Bus Mechanic Simulator
Extrem viele Details treffen auf magere Karriere
Im Bus Mechanic Simulator warten auf dich – Genau! Die ganz großen Busse. Vom Gelenkbus, über Solo bis hin zum Doppeldecker. Insgesamt gibt es drei sehr detaillierte Busse. Und mit “sehr detailliert“ meine ich auch detailliert! Von Leitungen für Druckluft, über Luftfilter, Filter für Klimaanlage bis hin zum Check von Nothilfe-Ausrüstungen bietet der Titel so einiges zum Montieren, Demontieren und Prüfen. Nein sogar noch mehr! Es gibt auch Aufträge bei dem man die Flüssigkeitsstände für AdBlue, Heizöl, Motoröl, Kühlmittel und Getriebeöl prüfen muss. Für alles gibt es entsprechende Behältnisse und Methoden. Ja selbst der Reifendruck muss penibel mit einem Druckprüfer geprüft werden. Einen gewissen Ansatz an diesen hohen Detailgrad des Spielverlaufs, sah ich zuletzt beim Bike Mechanic Simulator. Allerdings haben die Entwickler, speziell bei diesem Punkt, das Potential deutlich mehr genutzt als die Konkurrenz. Doch was mache ich jetzt eigentlich genau und wie sieht die Karriere aus? Um schon früh den Wind aus den Segeln zu nehmen: Die Karriere ist in meinen Augen ziemlich misslungen. Untermalt mit einer Sequenz, in dem der Bus in die Werkstatthalle ein- und ausfährt, startet für mich der Auftrag am Garagentor. In einer Übersicht sehe ich die anstehenden Aufgaben. In der ersten Spielstunde war ich verstärkt damit beschäftigt, die Notfallausrüstung und einfache Wartungen vorzunehmen. (Sprich: Öl- und Getriebeölwechsel, Austausch von Luftfiltern und weiteres dieser Art.) Zunehmend fiel es mir leider schwer, weiteres Interesse aufzubauen, da scheinbar immer und immer wieder dieselben grundlegenden Aufgaben folgen.
Generell ist die Karriere auch so im weiteren Verlauf aufgebaut. Es dauert extrem lange bis ich mal größere Aufgaben übernehmen konnte. Am Rande kann man natürlich nicht von der Hand weisen, das alle drei Busse sehr viele Einzelteile zum Tauschen, Prüfen oder Warten bieten. Und eigentlich merkt man auch, das die Entwickler auf die kleinen Details geachtet haben. (Steuereinheiten für die Türen oder das Lenkradschild.) Das ist im Übrigen auch eines der wirklich dicken Pluspunkte: Im Gegensatz zu anderen Simulationen dieser Art, bietet dieser hier wirklich extrem viele Teile. Kein Wunder, das es auch besondere Hilfsmittel wie die “Zielansicht“ gibt. Dabei blendet das Spiel das komplette Fahrzeug aus und markiert das Kaputte oder auszutauschende Teil direkt. Teilweise ist dies sehr hilfreich, gerade wenn man sich mit der Anatomie der Busse nicht auskennt. Im weiteren Verlauf der Karriere wird es dann doch umfangreicher, allerdings ist der Aufsstiegsprozess zu neuen und vor allem besseren Tools und höherwertigen Aufträgen deutlich länger als wie bei Konkurrenztiteln. Vielleicht fragst du dich nun, wie ein optimales herangehen aussieht. Eigentlich recht einfach. Auftrag prüfen, Teil suchen und dann mit der Funktionssteuerung den Punkt “Prüfen“ heraussuchen. Insgesamt gibt es vier dieser Funktionen, welche mit zwei Tasten hin und her geschaltet werden können.
