Siedeln mit System
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Die Siedler 7
19.04.10 20:03 Test
Sie sind zurück: Die Siedler. Im siebten Teil der Serie präsentiert die deutsche Entwicklerschmiede Blue Byte neue Features, erstmalig einen Mehrspielermodus und viel Liebe zum Detail.
Sich ein kleines Imperium in ganz entspannter Atmosphäre aufbauen, darauf freut sich wohl jeder, vor dem „Die Siedler 7“ liegt. Für alle jüngeren Gamer, an die fast drei Dekaden strategisches Gewusel vorbei gegangen sind, sei vorab gesagt: „Die Siedler 7“ ist ein Echtzeitstrategiespiel, in dem die Wirtschaft über den Bau und Ausbau von Gebäuden sowie das Management der Wege oder beispielsweise Technologien vorangetrieben wird. Auch Schlachten mit Schwertern und Kugeln sind ein Grundbestandteil. Management, das hört sich so schnöde an, doch das ist es keinesfalls!



Bevor das eigentliche Spiel genauer unter die Lupe genommen wird, gehen wir einen Schritt vor den Spielstart. Die Installation ist vollzogen, doch eine Internetverbindung und auch eine Registrierung bei Ubisoft wird benötigt, um „Die Siedler 7“ zu spielen. Der Kritik der Community ist zuzustimmen: An den Testtagen und auch schon vorher gab es zahlreiche Beschwerden aus Australien und andernorts, dass „Die Siedler 7“ aufgrund des so genannten Digital Rights Management nicht spielbar sei. Die Internetverbindung muss schnell genug sein. Wer es mit einer WLAN-Verbindung versucht, die eine zu geringe Verbindungsstärke aufweist, bei dem kann es passieren, dass er das Spiel nicht spielen kann. Leider wurde auch nicht beachtet, dass Traffic-Beschränkungen bei manchen Personen noch gängig sind und so können diejenigen, nicht mal den Einzelspieler-Modus ohne Internet durchspielen, da eine konstante Internetverbindung eine Grundvoraussetzung für "Die Siedler 7". Treffen wir außerdem die Annahme, es existiere eine vierköpfige Familie mit Kindern: Auch wenn die Kleinen auf dem Weg nach Italien mit dem Auto dauernd quängeln, so hätten die Eltern sie mit Siedler 7 und der entsprechenden Hardware auf der Reise sicher beschäftigen können. Doch daraus wird nichts, denn bisher existiert noch nicht überall auf der Welt ein kostenloser Internetzugang. Wegen dieser unausgereiften Schutzfunktion haben sich einige potentielle Kunden wahrscheinlich nicht für Ubisofts neustes Produkt entschieden. Wer aufgrund des Digital Rights Managements Probleme beim Spielen hat, der wird das Spiel sicher irgendwann verfluchen, doch beim Test fiel nur einmal kurz ein Verbindungsproblem auf, dass einfach mit einem Klick auf eine Neuverbindung im Spiel behoben wurde. Im Allgemeinen scheint das Geschrei groß, jedoch die Konsequenzen, die die Spieler aus dem Kopierschutz ziehen, sind gering.

Ganz langsam siedeln – der Kampagnenmodus
Für die erfahrenen Siedler gibt es jede Menge Veränderungen, so dass einiges an Grundlagenwissen zwar aus früheren Teilen übernommen werden kann, aber die fortgeschrittenen sich dennoch manches an Wissen aneignen müssen. Das ist jedoch nicht schlimm, denn in der Kampagne von „Die Siedler 7“ wird der Spieler in die Welt Tandrien ganz langsam in alle Details geschickt über eingeflochtene Hilfefenster mit grafischer Unterstützung eingewiesen. Zu Beginn gibt König Konradin Prinzessin Zoé Anweisungen, die die Krone der Gerechtigkeit erlangen soll, indem sie das zerrüttete Tandrien vereint. Wir spielen Prinzessin Zoé und haben den Berater Bors an unserer Seite, der uns vor dem Szenario unterweist und üblicherweise nach einer Mission eine Unterhaltung mit Zoé führt, um so die Geschichte in diesen Dialogen fortzuführen. Auch gerenderte Videos, die die französische Firma ChezEddy erstellt hat, werden zur Fortführung der Story nach einer Mission verwendet. So wird nicht nur die Geschichte erzählt, sondern auch eine Atmosphäre geschaffen, die in sich stimmig ist.

