Hart, härter, Meat Boy
Super Meat Boy - Article - Hart, härter, Meat Boy
Super Meat Boy
15.05.11 09:09 Test
Mit der nun auch erhältlichen Retail-Version von Super Meat Boy wagen auch wir uns endlich in das hackeschwere Abenteuer des kleinen Fleischjungen. Und bevor ihr es von jemanden anderen erfahrt. Ja, ...
Mit der Ultra Edition von Super Meat Boy hat das Dasein als exklusiver Downloadtitel nun endlich sein Ende gefunden. Zusätzlich zur nun erhältlichen, handfesten Retail-Ausgabe, dürfen sich Käufer obendrein über einige nette Gimmicks freuen, die dem Spiel beiliegen. Dies soll hier aber nicht zur Debatte stehen. Vielmehr nutzen wir jene Gelegenheit, das Hochgelobte Jump ’n’ Run nun endlich einmal selbst zu testen. Was ist dran am riesigen Hype um den Plattformer, der von einem kleinen amerikanischen Team entwickelt wurde?

Story
Die Handlung des Spiels ist ebenso minimalistisch, wie dessen grafische Darstellung. Als kleiner roter „Fleischwürfel“ muss man versuchen seine Freundin „Bandage Girl“ aus den Fängen des bösen „Dr. Fetus“ zu befreien. Mehr gibt die Story leider nicht her, was bei diesem Titel aber auch eher nebensächlich ist. Das Ganze wird gelegentlich durch nette Zwischen-Sequenzen aufgelockert, was trotz fehlender Sprachausgabe und belangloser Grafik durchaus einen gewissen Charme zu verbreiten weiß. Denn Gesten sagen oft mehr als Worte.


Nun aber zum eigentlichen Kernstück, was den Titel zu seinem doch beachtlichen Erfolg führte. Ohne groß Orakeln zu müssen, kann dies eindeutig dem klassischen Gameplay zugeordnet werden. Neben der zweidimensionalen Spielwelt, spricht Meat Boy vor allem Freunde von knackigen Schwierigkeitsgraden an, was man heutzutage absatzfördernd nur noch sehr selten vorgesetzt bekommt. Diesen Anspruch schreiben sich zwar auch andere Titel auf die Fahnen, aber mit Meat Boy bekommt Frust und Hartnäckigkeit eine völlig neue Bedeutung. Dies scheint nicht wenige Spieler anzusprechen, wie der Erfolg des Spiels zeigt. Aber Achtung: Gegenüber einem Gamepad, sprich der Konsolen-Fassung, fordert die Tastatur doch einiges mehr vom Spieler ab.

Womit wir auch schon bei der allgemeinen Steuerung wären. Hier erlauben sich die Entwickler sogar den ein oder anderen Scherz, was das spielen via Tastatur angeht. So darf man sich der weilen zum Start des Spiels über diverse Kommentare freuen, die sich auf dem Screen eines eingeblendeten Gamepads befinden. Unter anderem gibt es dort solch nette Zitate ala Gamepad vs Tastatur: Winner = Gamepad. Damit dürfte sich wohl jeder PC-Hardcore Gamer besonders angesprochen fühlen, auch wirklich das letzte aus sich heraus zu holen.


Die Tastatur-Steuerung an sich ist relativ simpel gehalten. Um seinen Fleischburschen durch die einzelnen Levels zu jagen, von denen übrigens 320 vorhanden sind, benötigt man lediglich vier Tasten. Zum Bewegen jeweils die rechte oder linke Pfeiltaste, zum springen auf Space sowie für schnelleres Laufen und diverse Specials muss Shift herhalten. Hört sich einfacher an, als es letztendlich ist. Nicht das man sich dabei einen Knoten in die Finger dreht, aber der richtige Anschlag und ein haargenaues Timing sind dabei unerlässlich. Was damit genau gemeint ist, wird jeder Spieler sofort nach den ersten absolvierten Levels merken.

Gameplay-technisch birgt Super Meat Boy keine großen Überraschungen. In guter alter Jump ’n’ Run Manier geht es dementsprechend über Stock und Stein, nur das die Fallen um einiges gemeiner sind. Eventuell das entlang rutschen an Wänden und Decken sowie die fehlende Speicherfunktion in den einzelnen Levels selbst, ist nicht ganz dem 08/15 Gameplay jenes Genres zuzuschreiben.