Positiv: Ich muss für den Wechsel der Funktionen kein nerviges Kreisauswahlmenü aufrufen. Prüfen, Abmontieren, Anmontieren und Service sind im Grunde die vier Grundfunktionen. Ich denke mal, alle Funktionen erklären sich von selbst. Wie bei ähnlichen Titeln dieser Art, unterliegen die Funktionen gewisse Bearbeitungszeiten. Je nachdem, ob ich nun ein Tool verbessert habe, gehen die Handgriffe dann schneller von der Hand. Was den Bus Mechanic Simulator weiterhin noch etwas besonders macht, ist das eigene große Lager. Alle benötigten Ersatzteile gibt es nach Bauteilart im hauseigenen Lager zum Abgreifen. Und da es keine richtigen Kunden gibt, hat Geld auch keine Gewichtung. Ich nehme mir einfach die Teile aus dem Lager, welche ich brauche und gut ist es. Leider fehlte mir dann auch hier schon etwas die Herausforderung. (Lieferzeiten, Planung der Kosten…) Weiterhin muss ich noch nicht einmal auf den Lagerbestand achten, sondern alles ist irgendwie unendlich vorhanden. Du merkst bestimmt jetzt schon, dass man definitiv an einigen Ecken etwas mehr hätte herausholen können. ABER: Erst die Größe des Lagers und alle dort liegenden Teile zeigen einmal wieder, wie umfangreich das Ganze ist.
Es geht immer Besser
Am Anfang, nach den ersten Aufträgen, habe ich mich oft gefragt, wo jetzt das Spiel seine Besonderheiten innerhalb der Karriere hat. Irgendwie muss man doch höherwertige Aufträge schneller bekommen. Der Schlüssel liegt im Grunde an den verdienten Punkten. Für jeden abgehandelten Punkt innerhalb eines Auftrages, gibt es unterschiedlich viele Punkte für meine persönliche Score. Für diese kann ich dann innerhalb des Übersichtmenüs verschiedene Attribute verbessern. Zum Beispiel schalte ich dort einen Schlagschrauber, ein größeres Inventar und Abschnitte bei den Prüfständen frei. Allerdings sind die benötigten Punktemengen recht hoch, sodass es wirklich eine ganze Zeit braucht, bis man sich etwas Besonderes leisten kann. Übrigens kostet die Ablehnung von Aufträgen 100 Punkte Strafe! Das sind in Summe glatt mal drei oder vier Arbeitspunkte auf einem Auftrag. Man ist also besser beraten alle Aufträge zu absolvieren. Während ähnliche Titel auf ein Prinzip mit mehr Individualität und Freiheit, durch mehr Bühnen und Aufträge gleichzeitig setzten, so ist es hier sehr monoton. Es kann immer nur ein Auftrag und ein Bus abgearbeitet werden. Zwar sind überall Servicegegenstände wie Wasser, AdBlue, Motoröl, Getriebeöl und auch Klimawartungsanlagen vorhanden, aber man kann sie immer nur einer Grube zuweisen.
Im Grunde gibt es gar keine richtige Bestimmung der Werkstattgruben. Beim Aktivieren eines Ölauffangbehälters wähle ich lediglich Getriebe- oder Motoröl aus und das Spiel setzt den Behälter automatisch an den richtigen Ort. Für mich auch hier wieder ein Zeichen dafür, dass man sehr sehr viel Potential hat liegen lassen. Wer sich nun fragt, wie das mit den Werkzeugen direkt abläuft, für den widme ich nun diesen kleinen Abschnitt. Im Grunde hast du drei Werkzeugslots. Zu Beginn besitzt man lediglich einen Slot. Weitere können nach und nach für Score-Punkte freigeschaltet werden. Ich gehe also zum Werkzeugschrank oder zur Werkzeugtafel und wähle das Werkzeug, was ich brauche. Ein entsprechendes Werkzeugsymbol zeigt mir nun, welches ich gerade in der Hand habe. Mit den angesprochenen Funktionen ist es nun möglich mit diesem Werkzeug zu arbeiten. Zurücklegen muss ich die Werkzeuge nicht direkt, denn sobald ich ein anderes auf einem bereits besetzten Slot platziere, landet das bisherige wieder auf dem Werkzeugwagen. (Schrauben und Teile landen automatisch im Inventar meines Charakters.) Bei Serviceobjekten reicht es meistens einfach nur 1:1 zu wechseln. Was ich etwas umständlich an dieser Sache finde, ist der Wechsel auf die Service-Funktion, wenn ich nun den Öl- oder Wasserstand prüfen will. Außerdem werden Tätigkeiten wie Flüssigkeiten ablassen und auffüllen, ebenfalls nur unter dieser Funktion geführt. (Das abmontieren der Ablasschraube genauso!)
