Kriminelle Haie und alkoholabhängige Teddybären
Bear With Me - Article - Kriminelle Haie und alkoholabhängige Teddybären
Bear With Me
14.08.19 17:59 Test
Film Noir und Point&Click - an dieser eher ungewöhnlichen Kombination versucht sich das kroatische Entwicklerstudio Exordium Games. Mit der Collectors Edition von "Bear with me" sollen Genregrenzen a ...
Das Genre des Point&Click Abenteuers bietet Indie-Entwicklern die Möglichkeit, mit wenig Geld spannende und kreative Geschichten zu erzählen. Die gezeichneten Spielwelten ermöglichen die Darstellung jeder noch so absurden und ungewöhnlichen Idee und so kommt es nicht selten vor, abgedrehte Charaktere in Point&Click Abenteuern zu entdecken (Fans der Deponia-Reihe können ein Lied davon singen). Umso spannender erweist sich der Einfall des kroatischen Indie-Entwicklerstudios Exordium Games: anstatt sich den unzähligen Darstellungsmöglichkeiten des Genres exzessiv zu bedienen, nimmt sich „Bear With Me“ nichts anderes als das dunkelste aller Filmgenres zum Vorbild – den Film Noir. Geprägt von Intrigen, Gewalt, Antihelden und Hoffnungslosigkeit begeistert der Film Noir seit den 1930ern die Filmlandschaft. Im Bereich der Videospiele wurde das Genre jedoch verhältnismäßig selten aufgegriffen (L.A. Noire ist hier das bekannteste Beispiel). Dabei scheint vor allem das Point&Click Genre ideal für die Adaption der Erzählweise des Film Noir, denn bei Point&Click Abenteuern, wie bspw. der Baphomets-Fluch-Reihe, obliegt es dem Spieler, die Geschichte durch Rätsel und Kombinationsvermögen nach und nach aufzuschlüsseln. Dabei lenkt die Inszenierung nur selten von der Geschichte ab. Ähnlich im Film Noir, der zwar klare ästhetische Normen hat, sich trotz allem durch eine Ambivalenz gegenüber der Figuren und der Undurchschaubarkeit der Geschichte auszeichnet.

„Bear with me“ ist bereits in drei Episoden erschienen, die erste hatte ihre Veröffentlichung im August 2016. Doch seit dem 9. Juli 2019 lässt sich das episodische Noir-Abenteuer in der Collectors-Edition auch auf den großen Konsolen spielen und hofft dadurch auf einen größeren Bekanntheitsgrad. Wie gut harmoniert das Vorbild des Film Noir mit der Spielmechanik des Point&Click und kann sich das PC-geläufige Genre auch auf den Konsolen beweisen?

Die Tiefen des Film Noir

Die Geschichte dreht sich um die zehnjährige Amber und ihrem Begleiter, den pensionierten Privatdetektiv Ted E. Bear. Nach einem schlimmen Alptraum erwacht Amber und stellt fest, dass ihr Bruder Flint verschwunden ist. Sie macht sich mit ihrem chronisch schlecht gelaunten und zynischen Begleiter auf die Suche. Währenddessen versetzt ein mysteriöser „Roter Mann“ die Stadt Paper City in Angst und Schrecken. Amber und Ted geraten immer tiefer in die dunklen Geheimnisse von Paper City und vermuten einen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden von Flint und dem „Roten Mann“, der die junge Amber in sein Visier genommen hat.
Die erzählte Geschichte orientiert sich deutlich an den literarischen Vorlagen der Hardboiled-Krimis, welche für die Entstehung des Film Noir eine bedeutende Mitverantwortung haben. „Bear with me“ arbeitet jedoch vielmehr im Sinne des Neo-Noir und nutzt die bekannten Erzählmuster des Film Noir um diese neu zusammenzusetzen. So wird im Kern eine klassische Kriminalgeschichte erzählt, jedoch bringen ausgefallene Charaktere und die vermeintliche kindlich gehaltene Nutzung von Kuscheltieren als Spielfiguren frischen, humoristischen Wind in die Geschichte. Die erste der drei Episoden hat dabei leider ein wenig mit dem Pacing der Erzählung zu kämpfen und somit tut sich schwer, einen zugänglichen Einstieg in die Geschichte zu ermöglichen. Das grundlegend langsame Erzähltempo steht dem unbeschwerten Spieleinstieg zusätzlich im Weg.

Jedoch schafft es „Bear with me“ mit den beiden folgenden Episoden die Geschichte spannender, zugänglicher und immersiver zu gestalten. Das liegt unter anderem daran, dass der Spieler immer häufiger die Möglichkeit bekommt, in die Rolle von dem Privatdetektiv Ted zu schlüpfen. Dieser glänzt im Vergleich zur eher blassen Amber mit sarkastischen, zynischen Wortwitz und gibt den Dialogsequenzen die nötige Coolness. „Bear with me“ macht schnell klar, dass es sich nicht wie anfangs vermutet um ein Spiel für die jüngere Zielgruppe handelt. Manche Witze fallen recht derbe aus, was keinesfalls deren Qualität beeinflusst, für ein junges Publikum hingegen werden die sarkastischen Bemerkungen von Ted das Humorverständnis sprengen. Ältere Spieler dürfen sich jedoch mit Ted E. Bear auf einen witzigen und pointierten Charakter freuen, der das Geschehen oftmals ironisch bricht und auflockert.
So braucht „Bear with me“ etwas Zeit, um sich geschichtlich voll zu entfalten, jedoch wird die anfängliche Geduldsprobe belohnt, denn insgesamt gestaltet sich die Story als ein rundes und spannendes Gesamtkonzept, das mit der dritten und letzten Episode seinen (logischen) Höhepunkt erreicht.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von Rufus
Zuletzt online: 4 Jahre 1 Monat
Kategorie:
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Aktualisiert
14. 08. 2019 um 17:59
28. 08. 2019 um 15:19
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