Die einzelnen Abschnitte der Levels bieten jede Menge Abwechslung. Ob Wälder, Krankenhäuser oder auch Salzfabriken, ständig erwartet einem ein vielfältiges Design. Leider werden nur die wenigsten dafür ein Auge haben, da man im Verlauf des Spiels wohl nur noch einen Blick für die nächste bösartige Falle hat. Und davon gibt es reichlich. Rostige Nägel, Kreissägen in allen Varianten, Feuerfallen, Laser usw., überall darf der kleine Meat Boy seinen roten Pixelbrei hinterlassen. Obwohl es bereits nach dem ersten Abschnitt in Sachen Schwierigkeit steil bergauf geht, wie auch der Frustpegel, besitzt der Titel doch seltsamerweise einiges an Motivations-Potenzial, um einen bei der Stange zu halten.
Wie es in der Produktinfo zum Spiel selbst heißt, ist Meat Boy in diesem Punkt am ehesten mit NES-Klassikern wie Mega Man 2, Ghosts and Goblins und Super Mario Bros. - The Lost Levels vergleichbar.

Kaum ein anderes Game würde es wohl schaffen, einem auch nach dem zigsten Tode das Level nochmals von vorn anfangen zu lassen. Hier sei angemerkt, das jene Spielabschnitte aber auch relativ kurz gehalten sind, was einem daher auch leichter fällt, als bei anderen Spielen. Der Hype um Meat Boy wird ebenfalls sein übriges tun, sich dieser knackigen Herausforderung nicht voreilig zu entziehen. Nicht minder motivierend ist die eingebaute Replay-Funktion. Wer für die Überwindung eines Levels zig Meat Boys verheizt, bekommt zur „Belohnung“ am Ende ein besonderes Schauspiel geboten. Egal wie viele Anläufe nötig waren, werden im Replay alle aufgewendeten Spielfiguren auf einmal durch den entsprechenden Spielabschnitt gejagt.


Ansonsten wartet Super Meat Boy mit wenig Einstellungsmöglichkeiten und Features auf. So bleibt die Steuerung zum Beispiel auf den vorgegebenen Tasten begrenzt und auch was die Grafik-Optionen betrifft, geht es nicht über eine Anpassung der Bildschirmauflösung hinaus.
Erwähnenswerte Features wären da noch eine Bestenliste unter Freunden sowie eine Statistik-Übersicht, die beide aber ebenfalls nur sehr beschränkte Einblicke gewähren. Etwas umfangreicher präsentiert sich da schon der nachgereichte Level-Editor zum erstellen eigener Spielabschnitte. Dieser muss aber extern via Steam heruntergeladen werden, liegt bisher nur in einer englischen Version vor und befindet sich aktuell noch im Beta-Stadium. Ein erster Eindruck vermittelt einen recht übersichtlichen, einsteigerfreundlichen Editor, der das Spiel in Zukunft noch um viele interessante Levels bereichern dürfte.

Fazit
Ich kann mich ehrlich nicht mehr daran erinnern, wann ich zum letzten Mal auf solch ein hackeschweres Spiel getroffen bin. Bereits nach wenigen Spielabschnitten offenbart sich Super Meat Boy als eine echte Herausforderung. So gesehen eigentlich kein Titel für einen großen Markt, doch durch sein geradliniges und unkompliziertes Gameplay schaffen es die Entwickler dennoch, das man nicht gleich die Flinte ins Korn bzw. die Tastatur in die nächste Ecke befördert. Der stets präsente Retro-Charme, was Design und Sound betrifft, tut sein übriges. Aber Achtung: Wer sich auch nur ansatzweise zur Gattung der temperamentvollen Gamer zählt, sollte doch besser die Finger davon lassen.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.

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Erstellt von LidoKain
Zuletzt online: 9 Jahre 3 Monate
Kategorie:
Test
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Aktualisiert
15. 05. 2011 um 09:09
15. 05. 2011 um 09:09
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