Das du als Spieler eine Frau spielst, ist ungewöhnlich und eine nette Abwechslung zu den sonst meist männlichen Protagonisten. Ein paar Details lernen wir schon in den Anfängen der Kampagne kennen. Die Steuerung ist einfach gehalten. In der 3D-Welt kann sich der Spieler die Welt per Maus so hindrehen, dass er immer einen guten Überblick oder auch einen Detailblick besitzt. Prinzipiell können alle Befehle und Bewegungen über die Maus ausgeführt werden. Nur wer einmal Pausieren möchte, der nutzt die Pause-Taste. Auch für Feinabstimmung kann das Keyboard genutzt werden, aber selbst die wenigen Tasten, die Verwendung finden, sind einfach zu merken. Sehr schön ist die Anzeige der Ressourcen realisiert. Wird heraus gezoomt in ein gewisses Level, dann werden, sobald wir über ein Gold-Icon hinübergehen, alle Ressourcen per Icon langsam eingeblendet.



Freies Siedeln
Im freien Spiel „Scharmützel“ werden Einzelspieler-Szenarien ausgetragen. Ein Schloss und eine Taverne sowie ein paar Krieger sind das minimale Startkapital auf jeder Karte. Wir wählen eine Karte mit einem Vulkan in der Mitte und einer Drachenmission. Nun wird begonnen eine Wirtschaft aufzubauen. Zuerst werden die Grundmaterialien, Stein und Holz gesichert. Die altbekannten Ressourcen sind vorhanden. Über den Bau einer Forsthütte in der Nähe eines Waldes und den Anbau eines Holzfällers, der die Bäume fällt, sowie eines Sägewerkes, in dem die Bäume zu verbaubaren Brettern weiterverarbeitet werden, wird anfangs der Holzvorrat gesichert. Ein Steinmetz wird an eine Berghütte angebaut, um von einer naheliegenden Steinmine, die leicht erschöpfliche Ressource abzubauen. Die Häuser müssen durch Wege verbunden werden. Siedler-Veteranen werden erkennen, dass das beliebte Wegesystem aus Siedler 2 wieder eingeführt wurde. Um unsere Siedler nicht allzu weite Strecken zurücklegen zu lassen, bauen wir an einigen Stellen Lager. Der Häuserbau ist aus den alten Siedler-Teilen bekannt. Doch die Übersichtlichkeit wurde erhöht, indem erst eines von sechs grundlegenden Bauten wie ein Wohnhaus, Bauernhof oder die Berghütte errichtet werden muss, um an diese andere Gebäude anzubauen. Die Wege und Gebäude können über Technologien verbessert werden und auch Einheiten wie Brüder oder Kaufmänner werden im Laufe des Spieles von dir freigespielt.

In „Die Siedler 7“ sollten wir uns zu Anfang festlegen, wie das Spielziel erreichen werden soll. Über Militär, Technologie oder Handel führt der Sieg. Legst du dich nicht auf eine „Kernkompetenz“ fest, sondern versuchst aus allen Bereichen etwas zu entwickeln, dann werden sich deine Ressourcen – gerade bei kleinen Karten – schnell erschöpfen. So sagte schon der Militärstratege Carl von Clausewitz (1780-1831): „Die beste Strategie ist, immer recht stark zu sein, erstens überhaupt und zweitens auf dem entscheidenden Punkt. Daher gibt es kein höheres und einfacheres Gesetz für die Strategie, als seine Kräfte zusammen zuhalten.“ Wir gehen in Richtung Militär, die einfachste Strategie. Während wir unsere Siedlung mit unseren wenigen Militärs vergrößern und konstant für Nachschub an Pikenieren und Musketieren sorgen, errichten wir Bauernhöfe sowie Jäger zur Nahrungsmittelbeschaffung für unser Volk und Goldbergwerke zum Abbau von Gold sowie eine Münzprägerei zur Weiterverarbeitung des Goldes zu Münzen sowie zahlreiche weitere nützliche Gebäude. Die Wirtschaft fängt an zu florieren und wir vergrößern unsere Ländereien, indem wir neutrale Gebiete mit unseren Musketieren und Pikenieren angreifen. In diesen neutralen Gebieten sind einige Widersacher, denen wir jedoch mit unserer militärischen Überzahl schnell bekämpfen. Ein neuer Aspekt sind die Prestigepunkte. Wir erhalten Prestigepunkte über eingenommene neutrale Sektoren und über selbst erstellte Prestigeobjekte oder -erweiterungen an andere Gebäude wie einen Friedhof an der Kirche. Die Prestigepunkte bringen uns in den Prestigeoptionen zu einem kleinen Technologiebaum, der uns die Spezialisierung auf Technologie, Handel oder Militär ermöglicht, indem die Erweiterungen von den Spezialgebäuden Kaserne oder Kirche oder auch das Bepflastern der Wege mit Steinen zur schnelleren Fortbewegung ermöglicht wird.

