Assassin's Creed 2

Im Jahr 2007 gelang Ubisoft mit Assassins Creed ein Verkaufsschlager. Trotz teilweise kontroverser Stimmen über den Inhalt des Spiels, wurde es binnen der ersten vier Wochen mehr als 2,5 Millionen mal verkauft. Bis heute sind es schon weit über acht Millionen verkaufte Exemplare. Ganze zwei Jahre nun, mussten die Fans auf den zweiten Teil warten. Löste der erste Teil noch gleichermaßen begeisterten Jubel als auch massive Enttäuschung aus, musste sich am 19.11.2009 zeigen, ob Ubisoft auf die Fans gehört und so manch doch langweilies und zeitraubendes Feature des Spiels verbessert hat.

Wie erwartet startet Assassins Creed 2 genau dort, wo der erste Teil aufgehört hat. Mit Hilfe einer Introsequenz können auch diejenigen, welche den ersten Teil nicht gespielt haben, erfahren worum es in dem Spiel eigentlich geht. Der Spieler findet sich somit als der Barkeeper Desmond Miles in der Gegenwart wieder. Wissenschaftler der Firma "Abstergo Industries" (ein moderner Ableger des Templer-Ordens) schicken Desmond mit Hilfe einer Maschine namens Animus in die Gedanken seines Urahnen Altair, einem berühmten Assassinen zur Zeit des dritten Kreuzzuges im Jahre 1191 in Jerusalem. Sie erhoffen sich so ungeklärte Rätsel zu lösen und Informationen zu erhalten, welche den Templer-Orden ihrem erklärten Ziel - dem der Weltherrschaft - entscheidend näher bringen. Als Desmond also wieder im Labor der Abstergo Industries erwacht, ist es Lucy, die Assistentin der Wissenschaftler, die ihn aus den Fängen des Unternehmens befreit und ihn überredet im Kampf gegen die Templer zu helfen. Lucy hat mit Hilfe von 2 Freunden den Animus 2.0 entwickelt und gemeinsam schicken sie nun Desmond erneut in die Vergangenheit um weitere Geheimnisse zu lüften, damit sie den Templern das Handwerk legen können. Diesmal verschlägt es Desmond allerdings nach Italien im Jahre 1476 in die Rolle des unbändigen und gut behütet aufgewachsenen Italieners Ezio Auditore da Firenze. Im Florenz der Renaissance wird dem Spieler bei verschiedenen Missionen sowohl die Steuerung als auch der Charakter ein wenig näher gebracht. Unter den ersten Anweisungen seines Bruders, müssen Wettrennen, Prügeleien und Taschendiebstähle durchgeführt werden. Man erfährt, dass sich Ezio bei einem Arzt - welcher an vielen Ecken in der Stadt einen kleinen Stand hat - heilen lassen kann und dass es verschiedene Geschäfte gibt, in denen Ezio sein Inventar und auch seine Kleidung erweitern und verbessern kann.

