Arcania: Gothic 4
Dem noch nicht genug hat er auch noch mit einem Nebenbuhler zu kämpfen, denn Knut ist ebenfalls scharf auf die Braut.
Dies alles dient als Einstieg zur Grundgeschichte von Arcania: Gothic 4, denn sobald unser Held seinen Antrag gemacht hat, wird die kleine Insel samt schwangerer Braut in Schutt und Asche gelegt. Angeblich von König Rhobar III, Kenner der Reihe wissen, dass es sich hierbei um die Hauptfigur, also dem namenlosen Helden aus Gothic 3 handelt.
Jeder gestandene Mann weiß nun was zu tun ist, so auch unser namenloser Held in Gothic 4. Rache ist die einzige Antwort auf diese grausame Tat, da wird sich wohl auch in den nächsten 1000 Jahren nichts ändern. So ziehen wir los und bitten Diego um Hilfe, den wir schon zuvor auf der kleinen Insel getroffen haben. Mehr wollen wir uns gar nicht um die weitere Geschichte scheren, denn sie wird im zunehmenden Verlauf noch sehr seltsame Wendungen nehmen.
Zu einem guten Spiel gehört aber mehr als eine gute, also eine relativ gute Geschichte. So muss die Welt und die Charaktere stimmig sein. Die Quest müssen einen unterhalten können und das Gameplay, da insbesondere das Kampfsystem müssen einen begeistern können. Geografisch hat Spellbound hier sehr gute Arbeit geleistet, ohne sich jedoch unsterblich zu machen. Arcania sieht einfach fantastisch aus, vermag es aber nicht bestimmte Akzente setzen zu können. Alles sieht schick und idyllisch bis fürchterlich zerstört aus, jedoch nie atemberaubend oder noch besser Ausgedrückt, nie irgendwie an die Gothic Reihe erinnernt. Dies ist also Kritik und positives Feedback zu gleich. Um dies klar auf den Punkt zu bringen, Arcania ist optisch mehr ein Risen als ein Gothic, auch wenn einige Viecher bekannt vorkommen. Nicht nur die Grafik erinnert an Risen, sondern auch das Gameplay, wobei hier noch erwähnt sein sollte, das Risen in keinem Winkel seiner Insel so nervend war, wie dass Spiel hier. Ständig bleiben wir an irgendwelchen unsichtbaren Wänden hängen, können nicht über einen kleinen Felsen steigen ohne zu stoppen und springen zu müssen. Wer sich traut auch mal über einen Felsvorsprung zu hüpfen kann sehr verblüffende Erfahrungen sammeln.
Denn wenn hier auf ein Bereich getroffen wird, den die Entwickler nicht als begehbare Zone vorgesehen haben, grüßen die Engel bzw. der letzte Savepoint.
Auch bleiben wir einfach in mitten des Weges hängen, müssen ausweichen wo nichts auszuweichen ist. Dies setzt sich durch das gesamte Spiel fort, und nervt einfach gewaltig.
Hier kann das Kampfsystem gegen halten und verlorenen Boden wieder gut machen. Allerdings nur für Spieler, die zuvor nie ein Gothic Spiel gespielt haben. Denn wie so vieles an Arcania, erinnert auch dieses nicht am entferntesten an den alten Erfolg. Simpel, dynamisch und ohne große zu fordern wird hier einfach nur die Maus strapaziert. Klicken bis der Arzt kommt, mehr ist nicht nötig. Aber wir wollen nicht all zu streng sein, ein kleinen taktischen Anteil gibt es auch, so kann der Namenlose zum Beispiel auch Seitwärts Rollen tätigen. Da wir aber schon recht früh dermaßen overpowered sind, kommt dies einem arroganten Spiel mit dem Gegner gleich. Von Anspruchsvollen Kämpfen ist Arcania soweit entfernt, wie die irdische Menschheit vom gelungen Klimaschutz. So findet man immer wieder Mittel und Wege, die KI zu überlisten. Wie zum Beispiel bei einem Foltermeister, der patu nicht sterben wollte. Nach mehreren Versuchen ihn direkt anzugreifen, blieben wir einfach im Raum davor stehen und beschossen ihn mit Pfeil und Bogen. Just war der gute Mann ins Jenseits geschickt worden, ohne das der sich überhaupt bewegt hatte. Sehr seltsam aber irgendwie typisch für Arcania, denn solche Tricks gibt es viele.
Das vereinfachte Kampfsystem ist übrigens nicht das einzige, was auf absolutem Mainstream herunter gefahren wurde. Im Grunde wird für dieses Spiel keine Lösungshilfe benötigt, denn es nimmt einen an die Hand, wie eins die Mami im zarten Vorschulalter. Jede Quest wird vorbildlich dokumentiert und in der Minimap angezeigt. Zu keinem Zeitpunkt im Spiel wussten wir, was nicht zu tun ist. Was auch daran liegt, das Arcania erstmalig als Level-Spiel unter das Volk gebracht worden ist. In einzelnen Teilabschnitten kann ich kindgerecht die Quests abarbeiten, um dann ins nächste Gebiet überzugehen.
Anders als zum Beispiel in Drakensang, können wir jederzeit wieder zurück kehren.