Der Wuselfaktor ist erfreulicherweise auch in „Die Siedler 7“ wiederzufinden.


Daneben werden durch die Prestigeoptionen auch materielle Belohnungen freigeschaltet, so dass der Spieler sich bestimmte Ressourcen per Knopfdruck besorgen kann. Wer besonders viel Prestige erzielt, der erhält einen Siegpunkt. In jeder Karte benötigt der Spieler eine gewisse Anzahl an Siegpunkten, um das Spiel zu gewinnen. So ist ein Siegpunkt über den Technologiebaum zu erreichen, andere Siegpunkte erhält das Volk durch die Eroberung von neutralen Sektoren und wieder andere sind über bestimmte Handelsrouten zu erreichen, so dass der finale Sieg auch wirklich über die drei möglichen Spezialisierungen erreicht werden kann. Auf den Karten existieren Klöster, über die Siegpunkte zu erreichen sind und auch bei einer Drachenmission am Vulkan können über eine Rekrutierung von einer Vielzahl von ressourcenintensiven Spezialeinheiten wie Päter oder Brüder, die im Kloster herangezogen werden, Punkte erzielt werden. Wer die Spezialisierung Handel wählt, der wird versuchen sich schnell über die Handelsrouten auszubreiten und Marktplätze zu erreichen. Im neusten Siedler-Teil existieren noch mehr Optionen und Details, die jedoch nicht so zahlreich sind, um den Spieler zu überlasten und auch leicht bedienbar in das Spiel integriert sind.



Backe, backe Brot
Detailverliebtheit ist das Stichwort für „Die Siedler 7“. Beim Laden des Spiels wird uns eine Stadt mit Schloss angezeigt, die sich vom Tag- in den Nachtmodus verändert. Auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad „Leicht“ – eine von drei Stufen - kann sich jeder Anfänger ganz langsam seine Siedlung aufbauen und dabei beobachten, wie die Arbeiter das Holz oder Fische transportieren oder wie der Bäckermeister backt. Wie viel Liebe und Arbeit die Entwickler von Ubisoft in „Die Siedler 7“ investiert haben, zeigt folgender Animationsablauf: Nachdem Brot und Getreide im Lager angekommen ist, holt sich der Bäckermeister die notwendigen Ingredienzien. Er verarbeitet es zu Brot, indem er einen Teig erstellt, den er knetet und danach in seinem steinernen Ofen mithilfe eines großen hölzernen Pfannenwenders hineinlegt. Augenblicklich schießt Qualm aus dem Schornstein, worauf hin der Meister das fertige Brot aus dem Ofen nimmt. Dieser ganze Backprozess dauert einige Sekunden. Dafür hat es sich auch gelohnt, den Bäcker zu beobachten. Nun bedenke der Stratege, dass es eine Vielzahl an Gebäuden gibt, die alle in 3D errichtet und mit Sequenzen dieser Art versehen wurden. Der Entspannungscharakter, den die früheren Siedler-Teile besaßen, ist nicht verloren gegangen. Er wurde sogar durch ein Ausreizen der Grafik und vor allem durch eine Unmenge an Details, in die sich der Spieler immer wieder vertiefen kann, übertroffen. Der Wuselfaktor ist erfreulicherweise auch in „Die Siedler 7“ wiederzufinden. Wer ein großes Heer aufbaut oder auch seine Stadt auf engsten Raum mit vielen Lägern und Wohnhäusern errichtet, wird schnell merken, dass die Siedler nur so hin und her rennen, als führen sie ein eigenes Leben. Wer noch mehr Menschen auf einem Haufen haben möchte, der kann sich eine Armee erstellen. Der beigelegte Karteneditor, liebevoll Kartograph genannt, verspricht für eine Burg, beziehungsweise einen Sektor maximal 100 gegnerische Einheiten. In den normalen Spielen ist das natürlich nicht der Fall, doch auch ein Kampf von fünf oder zehn Einheiten ist schon sehr schön mit anzusehen.