Er kann sein finanzielles Guthaben nicht nur durch Aufträge erweitern, sondern zum Beispiel auch durch Taschendiebstähle oder "Leichenfledderei". Wird er dabei allerdings bemerkt oder beobachtet steigt sein "negatives Ansehen"! Übertreibt man nun das Ganze, werden die Stadtwachen schnell auf einen Aufmerksam und es beginnen wilde Verfolgungsjagden, die nicht immer nur auf dem Boden stattfinden. Denn auch Ezio steht dem Assassinen Altair, was das Klettern betrifft, in Nichts nach. So ist der kürzeste Weg zwischen 2 Punkten häufig in der Luftlinie zu finden Alle noch so kleinen Missionen bauen aufeinander auf und bringen Ezio und sein Alter-Ego vor dem Bildschirm einander näher und man fiebert schon nach kurzer Spielzeit mit dem jungen Italiener mit. Als dann Ezios Vater - der nicht zu sein scheint, als was er sich im "normalen, bürgerlichen" Leben ausgibt - verraten und verkauft wird und daraufhin sowohl er, als auch die beiden Brüder Ezio`s öffentlich hingerichtet werden, schwört dieser Rache. Zuerst muss aber der Rest seiner Familie, in Form von Mutter und Schwester in Sicherheit gebracht werden. Mit Hilfe von Leonardo da Vinci - welcher als junger Wissenschaftler ein angesehener Freund der Familie Auditore ist und mit Hilfe seines Onkels, gelingt es Ezio schließlich die beiden in die Toskana zu bringen und sie dort zu verstecken. Neben Leonardo begegnen Ezio Auditore da Firenze im Laufe des Spiels eine Vielzahl von ihm gegenüber gut gesinnten Personen, welche im dazu verhelfen nach und nach zum Assassinen zu werden und somit das Werk seines Vaters, welcher selbst ein Assassine war, fortzusetzen. Galt es beim ersten Teil noch, durch viele teils langweilige Nebenmissionen, die einen schon so manchen Nerv gekostet haben, dem Spielverlauf zu folgen, hat Ubisoft es bei Assassins Creed 2 doch geschafft alle noch so kleinen Aufgaben miteinander zu verknüpfen. Der Spieler kann nun selbst entscheiden, mit welcher der Aufgaben er den Spielverlauf beeinflusst und somit seinen Zielen einen entscheidenden Schritt näher kommt. Dabei sind die Hauptaufgaben Ezios allerdings - wie erwartet - nicht sonderlich anders als im ersten Teil. Neben Attentaten, Auftragsmorden, Kurierdiensten und teilweise schwierigen Jump and Run-Elementen, ist es immer wieder dem Genie Leonardo da Vinci zu verdanken, dass es aufregend neue Missionen gibt. So muss der junge Assassine zum Beispiel auf dem Rücken eines Pferdes zu manch einer Mission reisen oder mit einer von Leonardos Erfindungen die von Pfeilen durchsiebten Lüfte einer Stadt durchqueren. Auch gibt es Schnellreisestationen, die es einem ermöglichen via Pferdewagen von einem Ort zum anderen zu reisen. Das erspart einem doch so manches zeit- und nervenraubende durch die Gegend fahren, laufen, reiten oder schwimmen (Ja Ihr lest richtig, Ezio kann im Vergleich zu Altair schwimmen, naja schließlich liegen zwischen den beiden auch gut 300 Jahre, da sollte sich auch ein Assassine schon ein wenig weiterentwickelt haben). Nach einer kurzen Ladesequenz ist Ezio dann am gewünschten Ziel angekommen und es kann weitergehen. Trotz aller Spannung gibt es allerdings immer noch eine Vielzahl von Nebenaufgaben, sei es nun den Brief einer treusorgenden und verliebten Seele zu überbringen, oder das Pendent dazu, den Ehebrecher, zu verprügeln oder gar zu ermorden, Schätze und Artefakte zu suchen, Glyphenrätsel zu lösen und Assassinengräber sowohl zu finden, als auch durch wirklich schwere Kletterpassagen diese zu plündern. Ubisoft hat es wirklich geschafft, trotz der wirklich immensen Anzahl an Haupt- und Nebenmissionen, sämtliche Dinge irgendwie mit einander zu verknüpfen. Alles ergibt zusammengesehen einen Sinn. Es kommt zu keinem Moment Langeweile auf, wie man sie bei Teil 1 noch teilweise erleben "musste" um in der Handlung voran zu kommen. Aber vielmehr zu der Handlung von Assassins Creed 2 wollen wir Euch an dieser Stelle nicht verraten, denn trotz der vielen Dinge über die man noch schwärmen und sinnieren könnte, machen die Überraschungen innerhalb des Spiels doch ebenfalls einen großen Teil des Spaßes aus. Die Steuerung des Spiels ist wie vom ersten Teil gewohnt, sehr einfach, aber intuitiv. Ein paar Dinge wurden aber verbessert. Wie gewohnt ist jede Aktionstaste einem Körperteil zugewiesen. So steuert Ihr mit den Playstationtasten den Kopf, die Waffenhand, die Schildhand und die Beine. Mit den Pfeiltasten ist eine schnelle Waffenwahl möglich und teilweise auch absolut notwendig. Sämtliche Bewegungen sind dem Spielverlauf angepasst und wirken dadurch in der Regel sehr flüssig und sehen dabei wirklich genial aus.

