Das Nintendo Entertainment System zählt zu den ersten nennenswerten Heimkonsolen der Geschichte. Noch weit vor Playstation und der XBox verzauberte Nintendo seine Spieler mit Titeln die bis heute Kult sind. In der Dokumentation Nintendo Quest wird dieser Kult und der Stellenwert des bekannten NES Systems erneut stark hervorgehoben. Doch es geht nicht direkt um die Spiele und die Konsole, sondern um den Retro- und Nintendo Enthusiasten Jay Bartlett. Zusammen mit seinem langjährigen Freund und Regisseur der Dokumentation, Robert McCallum, machen sich beide mit einem kleinen Filmteam auf die Suche nach allen 678 NES Spielen innerhalb von Nordamerika. Sicherlich haben wir sehr sehr selten eine Dokumentation in unserer Review, doch bei diesem machen wir gerne eine Ausnahme.
Ein ganz besonderes Abenteuer quer durch Nordamerika für NES Spiele
Jay Bartlett ist, um es einfach zu Formulieren, ein Videospielefan der ersten Stunde. Doch sein Enthusiasmus geht direkt in die Richtung Nintendo Entertainment System Spiele, obwohl er Zuhause eine beachtliche Sammlung von Videospielen und anderen Konsolen der letzten Jahre besitzt. Robert McCallum (Zusehen im rechten Bild.) fragte Jay vor ein paar Jahren mal, ob dieser nicht Lust hätte eine vollständige NES-Spielesammlung zu besitzen. Aber nicht auf dem einfachen Weg via Online-Auktionshaus, wo einer seine Sammlung vielleicht verkaufen würde, sondern ganz "Old-School". Doch bevor ich nun weiter auf das Geschehen eingehe, ein kleiner Informationsfluss zur genannten Konsole selbst, die sicherlich ein Großteil unserer Leser kennen werden. Die erste Nintendo Konsole, welche 1983 seine erstmalige Veröffentlichung nur in Japan feierte und vor kurzem mit der Mini Nintendo Konsole im Retro-Look, eingebauten 30 Spiele und für die Neuzeit angepassten Features (HDMI Anschluss, HD Auflösung – alternativ auch mit Retro-Darstellung) ein Spin-Off bekam, war die eigentliche Videospiele-Offenbarung. Highend Grafik? Ne... 5.1 Sound? Wer braucht so etwas?! Blickt man etwas in die Vergangenheit von Nintendo, so wird man erfahren das diese zuerst natürlich die Arcade-Geräte veröffentlichten, welche in sogenannten Spielhallen beheimatet waren. Doch Nintendo erkannte rasch das Potential und stellte als zweite Auflage das Nintendo Entertainment System vor.
Die erste Version der Heimkonsole erschien lediglich in Japan unter den Namen Family Computer (Famicom) 1983. Die namentliche Änderung folgte zusammen mit einem Marketing Trick für den Release in den USA 1985. Wenn man heute als Jugendlicher auf diese Spiele blickt, dann hinterfragt man natürlich den Spielspaß. Nicht nur wegen der „billig“ wirkenden Grafik und dem sehr einfachen Gameplay, doch damals war es das Maximum und regte durchaus auch die Fantasy an. Die Dokumentation „Nintendo Quest“ baut eigentlich auf die Idee auf, das Jay Bartlett sich innerhalb von 30 Tagen eine NES Sammlung der Extraklasse zusammen kaufen muss. Darunter fallen alle NES Spiele die in Nordamerika erschienen, als nur rund 678. Der Hauptfokus des Films schweift recht schnell ab auf die 20 (Im rechten Bild zusehen) wirklich seltenen und teuren NES Spiele auf dem Markt. Doch die Regeln sind noch strenger als man denken mag, denn er muss die ganzen Spiele in 30 Tagen ohne die Hilfe von Freunden, dem Internet (Online-Shops und Auktionshäuser einbezogen), dem Filmteam finden/kaufen und alles aus der eigenen Geldbörse bezahlen. Und genau dies macht die Doku so interessant, denn Jay muss somit persönlich zu Händlern, anderen Videospiele-Enthausiasten oder auch Sammlern reisen und mit denen handeln. Sein einziges digitales Hilfsmittel ist ein IPad, allerdings nur zur Archivierung der bereits gekauften Spiele. Ob er am Ende die Sammlung voll bekommt, verrate ich natürlich an der Stelle nicht.