Die Grafik ist auf den niedrigsten Einstellungen nicht mehr ganz so schön wie im Highend-Bereich, jedoch ist Siedler auch dann noch gut spielbar. Mit dem Testrechner, einem AMD Athlon 64 X2 Dual Core Processor 6000+, 2 GB RAM sowie einer GeForce 8800 GTS vom ePrison-Redakteur André Beier ist „Die Siedler 7“ mit den höchsten Einstellungen mit 25 bis 30 Bildern pro Sekunde spielbar. Der Sound ist ruhig, und doch nicht monoton. Alarmsignale ertönen, wenn Kämpfe gefochten werden. Verallgemeinert: Sobald ein wichtiges Ereignis eintrifft, wird dies akustisch passend untermalt. Der Sound von Siedler 7 ist wie auch schon bei seinen Vorgängern überzeugend auf das Spiel abgestimmt. Entspanntes Daddeln ist bei der Atmosphäre vom neusten Siedler-Teil sehr gut möglich.

Die Spannung steigt Punkt um Punkt
Im Mehrspieler-Modus sowie auch im Einzelspieler-Modus Scharmützel kannst du zwischen verschiedenen Charakteren wählen. Du musst dir also keine Sorgen zu machen: Wer keine Frau spielen möchte, der muss das auch nicht. Wer einen Schnellstart in eine Mehrspielerpartie beginnen möchte, der kann den „Modus“ Imperium auswählen. Im Vergleich zum Einzelspieler-Modus auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad können uns Strategie und Spielgeschwindigkeit schneller zum Verhängnis werden. Setzt du auf Militär oder Wissen? Oder bist du eher ein Händler? Alle drei Wege führen zum Sieg, auch im Einzelspieler-Modus. doch manchmal ist es sinnvoll, eine bestimmte Strategie nicht zu wählen, da diese schon überrepräsentiert ist und daher ein starker Konkurrenzkampf herrscht.



Über das Siegpunkte-System können uns Punkte von den Gegenspielern auch noch in den letzten Minuten kurz vor dem Sieg wieder abgenommen werden. So erhalten wir beispielsweise einen Siegpunkt, wenn wir mindestens 20 Militärs erstellt haben und das größte Heer besitzen. Ist ein Mitspieler auch militärisch ausgerichtet wird er versuchen denselben Siegpunkt zu erhalten wie wir, womit der Druck steigt, da die Wettbewerbsintensität mit der Anzahl der Könige, sprich Spielern, mit der gleichen Strategie zunimmt. Bei gleichstarken Gegnern, die auf dieselbe Strategie setzen, kann es daher am Ende des Spiels zu nervenaufreibenden Kämpfen um die Siegpunkte kommen, die dem Spiel viel Spannung verleihen. Das ist zwar auch im Einzelspieler-Modus der Fall, jedoch sind menschliche Spieler von Natur aus unberechenbarer als der Computer.

Fazit
Bei einem Titel, der sich weiter entwickelt, dürfen die Fans nicht das alte Siedler erwarten. Wer sich jedoch auf Neues in dieser Serie einlässt, und anfangs gemütlich auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad siedelt, der wird kaum frustriert und kann sich über Stunden ganz der Optik und der Unmenge an Details hingeben. Den Kopierschutz einmal außen hervor gelassen, ist zu sagen: Mit Siedler 7 hat Ubisoft alles richtig gemacht. Sinnvolle neue Features, ein altes Spielprinzip, ein Titel mit einem Marktwert und viel Liebe zum Detail lässt Siedler 7 als Starprodukt glänzen.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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19. 04. 2010 um 20:03
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