Nur bei so manchen - in der Eile - ausgeführten Sprungmanöver kommt es zu dem ein oder anderen "Haken". Will man mit Ezio zum Beispiel die Dächer überqueren, so hängt sich dieser doch ab und an schon mal an verschiedenen Dingen auf. "Ich wollte doch jetzt gar nicht auf den Schornstein klettern, oder mich an die Häuserwand lehnen!" Auch die Kameraführung der 3rd Person Ansicht, macht so manches Mal das was sie will und nicht das was der Spieler vor dem Bildschirm in der Situation gern hätte. Aber das sind, insgesamt gesehen, wirklich nur Kleinigkeiten. Alles in allem ist die Steuerung, wie bereits gesagt, absolut einwandfrei und durchdacht. Man merkt schon, dass da einige Entwickler am Werk waren, die sich bei den Bewegungen der Spielfigur wirklich etwas gedacht und diese dementsprechend umgesetzt haben. Bei der grafischen Umsetzung hat Ubisoft wirklich sehr viel Wert auf Details gelegt. Schaut man sich "Ingame" so manches Gebäude zum Beispiel in Venedig einmal genauer an und macht sich dann die Mühe, dass gleiche Gebäude einmal im Internet anhand von Fotos zu betrachten, stellt man schnell fest, wie viel Detailverliebtheit seitens der Entwickler doch vorhanden gewesen sein muss. Um bei Venedig zu bleiben, setzt man sich einmal auf einen der höchsten Aussichtstürme der Stadt und betrachtet sich das ganze Mal im 360° Blick von oben, so kommt doch manches Mal der Wunsch nach einer Screenshot-Funktion für die PS3 auf. Wie das Ganze dann wohl erst auf einem PC mit Highend-Hardware aussehen wird, fragt sich der passionierte Spieler doch so einige Male. Auch die Spielfiguren selber wirken wirklich detailreich, die Sprachausgabe in Kombination mit der Mimik ist wirklich gelungen. Die Texturen wirken sehr gut, Licht und Schatten sind dort wo sie auch hingehören und selbst das so schwierige Element Wasser ist den Ubisoft Entwicklern gut gelungen. Die deutsche Synchronisation ist ebenfalls absolut einwandfrei. Sämtliche Konversationen wirken Lippensynchron und sind dementsprechend sehr realistisch geworden. Es wird nicht immer akzentfrei gesprochen, aber es passt absolut zu der Atmosphäre, die das Spiel vermittelt. Läuft man durch die Straßen der Städte, sind ringsherum die verschiedensten Geräusche und Gespräche zu hören, es wiederholt sich ab und an immer mal wieder, aber das kann man getrost verschmerzen. Einzig der gute Leonardo begegnet einem doch ein wenig zu oft mit den gleichen banalen Floskeln - aber naja, er ist ja auch ein Genie der Wissenschaft und nicht der Rhetorik! Die Sounds der Waffen sind wirklich genial, verwendet man zu der PS3 noch die entsprechende Surround Anlage, kommen teilweise schon wahnsinnig geniale Kämpfe zu Stande. Die Dolby Digital Ausgabe haut dem Spieler teilweise brachiale Klänge um die Ohren, wenn die Schwerter in einem Kampf sich kreuzen.

Die deutsche Version von Assassins Creed 2 unterstützt neben der deutschen Sprache, noch 4 weitere die über das Optionsmenü ausgewählt werden können. Dies sind Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch. Wer allerdings mit dem Gedanken spielt sich aus Kostengründen die englische Version zu Importieren, hat leider nur das Vergnügen das ganze entweder auf Englisch oder auf Italienisch spielen zu können. Aufgrund des hohen Sprachaufkommens von mehr als 87000 aufgenommenen Sprachdialogen in 7 verschiedenen Sprachen, ist auf der englischen Version nur die Auswahl zwischen den beiden genannten Sprachen möglich. Fazit: Mit Assassins Creed 2 ist es der kanadischen Entwicklungsschmiede Ubisoft gelungen, den ersten Teil dieses famosen Action-Adventures noch einmal zu toppen. Mit viel Liebe zum Detail haben sie eine eigene Welt geschaffen unter Berücksichtigung historischer Bauwerke, realistisch wirkender Spielfiguren und spannungsgeladener Action. Die Atmosphäre die das Spiel bei einem hinterlässt, ist absolut genial. Bereits nach kurzer Spielzeit fiebert man mit seinem Alter Ego mit und freut sich auf die weiteren Erlebnisse und Geheimnisse die es zu entdecken gilt. Ubisoft hat keine Kosten und Mühen gescheut um uns - den Spielern - ein Produkt anzubieten, welches seine Mitbewerber in keinem einzigen Moment zu fürchten braucht. Mit der Entwicklung von Assassins Creed 2 hat Ubisoft sein Budget gegenüber dem ersten Teil nochmals um 20% erhöht, was sich aber unter Betrachtung des Erfolgs von Spielenachfolgern aus dem Hause Ubisoft garantiert nicht negativ auswirken wird. Haben doch Spiele wie Far Cry 2 oder Prince auf Persia sich um mehr als 50% öfter verkauft, als die ersten Teile dieser Serien. Aber es sei ihnen gegönnt, denn im Zuge der Entwicklung von Assassins Creed 2 hat Ubisoft 1300 neue Mitarbeiter eingestellt und 4 weitere Studios eröffnet. Somit können wir gespannt auf die nächsten Werke aus Montreal sein.

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