Freies Spiel viel mehr zur Selbstbeschäftigung
Die Kampagne konnte mich nur begrenzt für eine lange Zeit fesseln. Mir fehlte eine bessere Präsentation als nur das sterile zeigen eines Auftrags und die Nutzung von nur einem Bus gleichzeitig. Es gibt nur wenig Anreize wirklich lange weiterzuspielen, da alles irgendwie nicht „eigens“ ist. Was ich damit meine ist: "Du spielst in diesem Spiel wirklich einen Mechaniker, der für eine Buswerkstatt arbeitet." Es gibt keine Lieferzeiten von Ersatzteilen, es gibt keine mehrfache Belegung der Arbeitsgruben und generell nur sehr wenig was einen für längere Zeit fesseln könnte. Bei ähnlichen Titeln kann man zum Beispiel (aufgrund der Tatsache, dass einem die Werkstatt selbst gehört) ein Fahrzeug ersteigern und dieses dann für sich selbst herrichten oder ausstellen. Sicher ist die Thematik bei diesem Spiel etwas schwerer, denn es handelt sich schließlich um eine Buswerkstatt. Und während nun in der Kampagne man wirklich nur das tut, was von einem verlangt wird, so kann ich mit dem Freien Spiel überhaupt nichts anfangen. Ich bestimme einen Bus und lasse ihn in die Werkstatthalle fahren. Danach… Ja… Nichts halt. Er steht einfach fertig und vollständig gewartet vor mir. Anscheinend dient dieser Modus lediglich dazu, sich mit dem Fahrzeug und den gesamten Funktionen des Spiels vertraut zu machen. Übrigens gibt es im Nebenraum noch die Abgasuntersuchungshalle mit Lichtprüfstand. Alles einwandfrei nachempfunden und schön als zusätzlichen Aufgabenbereich eingeführt. Gerade wenn es um die erweiterte Fehlersuche geht. ABER: Im Freien Spiel ist einfach nichts machbar. Ich hatte erwartet, mindestens vielleicht ein zufallgeneriertes Reparaturszenario oder ein paar Spezialaufgaben zu bekommen, aber so steht das 1A in schussgehaltene Fahrzeug dort und wartet darauf, dass ich es auseinander nehme. Schade eigentlich… Wieder Potential verschenkt.
Lizenzen sind nicht alles
Grafisch ist der Titel wahrlich etwas Feines. Hilfreiche Anzeigen, ein gutes und kurzes Tutorial, eine interessante Funktionssteuerung (welche ein schnelles Wählen untereinander sogar ermöglicht.), viele viele Details und Teile an den Bussen, überzeugendes Lager und löbliche kleine Aufgaben wie Reifendruck und Flüssigkeitsstände prüfen. (Selbst Adblue, Heizöl und Kühlwasser.) Auch die Aufgabe, die Notfallausrüstung zu prüfen finde ich überaus löblich. (Warndreieck, Verbandskasten…) Da macht es mich schon fast traurig, dass man bei der Spielmechanik und dem Umfang so nachlässig gewesen ist. Da hilft auch die Tatsache nicht darüber hinweg, dass man die vollständigen Lizenzen von MAN an Land ziehen konnte. Wirklich alle Teile sind 1:1 den realen MAN Bussen (auch den entsprechenden Typ) nachempfunden und tragen auch das richtige Logo. Doch bekanntlich ist Lizenz nicht alles bei deinem Videospiel.
Weitere Bilder aus dem Spiel, findest du natürlich in unserer Galerie.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.
KommentareInhalt:Kommentare
Dieser Beitrag hat noch keine Einträge.
Erstellt von Seb66
Zuletzt online: 3 Tage 13 Stunden
Kategorie:
Test
Veröffentlicht
Aktualisiert
01. 06. 2020 um 17:33
06. 06. 2020 um 13:07
Einzelaufrufe
50
ePoints verdient durch Artikel