcharakters, darf man bei Dragon’s Dogma auch bei seinem Begleiter persönlich kreativ werden. Bei jenem sollte man bisweilen sogar noch etwas mehr aufs Äußere achten, da man seinen Vasallen, wie hier die Mitstreiter genannt werden, auch online an andere Spieler verleihen kann. Womit wir auch schon, meiner Meinung nach, beim wichtigsten Feature dieses Spiels wären. Jenes gestaltet sich jedoch um einiges umfangreicher, wenn man bedenkt, dass man obendrein zwei weitere Vasallen in seine kleine Gruppe mit aufnehmen darf, welche dann wiederum von anderen Dragon’s Dogma Spielern erstellt wurden. Natürlich geht dieses nicht zu jeder Zeit und an jedem Ort, sondern Bedarf spezieller Plätze, an denen ein sogenannter Rift-Stein vorzufinden ist. Nur an diesen Orten kann man die Rift-Ebene betreten und sich anhand einer einfach zu handhabenden Suchmaske sein Kampf-Trupp zusammenstellen.

Dabei gibt es Klassen-technisch keinerlei Vorgaben. Je nach Lust und Laune darf man daher zwischen den bekannten Klassen wie Magier, Krieger, Bogenschützen & Co. wählen. Dank einer besonderen Rift-Währung, welche man während seiner Abenteuer erhält, kann man dabei sogar auf Klassen zugreifen, die im Level um einiges höher stehen als man selbst. Und ist man derweilen mal nicht so zufrieden mit seiner Auswahl, kann der Vasalle am nächsten Rift-Stein auch wieder gegen einen anderen ausgetauscht werden. Natürlich immer mit einem kleinen Geschenk und besten Wünschen an seinen Erschaffer zurück, sofern man dies möchte bzw. man eine gute Kinderstube genoss.
Für alle diejenigen unter euch, die leider noch Offline mit ihrer Konsole unterwegs sind, stellt Capcom alternativ eine computergenerierte Riege an Kämpfern in den Rift-Portalen zur Auswahl.
Im Open-World-Szenario von Dragon’s Dogma kreuzen aber auch einzelne Vasallen hin und wieder euren Weg und können schlicht von der Straße weg rekrutiert werden.

Es kommt aber noch besser. So verfügt jeder Vasalle auch über ein eigenes großzügiges Inventar-Menü. Demnach spielt das Überladen in diesem Titel keinerlei wesentliche Rolle mehr, da die Vasallen selbst mitsammeln und man die Gegenstände untereinander auch austauschen kann. Wäre dies nicht so, würde man auch schnell in Bedrängnis geraten, da das Sammelgut hier fast Diablo-mäßige Züge vorweist. Jetzt noch speziell auf alle Varianten in Sachen Ausstattung, Fertigkeiten, Verbesserungen usw. einzugehen, würde ganz schnell den Rahmen sprengen. Grob gesagt, kann man damit schon die Hälfte seiner kompletten Spielzeit verbringen. In diesem Punkt können Blockbuster-Titel wie oben genannt, bei weitem nicht mithalten.

Bevor ich auf die etwas weniger erfreulichen Dinge zu sprechen komme, noch ein paar Worte zum durchaus positiven Kampfsystem. Obwohl dabei manchmal die Übersicht etwas flöten geht, gestalten sich die Schlachteinlagen durchaus passabel. Das Handling der einzelnen Schwerter, Bögen etc. fühlt sich wirklich gut an und lässt sich auch steuertechnisch perfekt umsetzen. Vor allem wenn Zauberer mit an Bord sind, darf man sich auf toll in Szene gesetzte Kampf-Effekte freuen. Nicht zuletzt die Möglichkeit auf große Bossgegner zu kraxeln und ihnen von “dort oben” aus zuzusetzen, verleihen dem Spiel schon eine ganz besondere Note. Da die Vasallen ihren zugeordneten Kampf-Fertigkeiten automatisch nachgehen, kann man sich im Schlachtgetümmel ganz dem eignen Charakter widmen. Außer man muss vielleicht mal einen Vasallen wiederbeleben oder lässt ihnen einen speziellen, für diesen Kampf dringend benötigten, Gegenstand zukommen.


Nun zu den angekündigten Negativ-Punkten, welche den ansonst recht flüssigen Spielspaß gelegentlich ausbremsen. Als erstes darf man sich oder besser gesagt, muss man sich, auf noch reichlich vorhandene Bugs einstellen. Als Beispiel sei hier nur ein Questgeber genannt, der in guter Bolt-Manier geschwind das Weite suchte, anstatt seinen Auftrag zu übermitteln. Ein anderes mal verschaffte mir ein kurzer Treppensturz den Sieg über einen Bossgegner. Hinzu gesellen sich obendrein noch ständig vor einem aufploppende Gegner und Spielwelt-Elemente, Vasallen die sich ständig auf alles stürzen was nicht bei drei auf den Bäumen ist und extrem lange Laufwege zu den einzelnen Aufträgen hinzu. Letzteres bessert sich erst im späteren Verlauf des Spiels, wenn man sich sogenannte Reisesteine kaufen kann, welche einem im Handumdrehen nach Gran Soren bringen, dem Dreh- und Angelpunkt der Spielwelt. Bis dahin ist es aber vorerst ein wahrlich mühsamer Weg. Hinzu kommt nämlich noch, dass der Schwierigkeitsgrad recht hoch angesetzt ist und die Gegner keineswegs immer dem eigenen Level angepasst unterwegs sind. Und auf jene trifft man dann noch alle drei Minuten, auch auf den vordefinierten Wegen. Ganz zu schweigen bei einem Ausflug ins Unterholz, wo die Monsterplage beinahe schon gestapelt auf einem wartet. Die langen Ausflüge und die sich dabei ständig auftuenden Kämpfe sorgen obendrein dafür, dass man die Hauptstory fast gänzlich aus den Augen verliert.


Aber ganz nach der Redensart: ”Mühsam nährt sich das Eichhörnchen”, zeigt Dragon’s Dogma erst im späteren Spielverlauf sein wahres Gesicht und entpuppt sich als wirklich gelungenes, komplexes Rollenspiel. Ein gewisses Suchtpotenzial was die Sammelleidenschaft betrifft, kann man dem Spiel ebenfalls bescheinigen. Somit macht sich ab einem bestimmten Punkt auch das stetige Monsterschnetzeln stets bezahlt bzw. steht man diesem dann eher positiv gegenüber. Schließlich will man seine Truppe mit noch stärkeren und protzigeren Waffen versorgen , ihnen neue Fertigkeiten beibringen, mit neuer Rüstung versehen oder einfach nur stärkere Vasallen rekrutieren, um den nächsten Troll, Zyklop oder was auch sonst noch in der Fantasywelt von Dragons Dogma die Gegend unsicher macht, noch schneller und spektakulärer das Fell über die Ohren zu ziehen.
Wer nach Skyrim also mal wieder richtig viel Zeit in ein Rollenspiel mit ähnlichem Setting versenken möchte, sollte mit Dragon’s Dogma keinesfalls enttäuscht werden. Zumal Capcoms neues Franchise ein durchaus komplexeres Ausrüstungs - und Fertigkeiten-Management aufzubieten hat.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von LidoKain
Zuletzt online: 9 Jahre 4 Monate
Kategorie:
Test
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18. 06. 2012 um 17:59
18. 06. 2012 um 17:59
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