Selbst wenn Spellbound uns mehrere Schwierigkeitsgrade mit auf dem Weg gegeben hat, so bleibt einfach der Eindruck zurück, das hier auf Masse statt auf Klasse gesetzt wurde. Arcania: Gothic 4 ist definitiv keine Gothic mehr, würde es nur Arcania heißen, könnte man sich so manche Zeilen diesbezüglich einfach sparen und Arcania spielen.
Also weiter geht es mit den unnützen Vergleichen zur alten Serie. Unser Namenlose kann nun auch nicht mehr Schlafen, also stimmt nicht ganz so, schlafen kann er schon, nur bringt es ihm rein gar nichts. So müssen wir die Tageswechsel komplett durchspielen, ob es einem nun gefällt oder nicht.
Auch kann er nun jede Kiste plündern, egal ob der Besitzer auf ihr sitzt oder neben ihr steht, dies interessiert ihn einen Feuchten. Noch schlimmer ist es beim Crafting-System, hier brauchen wir nur noch die entsprechenden Rezepte zu finden oder zu kaufen und die jeweiligen Zutaten im Inventar zu besitzen. Anschließend reicht dummes geklicke (Taste-C) im Menü und zack, fertig ist der Krempel.
Noch billiger kann man Spieler nicht abspeisen. Alles schreit nach einer absoluten Konsolen-Anbiederung, dass hat mit einem Rollenspiel im Grunde herzlich wenig zu tun.
Aber es funktioniert und je länger wir uns die Synapsen veredeln lassen, umso mehr ist es uns egal. Auch wenn das Ganze nur zur Oberflächlichkeit verkommt, die selbst ein Spiegel als grobes Schmirgelpapier aussehen lässt, es macht einfach richtig Spaß.
Ebenfalls in politischer Einfachheit gehalten ist die Charakterentwicklung. Hier bekommen wir je Aufstiegslevel drei Punkte die wir in ein paar Basiswerte wie zum Beispiel Kampfgeist, Disziplin, Vitalität, Präzision oder unter anderem Heimlichkeit verteilen dürfen. Dabei sollte eigentlich nur darauf geachtet werden, welche Spezialisierung man später eingehen möchte. Also ob Magie oder doch eher Kampf. Das war es dann aber auch schon, das kennen Spieler der älteren Teile aber besser.
Auch die üppige Flora und Fauna aus vergangen Tagen musste wohl der zunehmenden Umweltverschmutzung weichen, denn das Angebot ist fast schon lächerlich. Neben Thymian, Sonnenbeeren, Knospenden Heilpflanzen und Knospenden Manapflanzen, gibt es da nicht mehr viel. Wir haben noch Knospendes Orgablatt, Blaubeeren und Heilpflanzen entdecken können. Ähnliche Vielfalt gibt es auch beim Getier. Wieder ein Beispiel für die konsequente Umsetzung das nicht Vorhandenseins.
Zusammenfassend hört sich das an, als wäre Arcania: Gothic 4 der Reinfall des Jahres. Mitnichten können wir da nur sagen, allerdings wird dies der eingefleischte Gothic-Fan anders sehen und zurecht. Alleine die kurze Spieldauer von weniger als 30 Stunden spottet der alten Piranha Bytes Ambitionen, hinzu kommt die fast zur Belanglosigkeit verdorbene Tiefe des Titels und das Kindergeprügel in den Kämpfen.
Wer sich allerdings davon befreien kann, der wird ein solides und seichtes und sehr unterhaltsames Rollenspiel spielen dürfen. Denn das bietet Arcania allemal.
Dazu kann die deutsche Sprachausgabe ein weiteres tun, denn diese ist durchweg sehr gelungen. Auch wenn hier und da, und da kommen wir wieder nicht an den alten Titeln vorbei, die derbe und grobe Sprache der ersten Teile bisweilen etwas zu gut imitiert worden ist. Aber insgesamt funktioniert sie ausgezeichnet und unterhält richtig gut, Neulinge wird der Unterschied eh egal sein. Außer sie stoßen sich an dem rauen Ton in Myrtana.
Sollte der geneigte Leser dieses Tests nun zum Schluss gekommen sein, das Arcania: Gothic 4 vielleicht doch nicht das richtige für ihn ist, dem sei folgendes ans Herz gelegt.
Arcania ist kein Gothic mehr, dafür aber ein sehr sehr unterhaltsames und auch technisch solides Rollenspiel, mit wenig Anspruch. Also eventuell genau das Richtige für Einsteiger in dieses Genre.
Gohtic-Fans müssen sich einfach damit abfinden, dass das Reich um Myrtana, nach dem Fiasko von Gothic 3 und dem Add-on Götterdämmerung dem finanziellem Mainstream weichen musste. Dennoch macht das Spiel Spaß und so einige Charaktere aus alten Zeiten sind ja auch wieder mit von der Partie.
Erfahre hier, wie der Titel in unserer Wertung abgeschlossen hat.
KommentareInhalt:Kommentare
10
Flyffspielerin03.11.10 16:02
schade!
Erstellt von nilius
Zuletzt online: 1 Tag 15 Stunden
Kategorie:
Test
Veröffentlicht
Aktualisiert
02. 11. 2010 um 09:17
02. 11. 2010 um 09:17
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