Die Storys zwischen der Story
Rob McCallum und Jordan Christopher Morris haben es natürlich nicht nur bei einer einfachen Dokumentation im Sinne "Folgen wir diesen Mann" belassen, sondern in einzelnen Abschnitten sowohl die Geschichte von Nintendo in Zwei Minuten behandelt, diverse kurze Statements geführt und natürlich die getroffenen Sammler, Händler, Fachleute, Illustratoren, Designer und Rekordhalter im Bereich Videospiele in ein kurzes Gespräch verwickelt. Neben einer Menge an Informationsfluss bietet die Dokumentation darüber hinaus einen tollen Einblick in die Meinungen, Empfindungen und auch den Grund, warum alle befragten eine so große Sympathie für das Nintendo Entertainment System besitzen. Besondere Anekdoten gibt es selbstverständlich auch. Und genau diese Elemente machen die Dokumentation so authentisch, denn viele Sprechen aus ihrer Kindheit und dem Gefühl, was sich ausbreitet sobald die Konsole startet. Doch nicht nur andere Personen wurden mit ins Boot geholt, sondern auch die verschiedenen Dialoge mit Jay (Zusehen im rechten Bild.) selbst stellen seine Persönlichkeit nach und nach vor. Von der Familie bis hin zu seinem großen Traum, eine vollständige Sammlung an NES-Spielen zu besitzen, ohne nun unpersönlich diese im Internet kaufen zu wollen. Gleichgesinnte Treffen, handeln und seinen Traum verwirklichen, darum geht es im Grunde bei dieser Dokumentation. Garniert wird übrigens das ganze mit netten Soundeinspielungen auf Midi-Basis, viele kleine Nintendo-typische Grafikeinblendungen und einer guten sprachlichen Übersetzung im Voice Over Stil.
Extras und Inhalt der Bonus DVD
Die Dokumentation erschien in den USA bereits im Sommer 2015. In unseren Breiten ist die Doppel-DVD zurzeit als Limited Collectors Edition erst seit letzter Woche erschienen. (Limited Collectors wegen der ersten Auflage!) Neben dem 93-minütigen Film gibt es auf der Haupt-DVD noch ein paar Extras und zwar direktere Ausschnitte aus verschiedenen Tagen. Leider besitzen diese keinen deutschen Untertitel, was ich etwas schade fand. Als zweite (Bonus) DVD fügten die Produzenten noch weiteres, nicht verwendetes, Material hinzu. Darunter sind ausgiebige Interviews mit Gaming-Ikonen und natürlich den Händlern. Doch was wäre eine Bonus-DVD ohne den nicht verwendeten Szenen? (Die sogenannten Deleted Scenes.) Diese sind natürlich auch reichlich vorhanden. Zum Beispiel gab es einen extra Drehabschnitt, wo Jay sein Zuhause und seine Star Wars Sammlung vorstellt. Die Bonus-DVD besitzt somit eine zusätzliche Spielzeit von mehr als 150 Minuten. Einziges Manko: Auch bei dieser Bonus-DVD hat man leider auf einen deutschen Untertitel verzichtet. Zudem gibt es keine Voice Over Übersetzung. Somit ist das gesamte Bonusmaterial original Englisch. Letztendlich ist dies aber nicht sonderlich tragisch, da die wichtigsten Elemente immer im Zusammenhang mit der vollen Dokumentation stehen.